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Landeshauptstadt: Alarmstufe Rot: David Bowie in Babelsberg

Der Weltstar gibt bei Radio Eins ein Interview – und Autogramme

Der Weltstar gibt bei Radio Eins ein Interview – und Autogramme Von Sabine Schicketanz Peter Radszuhn ist gut erholt. Er war gerade drei Tage am Ammersee, zum Relaxen. Doch jetzt, wenige Minuten vor 19 Uhr an diesem Montagabend, ist von Entspannung in Radszuhns Gesicht nichts mehr zu entdecken. Im Anzug steht er vor dem Babelsberger Radiohaus und schaut zur Einfahrt. Jede Minute, jede Sekunde kann dort die schwarze Limousine um die Ecke kommen, aus der er entsteigen wird. Der Weltstar David Bowie. Und Peter Radszuhn, der Musikchef von Radio Eins, ist der Mann, der ihn gleich zwei Stunden für sich haben wird. Im Studio des Sender herrscht derweil „Alarmstufe Rot“, wie Radszuhn sagt. Schon anderthalb Stunden vorher waren Sicherheitsleute da, haben das Haus kontrolliert. Das Studio oben hat Glaswände, doch wenn sich die Mitarbeiter daran die Nase platt drücken, „dann kriegen Sie ein schlechtes Interview“, warnte das Bowie-Management den Musikchef. Also Mindestbesetzung, selbst seine eigene Frau und Tochter musste Radszuhn ausladen. Sonderwünsche hat Bowie aber keine angemeldet. „Nur Wasser, Kaffee und ein bisschen Saft. Die Häppchen und das Obst sind eher als Deko da und für die Crew.“ Ihre Verpflegung haben die meist weiblichen Bowie-Fans selbst mitgebracht. Aus allen Himmelsrichtungen sind sie nach Potsdam gekommen, aus Hamburg, Hannover und aus Berlin. In kleinen Grüppchen stehen sie auf dem grau gepflasterten Platz und reden über nur eines: David Bowie. Am besten, möchte man meinen, kennt ihn Gilly Rath aus Hamburg. Seit 1972 ist die 42-Jährige Bowie-Fan, wie viele seiner Konzerte sie besucht hat, kann sie nicht mehr zählen. „Der Suchtfaktor ist groß“, sagt Rath. Und was ist es, was so süchtig macht? Die Antworten kommen von überall, wie beim Ratequiz: „Er entwickelt sich weiter!“ – „Seine Bühnenshow ist toll!“ – „Er hat unglaubliche Ausstrahlung!“ – „Er hat Charisma!“ – „Seine Androgynität!“. Nur Guido Hoffmann hat nichts gesagt. Er ist der einzige Mann unter den Bowie-Fans, die sich in Babelsberg zusammen gefunden haben. „Ich bewundere eher seine künstlerische Arbeit – und man muss nicht homosexuell sein, um Bowie gut zu finden“, sagt der 36-jährige Berliner. Die Blicke der Fans gehen abwechselnd in Richtung Einfahrt – und in Richtung Jana Draeger. Die zierliche Frau aus Neuenhagen gehört zu den fünf Glücklichen, die im Radio ein so genanntes Meet & Greet gewonnen haben. Nicht mehr lange also, und Jana Draeger wird Bowie die Hand schütteln. Sie ist aufregt. „Ein Keks und ein Brötchen, mehr hab’ ich heute nicht runter gekriegt.“ Sie hat David Bowie außerdem etwas mitgebracht. Ein großes Paket, ein Kuscheltier-Hund samt Baby, für Bowies dreijährige Tochter Lexi. Plötzlich herrscht Unruhe unter den Wartenden. Sanft, ganz leise rollt der schwarze Mercedes um die Ecke. Durch die Scheibe ist David Bowie zu sehen. Sein Haar blond, eine schwarze Sonnenbrille. Aber er lächelt. Der Wagen hält dicht, ganz dicht, vor dem Studioeingang. „David, David“, rufen die Fans. Er schreibt Autogramme, wenige. Aber er kann ja sicher sein, in zwei Stunden, wenn das Interview vorbei ist, werden seine Fans noch da sein. Und Peter Radszuhn wird dann hoffentlich wieder entspannt aussehen.

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