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An der Oderbrücke sollte das Zukunftszentrum bei einem Votum für Frankfurt (Oder) gebaut werden.

© IMAGO/Volker Hohlfeld

Kein Zukunftszentrum in Brandenburg: Frankfurt an der Oder hat trotzdem gewonnen

Das Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation kommt nach Halle. Frankfurt (Oder) hat dennoch viel erreicht, auf dem sich aufbauen lässt.

Ein Kommentar von Marion Kaufmann

Halle an der Saale statt Frankfurt an der Oder - das geplante Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation kommt nicht nach Brandenburg. Die Leiterin der Landeszentrale für politische Bildung, Martina Weyrauch, bringt es in den sozialen Medien nach der Entscheidung auf den Punkt: „Die Jury dachte deutsch!“ Der erste Part in dem sperrigen Namen, der Rückblick auf die Deutsche Einheit, hat am Ende doch stärkeres Gewicht bekommen. Er wog offenbar mehr als der zweite Aspekt, die europäische Perspektive. Und das ist, ohne die Bewerbung Halles schmälern zu wollen, schade und eine vertane Chance.

Wann, wenn nicht jetzt, während des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, wäre der Zeitpunkt gewesen, ein Zeichen zu setzen und die Zukunft in Frankfurt (Oder) anzusiedeln? In der einst am Rande der Republik gelegenen Grenzstadt, die mit dem polnischen Slubice zu einer Doppelstadt zusammengewachsen ist, die Europa lebt.

Und das nicht nur in folkloristischen Festen, sondern in schwierigen Abstimmungsprozessen. Direkt an der Oderbrücke in diesem realen EU-Labor hätte das Zentrum gebaut werden sollen, mit Blick gen Osteuropa. Dass die Europa-Universität Viadrina seit ihrer Gründung 1991 zu Transformationsprozessen forscht, enge Netzwerke mit der Ukraine knüpfte - ein weiterer Pluspunkt für Frankfurt (Oder), der am Ende aber nicht zog. Nun also Halle in Sachsen-Anhalt, zentral gelegen in Mitteldeutschland.

Augenmerk nicht nur auf die Lausitz

Für Frankfurt (Oder), das in seiner Geschichte immer wieder Pleiten erleben musste, ist der Entscheid ein erneuter schwerer Rückschlag. Aber die Stadt hat trotzdem gewonnen. Sympathien über die Landesgrenze hinaus. Und Tatkraft durch eine engagierte Bewerbung, mitgetragen von den Bürgern.

Nun ist es an der Landesregierung, die Stadt nicht wieder aus den Augen zu verlieren. Hauptaugenmerk jenseits von Potsdam liegt derzeit auf dem Strukturwandel in der Lausitz. Aber die nächste Ansiedlung muss nach Frankfurt (Oder) gehen.

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