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Die „Long Covid“-Patientin Birgit S. bei der Digitalen Therapie mit dem Ergotherapeutin Stefan Krüger im Unfallkrankenhaus Berlin.

© picture alliance/dpa / Jörg Carstensen

Long Covid: Brandenburg will Patienten besser helfen

Tausende Menschen leiden unter Spätsymptomen von Corona – wie viele Long-Covid-Betroffene es gibt, ist aber nicht bekannt. In Brandenburg soll mehr für diese Patienten getan werden.

Die Hilfe für Patienten mit Long Covid soll in Brandenburg nach dem Willen des Landtags verbessert werden. Eine Mehrheit der Abgeordneten stimmte am Freitag in Potsdam dafür, dass die Landesregierung darauf hinwirkt, in Berlin und Brandenburg Angebote zur Verbindung von Forschung und Versorgung zu schaffen. Außerdem soll die Landesregierung beim Bund den geplanten Aufbau eines Netzwerks von Kompetenzzentren sowie die Forschung nach Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten einfordern. Die Forderungen stehen unter dem Vorbehalt, dass dafür genug Geld im Haushalt vorhanden sein muss.

Das Direna-Netzwerk (Diagnostik, Rehabilitation und Nachsorge) soll nach dem Antrag der Koalitionsfraktionen von SPD, CDU und Grünen finanziell unterstützt werden, damit praktizierende Ärzte schnell neue Erkenntnisse erhalten. Hinter Direna stehen vor allem die Chefärztin der Klinik für Innere Medizin am St. Josefs-Krankenhaus Potsdam, Gesine Dörr, und der Ärztliche Direktor des Johanniter-Krankenhauses Treuenbrietzen, Martin Spielhagen.

Bislang keine verlässliche Zahlen

Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) sieht großen Handlungsbedarf. „Wir müssen weiter forschen und wir müssen den Menschen Hoffnung auf Besserung und Linderung geben“, sagte sie. Es gehe darum, Symptome rechtzeitig zu erkennen, zu behandeln und so eine chronische Krankheit zu vermeiden. Das Direna-Netzwerk brauche solide Strukturen, damit es tragfähig bleibe.

Bisher gibt es nach Angaben der Ministerin keine verlässlichen Zahlen für die von Long Covid betroffenen Menschen. Neue Analysen aus Großbritannien weisen auf eine Betroffenheit von 10 bis 30 Prozent nach einem milden Covid-Verlauf und vermutlich von bis zu 50 Prozent nach schwerem Verlauf hin. Die Studien hätten auch ergeben, dass eine Corona-Impfung das Risiko von Long Covid um die Hälfte senke.

Linke kritisiert Haushaltsvorbehalt

Der frühere Gesundheitsminister Günter Baaske (SPD) forderte mehr Mittel für die Forschung. Er verwies darauf, dass das Bundesforschungsministerium Mittel in Höhe von 12,5 Millionen Euro zur Forschung nach Covid-19-Spätsymptomen einplant. Das Bundesgesundheitsministerium hatte angekündigt, 100 Millionen Euro in die Forschung zur Versorgung von Long-Covid-Patienten zu investieren.

Der Linke-Gesundheitspolitiker Ronny Kretschmer kritisierte, die richtigen Ansätze der Koalition würden durch den Haushaltsvorbehalt infrage gestellt. Die Parlamentarische Geschäftsführerin der Fraktion BVB/Freie Wähler, Christine Wernicke, sprach von einem Alibiantrag.

Die AfD-Fraktion warf der Koalition vor, Betroffene von Impfschäden zu wenig in den Blick zu nehmen. „Sie blenden es komplett aus“, sagte AfD-Fraktionschef Hans-Christoph Berndt. Die AfD stellte einen Zusammenhang zwischen Long Covid und Impfschäden her – das wies neben Nonnemacher auch Grünen-Abgeordnete Carla Kniestedt zurück. Nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) führt weniger als eine von 10.000 Impfungen zu schweren Impfschäden. (dpa)

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