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Königin Silvia von Schweden und Dietmar Woidke (SPD), Ministerpräsident von Brandenburg, kommen zur feierlichen Eröffnung des Wohnquartiers für an Demenz erkrankte Menschen.

© dpa/Monika Skolimowska

Mit royaler Hilfe gegen Demenz: Schwedens Königin Silvia eröffnet ein Projekt für Demenzerkrankte

Das Wohnquartier „Smart-City-Forst“ gehört zu einem bundesweit einzigartigen Pilotprojekt. Im brandenburgischen Forst sollen Menschen mit Demenz an einem geschützten Ort leben können.

Der kristallene Kronleuchter im alten Kinosaal des Forster Hofs leuchtete in blau und gelb. Auf der Bühne stand die schwedische Fahne. Und ein Mitarbeiter des Protokolls gab den 150 festlich gekleideten Gästen noch letzte Regieanweisungen: „Wenn die Königin kommt, erheben Sie sich bitte freundlich.“

Dann fuhren auch schon die Polizeimotorräder und die schwarzen Limousinen vor: Auf Forst in der Lausitz, die Heimatstadt von Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD), fiel am Freitag für einige Stunden royaler Glanz. Königin Silvia von Schweden war gekommen, um ein Wohnprojekt für Menschen mit Demenz feierlich zu eröffnen.

Denn die Versorgung und Pflege von Demenzkranken ist ein Herzensthema der Monarchin, nicht zuletzt seit auch ihre eigene Mutter Ende der 1990er Jahre an Demenz verstarb. 1996 rief sie in Schweden die Stiftung „Silviahemmet“ ins Leben, die sich bemüht, Erkrankte in die Mitte der Gesellschaft zu holen.

Es gehe darum, den Menschen ein „Leben mit bestmöglicher Qualität bis zum Lebensende zu ermöglichen“, sagte die Königin bei ihrem Besuch in Forst. „Jeder Mensch ist einzigartig, auch in der Demenz.“ Deswegen habe sie mit besonderem Interesse das Projekt „Smart City Forst“ verfolgt: „Eine ganze Stadt, die sich und ihr Umland demenzsensibel ausrichten will.“

Mithilfe von KI für mehr Sicherheit

In den letzten Jahren wurde in der ehemaligen Tuchmacherstadt an der polnischen Grenze ein seit einem Jahrzehnt leerstehender Plattenbau im Stadtzentrum saniert und speziell für demente Menschen umgebaut: So gibt es in jeder Wohnung Sensoren, die anzeigen, ob jemand etwa die Herdplatte zu lange angelassen hat. Und ein Hausnotrufsystem erkennt mithilfe von künstlicher Intelligenz, ob irgendwo Gefahren lauern. Im Notfall ruft es eigenständig Hilfe.

1,7
Millionen Menschen in Deutschland leben mit unterschiedlichen Formen von Demenz.

Auch das örtliche Krankenhaus, das zum Potsdamer Ernst-von-Bergmann-Klinikum gehört, ist von der Stiftung der schwedischen Königin für den Umgang mit Demenzkranken zertifiziert worden. „Vom Pförtner bis zum Chefarzt“ habe jeder Mitarbeiter spezielle Kurse absolviert, sagt Hans-Ulrich Schmidt, der Geschäftsführer der Lausitz Klinik Forst und des Bergmann-Klinikums ist.

Denn den während des Festakts geschilderten Fall aus Düsseldorf, als sich ein nur mit dem Bademantel bekleideter Patient kurzentschlossen ein Taxi nimmt, und sich nach Hause fahren lässt, während in der Klinik verzweifelt nach ihm gesucht wird, will man in Südbrandenburg dann doch lieber nicht erleben.

Königin Silvia von Schweden spricht nach der feierlichen Eröffnung des Wohnquartiers für an Demenz erkrankte Menschen mit Anwohnern.

© dpa/Monika Skolimowska

Doch die Versorgung von Menschen mit Demenz wird für Brandenburg zu einer immer wichtigeren Zukunftsaufgabe. Insgesamt leben derzeit rund 1,7 Millionen Deutsche mit unterschiedlichen Formen von Demenz. Bis zum Jahr 2050 wird sich ihre Zahl auf 2,4 bis 2,8 Millionen erhöhen, sofern kein Durchbruch in der Therapie erfolgt. Und für die Mark hat das „Kompetenzzentrum Demenz“ schon für das Jahr 2025 eine Zahl von mehr als 77.000 Demenzerkrankten berechnet. 

„Früher hieß es, um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf“, sagte Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD). „Diese Sorgearbeit einer Gemeinschaft lässt sich heute auf die Fürsorge und Versorgung von Menschen, die pflegebedürftig sind, übertragen.“ Dafür sei ein geschützter Ort, wie etwa der mit Mitteln des „Pakts für Pflege“ und 750.000 Euro Strukturfördergeldern für die Lausitz sanierte Plattenbau in Forst, erforderlich. „Noch viel zu häufig werden Demenzkranke von ihrem sozialen Umfeld getrennt“, sagte Woidke. „Das muss und darf nicht sein.“ 

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