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Links und rechts der Langen Brücke: Brückenschlag

Peter Tiede über die nötige Verbindung zweier Potsdamer Stadträume am Fuße des Brauhausberges und Fehler in der Speicherstadt

Naja, schön geht anders. Aber sollen Anleger doch kaufen, wo sie wollen und Mieter einziehen wo es ihnen gefällt. Eben auch in die neuen Bauten, mit denen ein Bauträger nun die alten Speicher in der Speicherstadt ersetzt – Richtfest war dieser Tage. Für die Stadt Potsdam aber muss das ein Ende darstellen: So hoch gebaut, dass der Brauhausberg dahinter einfach weg zu sein scheint, wenn man von der anderen Havelseite schaut; so dicht bebaut, dass Gardinen Pflicht werden sollten; und einen Uferweg hatte die Stadt – na, huchherje! – vergessen dem Investor in die Verträge zu schreiben. So geht es also in der Speicherstadt mal eben mittenmang statt schön am Wasser lang. Kurzum: So nicht weiter.

Und wie dann? Auf jeden Fall urban – und modern gen Leipziger Dreieck, neuem Badstandort und Bahnhof. Denn am anderen Ende der Langen Brücke, gegenüber der Stadtschlossseite, wird sich ein wesentlicher Teil des künftigen Stadtcharakters entscheiden. Dort werden die Stadtherren und Planer von heute etwas Neues in Potsdam bauen – den Beitrag unserer Zeit für das neue Potsdam: Den Lückenschluss zwischen dem „angebauten“ und dem alten Potsdam. Was derzeit noch getrennte Stadtwelten sind, muss am Fuße des Bauhausberges, neben dem abscheulichen Bahnhofskolloss und am Verkehrsknoten zu einem werden. Aus dem zugigen Verkehrsraum mit der Bahnhofssünde muss etwas mit Aufenthaltsqualität werden. Es reicht nicht, wieder nur eine Passage von Potsdam A nach Potsdam B zu bauen, durch die man als Fußgänger oder Radfahrer irgendwie durch muss. Stadt muss dort her.

Der Architekt Christoph Kohl hat mit seinem Masterplan, in dem er 2009 Brauhausberg und Speicherstadt als einen Planungsraum zusammen behandelte, Maßstäbe gesetzt. Nur: Auch dieser Plan reicht nur bis an den Fuß des Berges, bis ans Leipziger Dreieck. Es muss aber genau von dort aus weitergehen: Der Verkehr muss weiter durchpassen, aber der Raum muss anders gestaltet, verbunden werden. Vor allem: Dem Bahnhof muss architektonisch und stadtraum-gestalterisch seine unsägliche Wirkung genommen werden. Und von den letzten Flächen der Speicherstadt her (in städtischer Hand) muss eine gemischte Entwicklung erfolgen: mit Handel und Gewerbe, Hotelstandort (als Ersatz fürs Mercure-Hotel?) und Wohnungen. Auch: für die untere Mittelschicht bezahlbare Wohnungen. Denn auch das entscheidet über die Qualität: die soziale Mischung derer, die dort wohnen sollen/wollen.

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