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Klimaprotest in der Berliner Vorstadt in Potsdam .

© Peer Neumann

Bunte Rauchbomben in der Berliner Vorstadt: Klimaschützer demonstrieren gegen Reichtum in Potsdam

Aktivisten des Klimacamps am Staudenhof haben am Heiligen See demonstriert und Flugblätter in Briefkästen gesteckt. Was hinter der Aktion steckt.

Am Sonntag demonstrierten Teilnehmer des Klimacamps am Staudenhof in der privaten Leonardo-da-Vinci-Straße in der Berliner Vorstadt mit Rauchbomben in Regenbogenfarben und einem Transparent mit der Aufschrift „Wir können uns die Reichen nicht leisten“.

In Briefkästen wurde ein Flugblatt geworfen; darauf war unter anderem zu lesen, dass die reichsten Menschen, ein Prozent der Weltbevölkerung, für doppelt so viel CO2-Ausstoß verantwortlich seien wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung.

In kaum einer anderen Stadt im Osten Deutschlands seien die sozialen Unterschiede so groß wie zwischen den Villenvierteln der Berliner Vorstadt und den Plattenbauvierteln Am Stern und im Schlaatz. Das gelte auch für die Unterschiede beim CO2-Ausstoß. Zusätzlich würden die Reichen der Stadt teure Anlageobjekte bauen und damit die Mieten in der Stadt weiter nach oben treiben. Die Demo wurde als „ein Auftakt“ bezeichnet.

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Aufruf zum Abriss von Bootsstegen der Villenbesitzer

Es werde Zeit, den Reichen „auf die Pelle zu rücken“. Wörtlich heißt es im Flugblatt: „Reißen wir die Stege ab, mit denen viele Villenbesitzer oft die Uferwege versperren, beschlagnahmen wir leer stehende Villen und bringen dort Geflüchtete unter. Belegen wir die Zweit- und Drittautos mit zusätzlichen Abgaben.“

Mit Fake-Zitaten von Prominenten wurde gegen den geplanten Abriss des Staudenhofs demonstriert.

© Andreas Klaer/PNN

Das Thema Klimaschutz würde mit dem Staudenhof zusammenhängen, sagte Holger Zschoge vom Bündnis „Potsdam - Stadt für alle“ über den Protest am Heiligen See. „Es geht um eine bezahlbare Stadt, einen sozialen Stadtumbau und den Klimaschutz.“ Mit dem Klimacamp habe man ein Signal setzen wollen. Zschoge ist zufrieden mit der Beteiligung am Camp.

21 Bündnisse, Organisationen und Initiativen hatten zur Teilnahme aufgerufen, um gegen den Abriss des Staudenhofs zu demonstrieren. Es gab Workshops, einen 24-Stunden-Lauf um den Staudenhof, Konzerte und Diskussionsrunden. Zeitweilig sei es richtig voll gewesen, so beim Konzert des Kama Orchestra am Samstagabend, so Holger Zschoge.

Viele Menschen aus der Nachbarschaft hätten sich beim Klimacamp informiert. „Das Camp steht dafür, wie man öffentlichen Raum lebendig machen kann“, sagte Zschoge. „Der Alte Markt ist das platte Gegenteil.“ Dort seien nur Touristen, aber keine Potsdamer unterwegs.

Samstagnacht wurde der Staudenhof von sechs Personen kurzzeitig besetzt. Die Polizei beendete die Besetzung.

Der Abriss des Staudenhofs wurde von der Mehrheit der Stadtverordneten beschlossen und wiederholt bestätigt, zuletzt am 3. Mai. Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) verwies am Sonntag auf diese Beschlusslage. Dagegen spricht sich das Bündnis „Staudenhof retten!“ aus. Unterstützt wird diese Initiative auch vom Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber.

Die kommunale Pro Potsdam hat gegen zwei Altmieter des Staudenhofs Räumungsklagen angestrengt. Zudem leben noch bis zu 90 Geflüchtete in dem Gebäude, denen nach und nach andere Unterkünfte angeboten werden. Noch am Sonntag zogen drei aus der Ukraine geflüchtete Brüder aus dem Haus aus.

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