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Brandenburger Schulen können selbst über den Einsatz der Mittel entscheiden.

© dpa/Hendrik Schmidt

Vergabe nach sozialer Lage: Brandenburgs Schulen bekommen Budgets

Ab Februar stellt das Land Brandenburg Schulen ein Budget zur Verfügung, über das sie frei verfügen können. Die Einrichtungen in sozialen Brennpunkten bekommen mehr Geld.

Das Geld soll helfen, soziale Unterschiede auszugleichen und Schüler besser zu fördern: Ab Februar stellt das Land Brandenburg erstmals allen allgemeinbildenden staatlichen Schulen ein Budget in vierstelliger Höhe zur Verfügung, über das sie frei verfügen können.

Die zusätzlichen Mittel, die beispielsweise für Nachhilfeangebote oder Begabtenförderung genutzt werden können, werden nicht mit der Gießkanne verteilt, sondern nach einem vom Bildungsministerium entwickelten, schulscharfen Sozialindex. Dieser liefert zum ersten Mal einen genauen Überblick über die sozioökonomische Lage an Brandenburgs Schulen. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu dem neuen Brandenburger Bildungsprojekt im Überblick.

Wie hängen soziale Herkunft und Bildungserfolg zusammen?

Der Index sei ein Steuerungsinstrument, „um einen fairen Vergleich bei erreichten Ergebnissen herbeizuführen und um die Bildungsgerechtigkeit weiter zu stärken“, sagte Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD). So könne ein Beitrag geleistet werden, „dass die soziale Herkunft von Schülerinnen und Schülern ihren Bildungsweg nicht vorbestimmt“.

Dass es einen Zusammenhang zwischen Herkunft und Bildungserfolg gibt, haben Studien immer wieder aufgezeigt. Laut dem „Bildungsmonitor 2023“ der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) sanken deutschlandweit die Ergebnisse in Mathematik und Deutsch von Kindern aus bildungsfernen Haushalten oder mit Migrationshintergrund im Vergleich zur Vorgängerstudie besonders stark.

Der IQB-Bildungstrend im Auftrag der Kultusministerkonferenz kommt zu einem ähnlichen Befund. Aber, bislang zumindest galt: Verglichen mit anderen Bundesländern fiel der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg in Brandenburg geringer aus.

Wie wird der Sozialindex erstellt?

Zur Bewertung herangezogen werden drei Kriterien: die Quote der Sozialhilfeempfänger nach Wohnortgemeinde der Schüler (bei den kreisfreien Städten Potsdam, Cottbus, Frankfurt (Oder) und Brandenburg/Havel wird die Stadtteilquote zugrunde gelegt), der Anteil der Schüler, bei denen zu Hause kein Deutsch gesprochen wird, und der Anteil der Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf.

Auf Grundlage dieser Variablen wurden die insgesamt 630 Grund,- Ober- und Gesamtschulen sowie Gymnasien in vier gleich große Gruppen eingeteilt: in Schulen mit geringster, mit geringer bis mittlerer, mittlerer bis höherer und höchster sozialer Belastung.

Das Bildungsministerium setzt damit kurz vor Ende der Legislatur im Herbst einen Auftrag aus dem Kenia-Koalitionsvertrag von SPD, CDU und Grünen um. Dort ist verankert, dass erstmals ein Schul-Sozialindikator aufgestellt werden soll. Gedacht war er allerdings als Grundlage für die Ausstattung der Schulen mit multiprofessionellen Teams – was wegen des Fachkräftemangels nicht vorankommt.

Zeigen sich regionale Unterschiede in Brandenburg?

Aus allen vier Schulamtsbezirken finden sich Schulen in allen vier Gruppen, ein deutlicher Unterschied zwischen Stadt und Land, Speckgürtel und Peripherie lässt sich nicht ausmachen. Aber eine Auffälligkeit gibt es doch: Potsdam-Mittelmark. Unter den 101 Grundschulen mit höchster sozialer Belastung befindet sich nur eine aus dem Landkreis. Gleichzeitig liegen bei den Grundschulen mit der geringsten Sozialbelastung 17 und damit die landesweit meisten in dem Landkreis.

Ähnliches Bild bei den weiterführenden Schulen: nur einmal ist der Kreis Potsdam-Mittelmark in der schwierigsten Kategorie 4 vertreten, mit einer Oberschule, dafür überproportional oft in der Gruppe mit geringster sozialer Belastung.

7000
Euro pro Schuljahr bekommen die Schulen mit der höchsten sozialen Belastung.

Wie viel Geld bekommen die Schulen und woher kommt es?

Da die Wahlperiode bald endet, sind die Schulbudgets zunächst als Modellprojekt für das laufende und das kommende Schuljahr 2024/2025 im Haushalt eingeplant. Im laufenden Schuljahr steht ein Gesamtbudget von rund 1,8 Millionen Euro, für das kommende dann das Doppelte zur Verfügung. Das Geld stammt aus nicht benötigten Personalmitteln. Heißt: Das Ministerium hat Geld übrig, weil nicht alle Lehrerstellen besetzt werden konnten.

Die Schulen mit der höchsten Belastung bekommen 7000 Euro, die folgenden drei Gruppen 6000, 4000 oder 3000 Euro, für dieses Schuljahr jeweils die Hälfte. Schulen mit dem sonderpädagogischen Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung erhalten ein Budget in Höhe von 7000 Euro, weitere Förderschulen und Oberstufenzentren jeweils 5000 Euro. Sollte eine Schule die Mittel nicht komplett abrufen, kann das zuständige Schulamt sie innerhalb seines Bereichs an andere Schulen weiterleiten, die mehr Bedarf anmelden.

Wofür kann das Geld genutzt werden?

Ganztagsangebote, Demokratiebildung, Gruppennachhilfe, Einsatz von Experten im Unterricht, außerschulische Angebote – die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig. Aber: Lehrkräfte, Hausmeister oder eine Sekretärin einstellen dürfen die Schulen mit dem Geld nicht. Auch die Wartung der IT-Ausstattung darf nicht mit dem Budget bezahlt werden, weil sie Kernverantwortung der Schulträger, also der Kommunen ist.

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