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Das ab Mai gültige 49-Euro-Ticket setzt den Verkehrsbetrieb Potsdam unter Druck.

© Andreas Klaer

Bundestag beschließt 49-Euro-Ticket: Verkehrsbetrieb in Potsdam befürchtet Einbußen

Der ViP wirbt dafür, die Fahrkarte in der Landeshauptstadt zu kaufen. Denn die Einnahmen landen dort, wo man das Ticket erwirbt.

Jörg Mühling ist Abteilungsleiter für Marketing und Vertrieb beim Verkehrsbetrieb Potsdam (ViP). Aber er ist auch selber Fahrgast, pendelt werktäglich aus dem Potsdamer Umland in die Landeshauptstadt. Entsprechend zwiespältig sieht er das Deutschlandticket: „Für Fahrgäste ist das eine tolle Sache, ganz klar. Aber uns Verkehrsbetriebe stellt es vor Herausforderungen“, sagt er.

Das Deutschlandticket kostet 49 Euro, der Verkauf beginnt bundesweit am 3. April. Ab dem 1. Mai kann man damit alle öffentlichen Verkehrsmittel außer Fernverkehrszüge nutzen, und zwar in ganz Deutschland. Das Ticket ist ein Abo, allerdings monatlich kündbar. Gekauft werden kann es bei allen Verkehrsbetrieben in Deutschland und der Deutschen Bahn.

Die Einnahmen landen zunächst dort, wo man die Tickets kauft – unabhängig davon, ob man es für Busse in Potsdam nutzt oder für eine Regionalbahnfahrt an die Ostsee. Der ViP wirbt deshalb mit Verve dafür, das Ticket in Potsdam zu kaufen. „Jetzt ist Solidarität mit dem Verkehrsbetrieb gefragt – damit das Geld auch in Potsdam bleibt“, sagt ViP-Vertriebsleiter Jörg Mühling.

Obgleich der ViP für den Kauf des 49-Euro-Tickets wirbt – begeistert davon ist er nicht: „Ein Baustein auf dem Weg zur Verkehrswende ist es nach unserer Einschätzung nicht“, so ViP-Geschäftsführer Uwe Loeschmann. „Das Problem ist: Man dreht am Preis, bevor man die Kapazitäten angepasst hat“, sagt er. Denselben Fehler habe man schon beim Neun-Euro-Ticket gemacht.

„Wenn sich durch das 49-Euro-Ticket die Nachfrage erhöht und wir an unsere Kapazitätsgrenze stoßen, können wir nur noch reagieren“, sagt er. Der Preis von 49 Euro habe zudem eine gläserne Decke geschaffen: Teurere Angebote werden ungleich unattraktiver. „Wir müssen im Grunde unsere gesamte Tarifstruktur überdenken“, sagt Loeschmann.

Jetzt ist Solidarität mit dem Verkehrsbetrieb gefragt – damit das Geld vom Ticket auch in Potsdam bleibt

 ViP-Vertriebsleiter Jörg Mühling

Der ViP ist auf die Einnahmen durch den Fahrkartenverkauf angewiesen: Nach Angaben des Verkehrsbetriebs belaufen sich die jährlichen Ausgaben auf etwa 65 Millionen Euro. Knapp die Hälfte davon müsste durch den Verkauf von Fahrtickets und Abos selbst erwirtschaftet werden.

Welche Angebote lohnen sich?

Wer selten außerhalb von Potsdam reist, für den können klassische Angebote des ViP durchaus attraktiver sein als das Deutschlandticket: Das Abo Potsdam AB kostet monatlich zum Beispiel 38,15 Euro. Damit kann man zwar nur in der Landeshauptstadt reisen, dafür ist es günstiger als das Deutschlandticket und bietet auch einige andere Annehmlichkeiten: Zum Beispiel ist es auf andere Personen übertragbar und zu bestimmten Uhrzeiten darf Begleitung auf dem Ticket mitfahren. Andere Angebote lohnen sich kaum noch, zum Beispiel das Abo Potsdam ABC für 57,50 Euro, mit dem man auch in Umlandgemeinden wie Werder, Michendorf und Teltow fahren kann.

Auch, dass das Deutschlandticket monatlich kündbar sein wird, fordert den ViP heraus: „Für uns sind die Einnahmen dadurch viel schwieriger zu kalkulieren“, sagt ViP-Vertriebsleiter Mühling. Wenn man, wie bei den ViP-Abos, Kunden über ein halbes Jahr bindet, mache dies die Planung ungleich einfacher. „Die Rabattierung des Fahrpreises führt definitiv zu Mindereinnahmen“, meint Geschäftsführer Loeschmann. Somit stünden auch künftige Investitionen des ViP in Frage, wenn es keinen Ausgleich durch die öffentliche Hand gebe.

Bis 2024 gleichen Bund und Länder Erlösausfälle der Verkehrsbetriebe aufgrund des Deutschlandtickets mit jeweils 1,5 Milliarden Euro aus, teilte eine Sprecherin des Ministeriums für Infrastruktur und Landesplanung in Brandenburg mit. „Für die Folgejahre ist vorgesehen, dass Bund und Länder gemeinsam vereinbaren, wie die Finanzierung durch Ticketeinnahmen und die vereinbarten Zuschüsse sichergestellt wird“, heißt es weiter. Man sei zuversichtlich, auch nach 2024 eine sachgerechte Finanzierung des Tickets zu erreichen.

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