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Landeshauptstadt: Anpfiff für die Kirche

Neujahrsempfang des Kirchenkreises und Diakonischen Werkes

Babelsberg - Einem aktuellen Ereignis war der diesjährige Neujahrsempfang des Kirchenkreises Potsdam und des Diakonischen Werkes am gestrigen Sonntag im Gemeindesaal der Babelsberger Kirchengemeinde gewidmet: Der Fußballweltmeisterschaft 2006. Bereits im Herbst 2005 wurde gemeldet, dass die Evangelische Kirche in Deutschland die kostenlosen Übertragungsrechte für nicht-kommerzielle Anbieter erhalten hat und in bis zu 16 000 Kirchen und Gemeindehäusern die Spiele zeigen darf.

Vor diesem Hintergrund hatten Superintendent Bertram Althausen und Geschäftsführer Marcel Kankarowitsch den Sportjournalisten Hanns Ostermann eingeladen, die Neujahrsrede zu halten. In knappen, nüchternen Sätzen erläuterte Ostermann, Sohn eines Pfarrers und seit seiner Kindheit fußballbegeistert, die positiven und negativen Seiten des Phänomens Fußball, welches kompaktes Leben, Leidenschaft, Begeisterung, Gemeinschaftssinn, aber auch mediale Vermarktung und finanzielle Spekulationen bietet, wie keine andere Sportart. Für die Kirche könnte das bedeuten, dankbar zu sein, dass während der Weltmeisterschaft „die Welt zu Gast bei Freunden“ ist, sich den örtlichen Fußballvereinen zuzuwenden und bei Bedarf zu unterstützen, und die Spiele zu nutzen, um mit Menschen fremder Kulturen und Nationen ins Gespräch zu kommen.

Zu Beginn hatte Superintendent Bertram Althausen auf kirchliche Aktionen hingewiesen, die 2005 getreu dem Bonhoeffer-Wort „Kirche für andere“ durchgeführt wurden. So die gemeinsame Aktion gegen Rechts „Potsdam bekennt Farbe“ im November, die Eröffnung von fünf weiteren evangelischen Schulen in Brandenburg und den Aufbau einer ehrenamtlichen Mietschuldnerberatung in der Sternkirche. Diakoniegeschäftsführer Marcel Kankarowitsch berichtete über die Beratungstätigkeit für Hartz- IV-Empfänger und die Spendenaktion „Willi will leben“, bei der bisher für die Behandlung eines an Leukämie erkrankten 16-Jährigen aus Kamerun 20 000 Euro eingegangen sind.

Wie auch in den vergangenen Jahren waren unter den Gästen Vertreter der Stadtverwaltung, der Stadtverordneten und des Landtags. Neben dem wie immer reichhaltigen Büfett sorgte die Gruppe „kitchen groove“ für musikalische Unterhaltung zwischen Jazz und Soul.

Bei den Gesprächen an den Tischen gingen die Meinungen über das Für und Wider der kirchlichen Beteiligung an der Fußballweltmeisterschaft beinahe zu gleichen Teilen auseinander. Wo die einen die Chance sahen, Kirchenfremde anzulocken, lehnten die anderen die „kirchliche Anbiederung“ an ein weltliches Ereignis ab. Und für manchen blieb nur die ironische Feststellung: „Wir brauchen keinen Papst, wir haben ja nun einen König – König Fußball!“

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