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Lieber ehrlich. Felix Noster und Maximilian Sterr alias John Apart passen nicht in die traditionell eher rockige Potsdamer Musikszene. Sich verbiegen, um mehr Auftritte zu bekommen, wollen sie aber nicht.

© Andreas Klaer

John Apart aus Potsdam beim "School Jam"-Contest: Nischenpop auf großer Bühne

Das Potsdamer Elektro-Pop-Duo John Apart spielt bei den größten deutschen Band-Wettbewerben vorne mit. Mit Auftritten in Potsdam haben sie es hingegen schwerer.

Pop-Bands gibt es in Potsdam nicht viele. Die Szene wird klar vom Rock dominiert. Dennoch ist es ein junges Elektro-Pop- Duo, für das es dieses Jahr hoch hinaus gehen könnte, mit etwas Glück sogar auf die Bühnen von Mega-Festivals. Am 12. Dezember 2015 haben John Apart beim Landesentscheid des Bandwettbewerbs „Local Heroes“ gewonnen und gehen im November als Vertreter für Brandenburg ins Bundesfinale.

Am heutigen Dienstag spielen sie außerdem im Berliner Skylife Club beim Regionalfinale des „School Jam“-Bandcontests. Wenn sie sich für das Landesfinale des größten Schulband-Wettbewerbs Deutschlands qualifizieren und dort den Sieg davontragen, wären ihnen Auftritte beim „Hurricane“- und „Southside“-Festival sicher – vor Zehntausenden von Zuschauern.

Die Chancen stehen nicht schlecht, immerhin können die beiden 21-Jährigen schon einiges an Erfahrung vorweisen: Zwei Alben haben sie bereits veröffentlicht, ein drittes ist praktisch fertig, „es fehlt nur noch das Geld, um es aufzunehmen“, sagt Maximilian Sterr, Sänger, Keyboarder und Hauptsongschreiber von John Apart. Das muss aber warten, derzeit konzentriert sich das Duo auf die Aufnahme ihrer ersten Single.

AC/DC, Clueso und Two Door Cinema Club beeinflussen John Apart

Musikalisch kommen Sterr und Schlagzeuger Felix Noster aus unterschiedlichen Richtungen: Noster, der gerade sein Musikpädagogik-Studium abgeschlossen hat, entdeckte die Liebe zur Musik über AC/DC. Sterr, der derzeit Wirtschaftsingenieurwesen studiert, nennt eher Clueso als Einfluss. Einig sind sich die beiden bei der irischen Indie-Rockband Two Door Cinema Club. „Unsere großen Vorbilder“, sagt Noster und grinst.

Gegründet haben sie sich 2009, damals noch zu dritt unter dem Namen „C Minor“. „Das war unsere Lieblingstonart zum Jammen“, sagt Sterr. Anfangs versuchten sie sich noch an englischen Texten, entschieden sich aber schnell, auf Deutsch zu singen. „Für mich ist es nicht einfach, englische Texte zu schreiben“, sagt Sterr. „Auf Deutsch fällt es mir viel leichter, meine Gedanken auszudrücken.“

Sie selber bezeichnen ihre Musik als Nischenpop, wobei nicht ganz klar ist, welche Nische John Apart eigentlich bedienen: „Die Songs sind schon sehr poppig arrangiert, aber man kann nicht genau sagen, in welche Richtung sie gehen“, sagt Noster. „Für große Labels sind wir daher derzeit noch nicht interessant“, meint Sterr.

Zu poppig für Independent-Bühnen

John Apart sind also in einem Dilemma: Major Labels fällt es schwer, sie in eine Schublade einzusortieren, für Jugendclubs und kleine Independent-Bühnen hingegen sind sie zu poppig. Ein echtes Problem: Für eine Band im Stil von John Apart ist es schwierig, an Auftrittsmöglichkeiten heranzukommen. „Die Musik-Szene in Potsdam ist sehr familiär und gut vernetzt, auch über die Stadt hinaus“, sagt Noster, der auch Schlagzeug in der Stoner-Rockband Cesspit spielt, die Teil des Potsdamer Musikerkollektivs „Brausehaus“ ist. „Aber es gibt hier halt keine Pop-Szene, es ist sehr schwer, in Potsdam Fuß zu fassen.“

So wirkten John Apart auch beinahe wie Exoten, als sie im Lindenpark Potsdam beim Landesentscheid von „Local Heroes“ auftraten: Während es sich bei ihren Konkurrenten ausschließlich um englisch-singende Rock- und Metal-Bands handelte, standen John Apart im Anzug auf der Bühne, präsentierten luftig- leichte Popsongs auf Deutsch – und gewannen. „Wir hatten überhaupt nicht damit gerechnet, denn alle Bands waren super“, sagt Sterr. „Aber viele Fans, die die anderen Bands an dem Abend mitgebracht hatten, haben auch für uns gestimmt.“

„Es ist halt nicht unbedingt die Musik, zu der man gut ein Bier trinken und abgehen kann“

„Local Heroes“ und „School Jam“ sind die beiden größten Band-Wettbewerbe dieser Art in Deutschland, bei letzterem hatten sich über 1200 Bands beworben. „Local Heroes“ ist nach 20-jährigem Bestehen mittlerweile eine feste Größe, Bands wie Tokio Hotel oder Madsen haben hier ihre erste Bühnenerfahrung gesammelt. Die Gewinner des diesjährigen „Local Heroes“-Wettbewerbs werden unter anderem auf der Musikmesse Frankfurt spielen, John Apart hatten es schon im Vorjahr ins Finale geschafft. Für die Band sind diese Formate enorm wichtig, denn: „Mit unserem Stil müssen wir uns klar Richtung Musik-Industrie orientieren, um auf Bühnen zu kommen“, sagt Sterr. „Es ist halt nicht unbedingt die Musik, zu der man gut ein Bier trinken und abgehen kann.“

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Feedback von erfahrenen Mitarbeitern der Musik-Branche haben sie durchaus schon erhalten, sagt Sterr. Es gebe zwei Arten von Reaktionen: „Die einen sagen: Jungs, das geht in die richtige Richtung, macht weiter so und perfektioniert euer Ding! Die anderen sagen: Da muss viel mehr auf der Bühne passieren, mehr Leute auf der Bühne, mehr Show!“ Für Sterr ist jedoch ganz klar, welchen Weg John Apart gehen sollten: „Ganz klar Richtung Perfektionierung.“

Mehr Infos über die Band gibt es hier >>

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