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Brandenburg: Zweiter Storch mit Vogelgrippe

Experten: Keine erhöhte Gefahr für Menschen. Naturschützer befürchten trotzdemÜbergriffe auf Horste

Letschin/Rühstädt - Ein weiterer verendeter Storch in Märkisch-Oderland wird auf das Vogelgrippe-Virus H5N1 getestet. Das männliche Tier sei gestern in Letschin fast an der gleichen Stelle gefunden worden wie am Mittwoch der erste mit dem Virus infizierte Storch, sagte Amtstierarzt Martin Fritzsch. Die beiden Tiere seien Partner gewesen.

Gelassen reagieren die Experten des Niederlausitzer Weißstorch-Informationszentrums auf die Funde. Es handele sich um Einzelfälle, sagte Projektleiter Winfried Böhmer. Nun gelte es, Überreaktionen der Bevölkerung in Orten zu vermeiden, wo Störche leben. Böhmer betonte, die Vögel stünden auf der Liste der bedrohten Arten und genössen besonderen Schutz. Sie dürften nicht von ihren Horsten vertrieben werden. Ohne eine Genehmigung des Landesumweltamtes dürfe auch kein Horst abgebaut werden.

Detlef Mühler vom Storchenclub im Storchendorf Rühstädt sagte, grundsätzlich gebe es kaum Möglichkeiten, die derzeit etwa 50 Störche in Rühstädt zu schützen. Er gehe dennoch davon aus, dass auch in diesem Sommer Besucher nach Rühstädt kommen. Für sie bestehe keine Gefahr. Er selbst hat auch keine Angst: „Ich schlafe nicht Arm in Arm mit einem Storch.“

Die Nachricht vom ersten mit dem Vogelgrippe-Virus H5N1 infizierten Weißstorch überraschte am Vortag viele. Der tote Weißstorch wurde in der vergangenen Woche allein auf einem Feld nahe der Oder im Ort Sydowswiese bei Letschin im Oderbruch gefunden und am 19. April ins Landeslabor Frankfurt (Oder) gebracht. Am Mittwoch erhielt die zuständige Verwaltung des Landkreises Märkisch-Oderland die Mitteilung des Referenzlabors aus Riems, dass das Tier mit der Asia-Variante von H5N1 infiziert war. Ob es sich um die auch für den Menschen gefährliche Variante handelt, werde noch untersucht.

Um den Fundort wurde ein drei Kilometer breiter Sperrbezirk gebildet, in dem unter anderem das Jagen von Wildvögeln untersagt ist, absolute Stallpflicht für Hausgeflügel besteht, Katzen eingesperrt und Hunde angeleint werden müssen. Besondere Maßnahmen gelten auch in einem zehn Kilometer breiten Beobachtungsgebiet. Hier werden, wie im Sperrbezirk, verstärkte Kontrollen der Haustierbestände durchgeführt.

Einige märkische Wissenschaftler hatten schon darauf hingewiesen, dass sich auch Störche mit dem Virus infizieren könnten. „Wir haben aber gehofft, dass dieser Fall nicht eintritt“, sagte der Leiter des Weißstorchinformationszentrums Vetschau, Winfried Böhmer. Wie viele andere Tierfreunde befürchtet er, dass es zu Übergriffen auf Storchenhorste kommen könnte: „Wir hatten schon entsprechende Anträge und auch Versuche, die Horste umzulegen“, berichtet er: „Von den 1200 Horsten in Brandenburg stehen viele inmitten der Dörfer, manche auch in der Nähe von Kindergärten – das löst irrationale Ängste bei einigen Menschen aus.“ Der Vermutung, dass sich der Storch in Afrika infiziert habe, widersprachen Experten. „Wir wissen nicht, woher der Storch kam“, sagte Landeslabor-Chef Roland Körber. Das Tier habe keinen Ring getragen, seine Flugroute könne daher nicht nachvollzogen werden.

In Berlin setzt die Gesundheitsverwaltung auch nach dem Fund des infizierten Storchs weiter auf Entspannung. Der Status des Beobachtungsgebietes wird heute aufgegeben, sagte die Sprecherin der Verwaltung, Roswitha Steinbrenner. Es seien im Stadtgebiet keine weiteren infizierten Vögel gefunden worden.

Dassler/ Kurpjuweit (mit ddp)

Dassler, Kurpjuweit (mit ddp)

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