zum Hauptinhalt

Sport: Angriff mit offenem Visier

Turbine Potsdam holt im Champions-League-Achtelfinale heute bei Olympique Lyon einen 0:1-Rückstand auf – oder scheidet aus

Turbine Potsdam steht in der UEFA Women’s Champions League vor dem erneuten vorzeitigen Aus. Oder doch nicht? Nach der knappen 0:1 (0:0)-Heimniederlage am Sonntag gegen Olympique Lyon ist der Champions-League-Gewinner des Jahres 2010 im Achtelfinal-Rückspiel am heutigen Donnerstag beim Champions-League-Sieger der Jahre 2011 und 2012 unter Zugzwang. Turbine muss zunächst diesen einen Gegentreffer aufholen, um wieder im Geschäft zu sein – und an diese Chance glauben die Potsdamerinnen. „Im Rückspiel ist noch alles drin. Ein Tor Rückstand ist nicht viel“, meint Torhüterin Ann-Katrin Berger, die im Hinspiel am Sonntag zahlreiche Chancen der Französinnen vereitelt hatte. „Es wird jetzt verdammt schwer. Aber wir haben noch mal 90 Minuten und werden nicht aufgeben“, erklärt Mannschaftskapitänin Stefanie Draws. „Wir haben im Hinspiel gezeigt, dass wir mit Lyon mithalten können, müssen im Rückspiel aber unsere Chancen nutzen.“ Und Lia Wälti sagt: „Wir werden noch mal alles versuchen. Mit Lyon und Turbine stehen sich zwei gleichwertige Mannschaften gegenüber.“ Von denen sei im Hinspiel halt die eine am Ende cleverer gewesen.

Die Schweizerin im Potsdamer Dress wird sich auch heute ein Duell mit ihrer Nationalmannschaftskollegin Lara Dickenmann liefern. „Wir stehen beide immer mal wieder im Kontakt und hatten auch vor dem Hinspiel miteinander telefoniert“, so Wälti, die im Sommer von den Young Boys Bern an die Havel gekommen war. „Von Lara hatte ich mir auch vor meinem Wechsel nach Potsdam einige Tipps geholt.“ Inzwischen hat sich die 20-jährige Mittelfeldspielerin gut in Potsdam eingelebt, ist sie bei Turbine zur Stammspielerin avanciert. Heute ab 20 Uhr im Stade de Gerland werden sich die beiden Eidgenossinnen aber erneut nichts schenken. Auch Abwehrspielerin Dickenmann ahnt: „Das Rückspiel wird noch mal hart. Potsdam will bei uns treffen und wird noch mal voll kommen.“

Um die noch bestehende Chance am Schopf zu packen, will Bernd Schröder heute voll auf Angriff setzen. „Wir müssen mit offenem Visier spielen, wir haben ja gar keine andere Wahl“, sagt Turbines Chefcoach, der mit seiner Mannschaft am gestrigen Mittwoch über Mittag von Berlin-Tegel nach Lyon flog, im dortigen Novotel Lyon Bron Quartier bezog und am frühen Abend zum Abschlusstraining bat. „Wir müssen stürmen. Wir sind ja gar nicht routiniert darin, die Bälle hintenherum zu spielen.“ Wichtig sei dabei aber auch, „Lyon möglichst weit von unserem Tor fernzuhalten“, so Schröder.

Der erfahrene Trainerfuchs redet vor der heutigen Partie, in der es für Turbine international schon um alles oder nichts in dieser Saison geht, seine Mannschaft natürlich stark. „Wir sind gut vorbereitet“, erklärt er. Gleichwohl weiß Schröder, wie schwer es in Lyon wird, wo seine Mannschaft 2012 im Viertelfinal-Hinspiel eine Regenschlacht mit 1:5 verlor. „Das ist so, als würde Energie Cottbus bei Bayern München antreten“, meint der 71-Jährige. „Wir müssen am Donnerstag mehr als 100 Prozent unseres Leistungsvermögens aufbieten. Nur dann haben wir eine Chance.“

Sollte Potsdam ausscheiden, wäre es nach dem Aus im DFB-Pokal bereits der zweite Abschied aus einem Titelrennen dieser Saison. Dann gäbe es nur noch die Chance auf den DFB-Hallenpokal – in dem Turbine am 12. Januar 2014 Cup-Verteidiger ist – und den Deutschen Meistertitel. „Egal, wie das jetzt ausgeht, wir werden aus dem Spiel in Lyon das Beste mitnehmen müssen“, sagt Schröder. Er will heute wieder die Norwegerin Ada Hegerberg angreifen lassen, für die er im Hinspiel nach der Pause Natasa Andonova eingewechselt hatte. „Wir hatten durch Andonova in unserem Offensivspiel mehr Ruhe erwartet, was leider nicht aufging.“ Vielleicht, so hofft der Coach, trifft Hegerberg diesmal nicht wie im Hinspiel nur an den Pfosten, sondern ins Tor. Dann könnte das 0:1 erst einmal wettgemacht sein. Und ein Elfmeterschießen hat Turbine 2010 gegen Lyon schon einmal gewonnen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false