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Lebenslang. Der Angeklagte Mario K. (r.) wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.

© Patrick Pleul/dpa

Landgericht Frankfurt (Oder): Urteil im "Maskenmann"-Prozess: Lebenslange Haft

Trotz vieler Pannen bei den Ermittlungen wird der Berliner Mario K. im "Maskenmann"-Prozess verurteilt. Wegen versuchten Mordes soll er lebenslang ins Gefängnis.

Frankfurt (Oder) - Im Maskenmann-Prozess ist ein hartes und schon jetzt umstrittenes Urteil gefallen. Trotz vieler im Prozess laut gewordener Zweifel an den Ermittlungsmethoden der Polizei und umstrittener Indizien wurde der frühere Berliner Dachdecker Mario K. zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Ihm werden zwei Überfälle auf eine Unternehmerfamilie 2011 und die Entführung eines Investmentbankers 2012 im Berliner Umland zur Last gelegt. Das Landgericht Frankfurt (Oder) verurteilte den 47-Jährigen wegen versuchten Mordes und versuchter räuberischer Erpressung zudem zu einem Schmerzensgeld von 250.000 Euro. Bei einem Überfall war ein Sicherheitsmann angeschossen worden, der seitdem im Rollstuhl sitzt.

Die Verteidigung will in Revison gehen

Mario K. nahm das Urteil ohne erkennbare äußere Regung auf. Sein Verteidiger hatte vorher schon angekündigt, in Revision zu gehen. Die Opposition im Brandenburger Landtag erwägt einen Untersuchungsausschuss. Der spektakuläre Maskenmann-Prozess dauerte mehr als ein Jahr. Während die Staatsanwaltschaft lebenslange Haft wegen versuchten Mordes und versuchten Totschlags forderte, plädierte die Verteidigung auf Freispruch. Bei allen Überfällen trug der Täter eine Art Imkermaske.

Die Nebenkläger forderten zusätzlich zur Haftstrafe eine Sicherheitsverwahrung für den mehrfach vorbestraften Mario K. Die Anwälte des Angeklagten kritisierten fehlende direkte Beweise, das unklare Motiv ("Hass auf Reiche") und Mängel bei der Ermittlungsarbeit, der mehrfach vorbestrafte Mario K. sei demnach nicht der Täter. Zu Beginn des Prozesses stritt K. die Taten ab.

Kritische Polizisten wurden versetzt und abgezogen

Der Fall ist einer der spektakulärsten Kriminalfälle der Bundesrepublik – nicht nur wegen der Taten, die die teuerste Fahndung in der Geschichte Brandenburgs auslösten. Sondern auch wegen der Ermittlungen der Polizei, mit denen sich das Gericht an der Hälfte der mehr als 50 Verhandlungstage befasste. Polizisten standen im Kreuzverhör, das Sittenbild einer Mordkommission entstand: Von Mobbing, Maulkorb und vorenthaltenen Ermittlungsergebnissen war die Rede. Vier Ermittler, die in alle Richtungen ermitteln wollten, wurden vom Fall abgezogen und teils versetzt. Einer hat sich selbst wegen Strafvereitelung im Amt angezeigt.

Der Vorsitzende Richter Matthias Fuchs ließ am Freitag keinen Zweifel an der Entführungsgeschichte des Berliner Investmentbankers Stefan T. „Es gibt keine Widersprüche in den Aussagen“, sagte Fuchs in der mündlichen Urteilsbegründung. Nach eigenen Angaben war Stefan T. unter Waffengewalt in seiner Villa am Storkower See entführt worden, um von ihm eine Million Euro zu erpressen. Mehrere Polizisten der Sonderkommission hatten den geschilderten Ablauf der Entführung im Oktober 2012 in Zweifel gezogen. Sie waren daraufhin von den Ermittlungen abgezogen worden.

Richter: "Er hat sich das nicht ausgedacht"

Der Richter glaubt dagegen Stefan T. So eine Geschichte würde sich niemand ausdenken. Wer lüge, könne in einer Geschichte nicht hin- und herspringen. Genau das habe aber Stefan T. in seinen Befragungen getan. „Er hat sich das nicht ausgedacht“, erklärte der Richter. Dafür würden auch zahlreiche Pannen sprechen, von denen das Entführungsopfer gesprochen habe. Das komme bei einer erdachten Geschichte nicht vor. 

Unklarheiten gab es bei in einigen Punkten aus der Aussage des 2012 entführten Managers, der sich nach 33 Stunden im Sumpf am Storkower See nach eigenen Angaben selbst befreien konnte. So konnte sich Stefan T. nicht mehr genau erinnern, ob er mit verbundenen Augen über einen Zaun geklettert war oder nicht. Auch zum Tatwerkzeug, einem Kajak, gab es unterschiedliche Angaben. Nach der Tat war das Kajak nicht eingehend von der Polizei auf Spuren untersucht worden, ebenso wurde eine medizinische Untersuchung von Stefan T. unterlassen.

Neue Widersprüche und Indizien

Die Staatsanwaltschaft ging für alle drei Taten von einem Täter aus. In einem Dossier hatte in die Beweisaufnahme eingetreten war, um auch einen kurzzeitig ins Visier geratenen Ex-Polizisten zu überprüfen. Ein DNA-Abgleich hatte allerdings kein Ergebnis gebracht.

Die Staatsanwaltschaft argumentierte dagegen mit einer Pyramide der Indizien, an dessen Spitze nur noch Mario K. als Verdächtiger übrig bleibe.

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