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Teilerfolg. Die Kandidaten der IG Metall bekommen zwar die meisten Stimmen, haben im neuen Betriebsrat aber nicht die Mehrheit.

© dpa/Patrick Pleul

IG Metall gewinnt Betriebsratswahl bei Tesla: Knapper Sieg für die Gewerkschaftsliste

Zum zweiten Mal hat die Belegschaft in Grünheide einen Betriebsrat gewählt. Die Liste der IG Metall kommt auf 39,4 Prozent und gewinnt 16 von 39 Mandaten.

Die IG Metall hat die Betriebsratswahl bei Tesla in Grünheide knapp gewonnen. Für die Kandidaten der Gewerkschaft votierten 39,4 Prozent der Belegschaft, auf Platz zwei folgt mit 35,9 Prozent die Liste mit Beschäftigten, die den bisherigen Betriebsrat dominierten. Im neuen, 39 Personen zählenden Betriebsrat stellt die IG Metall zwar mit 16 Mitgliedern die größte Gruppe, erfuhr der Tagesspiegel am Mittwochabend aus dem Unternehmen. Die Mehrheit hat die Gewerkschaft indes deutlich verpasst.

Die IG Metall hatte mit einem zehn Punkte umfassenden Programm für ihre Liste geworben. „Mehr Personal und längere Pausen am Band, eine planbare Freizeit und wirksamer Gesundheitsschutz“, war die Wahlbroschüre überschrieben. „Ein besseres Tesla ist möglich“, hatte der ostdeutsche IG Metall-Bezirksleiter Dirk Schulze versprochen und sich damit klar vom bisherigen Betriebsrat abgegrenzt.

Zur Wahl angetreten waren insgesamt neun Listen mit 234 Kandidatinnen und Kandidaten, allein auf der Liste der IG Metall standen 106 Kandidaten. Die Betriebsratswahl war erforderlich, weil sich seit der ersten Wahl in Grünheide vor zwei Jahren die Belegschaft erheblich vergrößert hat: Im Februar 2022 arbeiteten rund 2500 Personen im Tesla-Werk, gegenwärtig sind es 12.500. Der bisherige Betriebsrat besteht aus 19 Mitgliedern.

Die IG Metall wirft dem bisherigen Betriebsrat eine arbeitgeberfreundliche Politik vor. „Wenn Leute gekündigt wurden, ging das in der Regel widerspruchslos durch den Betriebsrat, der die betroffenen Kolleginnen und Kollegen nicht einmal angehört hat“, sagte Schulze dem Tagesspiegel. „Das ist das Gegenteil von Betriebsratsarbeit für die Beschäftigten.“ Der Umgang mit Leiharbeitern sei „unmenschlich“, der Betriebsrat habe das geduldet.

Mit dem neu gewählten Gremium soll das nun anders werden. Zum Programm in der Wahlbroschüre der Gewerkschaft gehört die Übernahme von Leiharbeitnehmern. Längere Taktzeiten an den Montagebändern, angemessene Bandpausen und mehr Personal sollen die Arbeitsbedingungen verbessern.

„Kein Lohnentzug mehr bei Krankheit“, ist ein weiterer Punkt der IG Metall. Nach Angaben der Gewerkschaft gibt es immer wieder Fälle in Grünheide, bei denen kranken Beschäftigten die Lohnfortzahlung erst dann gewährt wird, wenn sich die Betroffenen beschweren. Für ‚Tesla-Speed‘ werde beim Unfallschutz gespart, heißt es weiter bei der IG Metall.

Für die Gewerkschaft ist die Betriebsratswahl eine Etappe zum Ziel Tarifvertrag: „Höhere Entgelte, kürzere Arbeitszeiten, mehr Urlaub: All das soll rechtssicher in einem Tarifvertrag zwischen der IG Metall und Tesla geklärt werden.“ Erst dann arbeiteten die Beschäftigten in Grünheide zu den in der Branche üblichen Bedingungen. Aufgrund der längeren Arbeitszeit und anderer Entgelte liegen die Personalkosten in Grünheide um zehn bis 20 Prozent unter dem Niveau der deutschen Autohersteller. Einen Tarifvertrag ist jedoch nicht in Sicht: Tesla-Eigentümer Elon Musk lehnt Gewerkschaften ab.

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