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Brandenburg: Die Parkspende

In Sanssouci wird um ein Eintrittsgeld gebeten. Die meisten Besucher zahlen

Potsdam - Ihre Dienstkleidung, ein knielanger Gehrock, ist einer preußischen Jagduniform aus dem Jahr 1750 nachempfunden. Maria Hoheisel und Christian Heinke stehen am Samstagvormittag erstmals am Grünen Gitter, einem der Haupteingänge zum Park Sanssouci, und bitten die Besucher um ein Eintrittsgeld. Wer möchte, kann zwei Euro zahlen, als freiwilligen Beitrag zur Erhaltung der Parkanlagen, wie es auf der Karte mit einem abgedruckten Parkplan heißt, den es als Dankeschön gibt.

Gegen Mittag haben die 21-jährige Maria Hoheisel und der 28-jährige Student Christian Heinke über 40 Besucher angesprochen und knapp 30 Karten verkauft. Zum ersten Mal hat die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten diese Aktion gestartet, mit der die Pflege der Parks unterstützt werden soll. Beide sind überrascht, wie positiv der freiwillige Eintritt aufgenommen wird. Kein Murren, kein unfreundliches „Lasst mich bloß in Ruhe!“, fast jeder zahlt die zwei Euro.

Jährlich wendet die Stiftung 6,8 Millionen Euro für die Pflege ihrer Parks auf. Gebraucht werden aber zwei Millionen Euro mehr. Durch den freiwilligen Parkeintritt und Bußgelder bei Verstößen gegen die Parkordnung sollen in diesem Jahr 700 000 Euro zusätzlich in die Kassen fließen. Eigentlich sollten auch im Schlosspark Charlottenburg Besucher um einen freiwilligen Parkeintritt gebeten werden. Doch wegen der Kritik des Bezirks und der, der den kostenfreien Eintritt in den Park gefährdet sah, hat man zunächst davon Abstand genommen.

Das Ehepaar Jackhau aus Stahnsdorf bei Potsdam hatte am Freitagabend in den Nachrichten vom freiwilligen Parkeintritt gehört. Ihren Freunden aus Osnabrück wollen sie nun Sanssouci zeigen. Maria Hoheisel braucht gar nicht lange Überzeugungsarbeit leisten. „Ich gebe eine Parkrunde“, sagt Carsten Jackhau. Er genießt Sanssouci bei regelmäßigen Besuchen und zahlt deshalb gern für dessen Pflege. Jackhau hofft, dass es bei der Freiwilligkeit bleibt. Annette Kleffel sieht das anders. Die Potsdamerin hätte nichts gegen einen Pflichtbeitrag. „Den würden die Touristen schon zahlen.“ Sie wollte eigentlich eine Jahreskarte für 12 Euro kaufen. Doch die hat Hoheisel nicht dabei. Die Jahreskarte gibt es bisher nur im Besucherzentrum oder im Museumsshop. Schon mehrere Besucher, die sie an diesem Vormittag danach gefragt hatten, musste sie vertrösten.

Timo Dumke steht am Eingang Mühlentor und bittet dort um den Parkeintritt. Der 26-jährige Student hat an diesem Vormittag über 40 Besucher überzeugen können. Wie viele er angesprochen hat, kann er nicht sagen. Warum, das wird schnell klar. Knapp 100 Meter entfernt parken die Reisebusse, dann strömen Touristengruppen durch das Tor, und sein freundlicher Spruch „Dürfte ich Sie über den Park Sanssouci informieren?“, verhallt ungehört in dem Gewusel.

Dirk Becker

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