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BER-Chefin Aletta von Massenbach (l.) und Wirtschaftsförderer Steffen Kammradt (r.)

© Thorsten Metzner

Zukunftsquartier am BER: Flughafengesellschaft vermarktet Filetgrundstück am Terminal

Auf 24 Hektar soll die „Horizn BER City“ entwickelt werden. Der Start fällt in eine kritische Zeit für die Branche.

Ein bisschen wie Legoland. So sieht zumindest die Fantasie-Zeichnung aus, die „Horizn BER City“ schon mal illustriert. Dahinter verbirgt sich ein künftiges Quartier der Superlative, das die Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) in unmittelbarer Nähe zum Hauptterminal in den nächsten zwanzig Jahren auf eigenen Immobilien entwickeln will.

Am Mittwoch gab BER-Chefin Aletta von Massenbach den Startschuss für die Vermarktung des insgesamt 24 Hektar großen Areals zwischen den beiden Landebahnen entlang des Highways vom Berliner Autobahnring zum BER, bislang Wiese und Brache.

„Wir schalten nun scharf, worauf wir lange gewartet haben“, sagte von Massenbach auf der Auftaktveranstaltung vor rund 60 Bankern, Projektentwicklern, Investoren, Kommunalvertretern und Journalisten vor Ort.

Ein bisschen wie Legoland. Eine Visualisierung der „Horizon BER City“.

© Thorsten Metzner

Dass der BER über den reinen Flughafenbetrieb hinaus auf der Landseite wachsen soll, hat eine lange Vorgeschichte. Ein Stichwort dafür ist der „BER-Masterplan 2040“, den der frühere Flughafenschef Engelbert Lütke Daldrup mit seinem Faible für Stadtentwicklung vor Jahren vorlegte. Nun fällt der Start just in eine Zeit, in der der Markt gerade kränkelt, Projektentwickler, ja die Branche insgesamt wegen der Preiskrise in Schwierigkeiten sind. „Wir haben ja noch ein bisschen Zeit. Bis dahin wird die Welt ja vielleicht wieder in Ordnung sein“, sagte von Massenbach dazu.

Alle Gebäude sollen nachhaltig sein

„Auch an anderen Flughäfen der Welt wird nicht nur geflogen. Davon träumen wir gemeinsam mit der Flughafenleitung auch“, erklärte Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) in einer Videobotschaft. Losgehen soll „Horizn BER City“ auf dem ersten der sechs Baufelder, 55.000 Quadratmeter groß, Platz für drei, vier Gebäude, ein paar Gehminuten zum Terminal. Europaweit sind Projekt- und Immobilienentwickler, Investoren, Fonds oder andere Partner aufgerufen, dafür Konzepte zu entwickeln. Möglich sei ein Mix aus Innovation, Gewerbe, Büro, Edutainment, Hotellerie, Gastronomie, Forschung, hieß es. Ausgeschlossen seien Wohnungen, großflächiger Einzelhandel, ein Multiplexkino oder auch Parkhäuser.

Aletta von Massenbach, BER-Chefin

© Thorsten Metzner

Zugleich gibt es auch strikte Vorgaben, Leitplanken: So soll das Quartier, sollen alle Gebäude nachhaltig und klimafreundlich errichtet werden. Das Projekt hat dafür bereits eine Platin-Vorzertifikat der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) erhalten. Es sei ambitioniert, ein Platin-Zertifikat ohne Abstriche zu erhalten, 35 Kriterien zu erfüllen, erläuterte DGNB-Präsidiumsmitglied Alexander Rudolphi. „Da müssen alle Gebäude klimaneutral sein.“ Eine andere FBB-Vorgabe lautet, dass das Quartier autofrei bleibt, die Nutzer den ÖPNV und die vorhandenen Parkmöglichkeiten am BER in Anspruch nehmen, sagte Ilona Koch, FBB-Bereichsleiterin Commercial und Real Estate.

Grundstücke werden über Erbbaurechte vergeben

Erst in einer zweiten Stufe soll es dann ums Geld gehen, wenn für das beste Konzept der Zuschlag vergeben wird, über eine Konzession, einen Erbbaupachtvertrag. Warum kein Verkauf, obwohl das für Investoren attraktiver wäre? „Das ist eine strategische Frage“, sagte von Massenbach. „Flächen unmittelbar im BER-Campus werden von uns nicht verkauft. Da wollen wir mitgestalten können.“

Unter den Anwesenden aus der Branche war Skepsis spür- und hörbar, ob die Flughafengesellschaft da nicht zu viel verlangt, der Markt das tatsächlich mitmacht. Diese Sorge hat hingegen Steffen Kammradt, Chef-Wirtschaftsförderer im Land, überhaupt nicht. „Wir erleben gerade ein Brandenburger Wirtschaftswunder“, sagte Kammradt. Er verwies auf 120 bis 130 Ansiedlungsanfragen pro Jahr, auch wegen des Tesla-Effektes und des BER-Effektes, Tendenz steigend. Früher seien es zwischen 70 und 80 pro Jahr gewesen. Und hochwertige Flächen für Gewerbe wie die am BER seien „Goldstaub“, so Kammradt. „Das hier ist ein absoluter Premium-Standort. Wo besser als hier können Teams, die sich aus aller Welt zusammensetzen, Zukunftsideen entwickeln?“

Ob die Investoren das auch so sehen, wird sich zeigen. Für den 12. Oktober hat die FBB die Branche zu einer virtuellen Informationsveranstaltung über die neue Horizon-City geladen.

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