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Landeshauptstadt: Fahrräder für Afrika

In Nairobi soll eine Radwerkstatt entstehen – mit Potsdamer Fahrrädern

Innenstadt - Hunderte Lenker blitzen in der Frühlingssonne. Zwischen Altem Rathaus und Nikolaikirche warten Studenten der Fachhochschule Potsdam fröstelnd, aber fröhlich auf die Container aus dem Hamburger Hafen. „Die haben sich verspätet“, sagt Werner Steffan (52), Professor an der FHP und Initiator des Projektes „Habari Africa“, lacht und winkt ab. Das sind nur noch Kleinigkeiten. Es herrscht Hochstimmung. Es ist geschafft.

350 Räder verließen gestern die Stadt in Richtung Afrika. Dort soll eine Fahrradwerkstatt entstehen, in den Slums von Nairobi. Fahrradverleih- und -kurierservice inklusive. „Mit der Werkstatt soll Jugendlichen eine Perspektive gegeben werden“, erklärt Anke Fiedler. Die 23-Jährige ist eine von 21 Potsdamer Studenten, die Räder für kenianische Slumbewohner gesammelt haben. Vor Ort in der Hauptstadt Nairobi kümmern sich zwei Sozialarbeiter um das Projekt. Von ihnen stammte auch die Idee. Dass sich ein Fahrradverleih lohnt, liegt auf der Hand: Eine Stunde Fußweg sind es vom Slum in die Stadt. Für viele Bewohner der tägliche Arbeitsweg. Denn Geld für den Bus haben die Leute nicht.

Zwei Jahre anstrengender Arbeit liegen hinter den Potsdamern. Mit dem Sammeln der Fahrräder allein war es nicht getan. Der Transport musste organisiert, Genehmigungen eingeholt und Gelder beschafft werden. Als Schirmherr verpflichtete sich der Berliner Reggae-Künstler Martin Jondo. Sein Benefizkonzert im Waschhaus im vergangenen Dezember war nicht nur ein voller Erfolg, sondern „der Höhepunkt des Projektes“, findet Fiedler. Zur Verabschiedung der Räder ist Jondo persönlich gekommen: „Schließlich steht mein Name da nicht nur pro forma dahinter“.

Langmut brauchten die Potsdamer dagegen beim Umgang mit den kenianischen Behörden. Stempel und Papiere ließen monatelang auf sich warten. Schuld daran war auch die unbeständige politische Lage. Im vergangenen Jahr stand das Land mehrere Monate kurz vor dem Bürgerkrieg. Die Fortführung des Projektes war ungewiss. „Dann auch noch die Dürrekatastrophe im letzten Winter“, erinnert sich Steffan. Die kenianischen Mitarbeiter waren zwischenzeitlich nicht mehr erreichbar. „Noch vor vier Wochen waren wir verzweifelt und dachten, alles ist umsonst gewesen“, berichtet Anke Fiedler. Die Sorgen sind jetzt endgültig vergessen.

Und wie geht es weiter? In Hamburg werden die Räder eingeschifft. Gibraltar, Suez-Kanal, Rotes Meer – einen Monat dauert die Fahrt nach Mombasa. Von dort weiter nach Nairobi. Fiedler strahlt: „Wenn alles klappt, kriegen wir in sechs Wochen eine Mail: Die Räder sind da!“

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