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Das alte preußische Stationsgebäude in Lindow (Ostprignitz-Ruppin) soll ein Ort für Begegnungen werden.

© privat

Denkmalpflege in Brandenburg: Bahnhofsgebäude in Lindow wird vom Sanierungsfall zur Filmkulisse

Das Land gab 2022 mehr als 38 Millionen Euro für die Denkmalpflege aus. Davon profitiert auch der Bahnhof Lindow.

Nur wenige Züge halten noch am Bahnhof Lindow. Das im Landkreis Ostprignitz-Ruppin an der eingleisigen Nebenstrecke von Löwenberg nach Rheinsberg gelegene, alte preußische Stationsgebäude stand viele Jahre leer. Der Innenraum ist verfallen, bei einem Nebengebäude ist die Wand zusammengebrochen. Doch nun soll neues Leben in den alten Bahnhof einziehen. „Wir möchten in Lindow einen Ort für Begegnungen schaffen“, sagt Sarah Herke von der Genossenschaft „Räume und Menschen“. „Der Bahnhof ist das Tor zur Stadt und Treffpunkt für Jugendliche.“ Man wolle einen Ort schaffen, wo die 3000 Einwohner Lindows und die zahlreichen Tagesgäste des Ortes ins Gespräch kommen können.

Ein erster Schritt waren im vergangenen Jahr 45.000 Euro aus der Denkmalhilfe des Landes. Damit konnte zumindest einmal das Dach gesichert werden. Doch als Herke am Montag neben Kulturministerin Manja Schüle (SPD), Infrastrukturminister Guido Beermann (CDU) und Landeskonservator Thomas Drachenberg im Presseraum der Staatskanzlei saß, wurde auch deutlich, dass an dem alten Gebäude noch sehr viel zu machen ist: Die Böden zwischen den Etagen des Bauwerks sind herausgebrochen, die Wände in schlechtem Zustand. „So ein denkmalgeschütztes Gebäude ist unglaublich viel Arbeit“, sagt Herke. „Aber immer, wenn ich das Gebäude sehe, verliebe ich mich neu darin.“

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Auch die Dorfjugend packt mit an

Immerhin, allmählich geht es vorwärts. 2022 wurden im Bahnhof Filme des bundesweiten Dokumentarfilmfestivals gezeigt. Und die Lindower Dorfjugend, die ihre freie Zeit gern am Bahnhof verbringt, hilft mittlerweile bei der Sanierung mit. „Wir geben dem Selbermachen immer den Vorzug“, sagt Herke. „Wir möchten, dass die Menschen den Ort lieb gewinnen und mit uns in einen Austausch kommen.“

Das freut auch Brandenburgs Infrastrukturminister Guido Beermann (CDU). „Es ist wichtig, dass Bahnhöfe als lebendige Orte in den Städten und Gemeinden wahrgenommen werden“, sagte Beermann. „Dass Menschen die Gebäude nicht als Durchfahrtsort wahrnehmen, sondern als Enddestination sehen.“ Beermanns Ressort hat im Rahmen der Städtebauförderung 2022 rund 21 Millionen Euro für den Erhalt denkmalgeschützter Gebäude ausgegeben.

Davon profitierte beispielsweise die Stadt Perleberg, die 2,4 Millionen Euro Bundes- und Landesmittel für den Erhalt des Gebäudes „Am Hohen Ende 27“ bekommen hat: Hier soll eines Tages das Stadtarchiv einziehen. Und auch für das Gebäude „Großer Markt 10“, das künftig die Bibliothek beherbergen soll, sowie ein weiteres historisches Bauwerk sind Fördermittel bewilligt worden.

38 Millionen Euro für Denkmalschutz

Insgesamt hat das Land 2022 rund 38 Millionen Euro für den Erhalt denkmalgeschützter Gebäude ausgegeben. Denn neben den Mitteln aus dem Infrastrukturministerium war auch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur, das genuin für die Denkmalpflege zuständig ist, mit 16,2 Millionen Euro daran beteiligt. Damit liegt das Land Brandenburg bei den Pro Kopf-Ausgaben für den Denkmalschutz im Bundesvergleich mit 12,30 Euro auf Platz drei: „Nur Thüringen und Sachsen sind noch vor uns“, sagte Kulturministerin Schüle.

Von den Mitteln flossen rund 3,39 Millionen Euro an Kirchen und Religionsgemeinschaften für den Erhalt historischer Sakralbauten. Insgesamt 6,5 Millionen Euro erhielt die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten für den Erhalt ihrer Residenzen und Gartenanlagen. Rund 5,1 Millionen Euro wurden im Rahmen der Denkmalförderungsprogramme des Kulturministeriums vergeben.

Im kommenden Jahr bahnt sich bei der Denkmalpflege eine Neuerung an: Die einst verschmähte Solartechnologie kann dann in Brandenburg auf historischen Gebäuden einfacher installiert werden. Einzige Voraussetzung: Die Anlagen müssen reversibel sein und dürfen den Gesamteindruck des Denkmals und dessen Umgebung nicht übermäßig stören. Denn die Denkmalpflege habe von Anfang an auf Nachhaltigkeit gesetzt habe, betonte Schüle. Sie stehe für ressourcenschonendes Wirtschaften und langfristige Nutzungsdauern. „Denkmalpflege kann Klimaschutz“, sagte Schüle.

Landesdenkmalpfleger Thomas Drachenberg sagte, Gebäude würden für 100 Jahre und mehr errichtet. „Damit schafft die Architektur ästhetische Werte, die für sehr lange Zeit Bestand haben müssen“, sagte Drachenberg. „Abriss ist total uncool geworden.“

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