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Mit verschiedenen Geräten wird untersucht, wie schnell die Algen wachsen.

© Ottmar Winter

Aus dem Glaskolben in die Creme: Hochmodernes Labor in Golm soll Forschung schneller in die Praxis bringen

Im Wissenschaftspark wurde ein neuer Zusammenschluss eingeweiht. Das innoFSPEC-Transferlabor ist mit Technologie im Wert von zehn Millionen Euro ausgestattet. 

Die Flüssigkeit in den großen Glasbehältern ist knallgrün. In den von hinten beleuchteten Kolben im Labor im Wissenschaftspark Golm sind Algen in Wasser. Mit verschiedenen Geräten wird untersucht, wie schnell diese wachsen und wie sie auf Einflüsse wie die Lichtstärke reagieren. Das Besondere: Dafür müssen keine Proben genommen werden, die dann unter das Mikroskop gelegt werden. Sondern sie können direkt während des Prozesses gemessen werden.

Das Wissen soll nicht hier bei uns versauern, sondern rausgehen in die Welt.

Chemiker Marvin Münzberg

Die Technologie, faseroptischen Spektroskopie und Sensorik genannt, wird im Potsdamer Zentrum für Innovationskompetenz innoFSPEC entwickelt. Doch sie soll nicht im Labor des 2008 eröffneten interdisziplinären Zentrums von Universität Potsdam und Leibnitz-Institut für Astrophysik bleiben, sondern Firmen zunutze kommen.

Um diesen Transfer aus der Wissenschaft in die Praxis zu erleichtern, wurde am Freitag das neue innoFSPEC-Transferlabor eröffnet. Es ist „das erste, nicht projektfinanzierte, Labor an der Universität Potsdam mit einer derart spezifischen Ausrichtung“, heißt es im neuen Newsletter von Potsdam Transfer. Das Labor ist mit modernster Technologie im Wert von 10 Millionen Euro ausgestattet. 

So werden die Algen nicht zu reinen Forschungszwecken im Labor untersucht. Sondern auch in Kooperation mit einem Landwirt, der diese in großem Stil anbauen will, um daraus Komponenten für Kosmetika wie Cremes oder andere Produkte zu gewinnen. „Das Wissen soll nicht hier bei uns versauern, sondern rausgehen in die Welt“, sagt der Chemiker Marvin Münzberg, als er durch das Labor führt.

Chemiker Marvin Münzberg im Labor in Golm.

© Ottmar Winter

„Wir wollen zwei Teile zusammenfügen, Forschung und Transfer“, sagte Hans Henning von Grünberg, Leiter des Transferlabors, bei der feierlichen Eröffnung am Freitag. Durch die neue Organisationsstruktur würden innoFSPEC und Transferlabor zu einem Zwillingslabor. Der zweite Teil des Zwillings ist ein Teil des Projektes Innovative Hochschule an der Uni Potsdam.

Wie können Forschungsergebnisse in der Praxis angewendet werden?

Der Präsident der Universität Potsdam, Oliver Günther, nannte den Zusammenschluss in seiner Rede „eine sehr gelungene symbiotische Arbeit“. Es entwickle die bereits bestehenden Transferstrukturen weiter und „wird dazu beitragen, den Ruf der Universität Potsdam zu mehren“.

Hans Henning von Grünberg ist seit 2021 Transfer-Professor an der Uni Potsdam.

© Ottmar Winter

Wie können Forschungsergebnisse in der Praxis angewendet werden? Um diese Frage geht es beim Transfer, für Universitäten und Wissenschaftler seit Jahren ein wichtiges Thema. An vielen Hochschulen beschäftigen sich eigene Abteilungen mit dem Thema. An der Uni Potsdam übernehmen Potsdam Transfer, der Start-up Service der Uni und die UP Transfer GmbH, ein Tochterunternehmen der Uni diese Aufgaben. Mit Erfolg: Beim aktuellsten Gründungsradar landete die Uni Potsdam auf Platz drei unter den großen Hochschulen bundesweit.

2021 hat die Uni dafür sogar eine eigene Professur geschaffen - nach Angabe des Präsidenten als erste Hochschule in Deutschland. Hans Hennig von Grünberg, auch Direktor von Potsdam Transfer, hat den neuen Lehrstuhl für Wissens-und Technologietransfer an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät inne. Von Grünberg, so schrieb er es Anfang des Jahres in einem Text für eine Uni-Zeitschrift, sieht im Transfer die dritte Säule der universitären Aufgaben - neben Forschung und Lehre. Das neue InnoFSPEC-Transferlabor ist eines der ersten großen Projekte.

„Unser Ziel ist es, die faseroptische Spektroskopie und Sensorik so weit zu erproben, anzupassen und weiterzuentwickeln“, so von Grünberg, „dass sie in vielfältiger Weise Eingang in die Industrie finden oder auch in anderen Forschungseinrichtungen genutzt werden kann“.

So wird im Labor beispielsweise mit Bakterien gearbeitet, die Bioplastik produzieren. Mit einer bestimmten Technologie kann während der Fermentation in Echtzeit gemessen werden, wieviel die Bakterien herstellen. „So haben wir sofort die Kontrolle, reduzieren gleichzeitig die Prozesskosten und erhöhen die produzierte Menge an Bioplastik“, sagt Marvin Münzberg. Das Anwendungspotential sei enorm - und interessant für ganz unterschiedliche Firmen.

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