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Ein Regionalzug am Potsdamer Hauptbahnhof. (Symbolfoto)

© Ottmar Winter PNN

Update

Berliner Regionalverkehr im Dauerstau: Odeg stellt 20-Minuten-Takt des RE1 kurz nach Fahrplanwechsel vorerst wieder ein

Voraussichtlich bis Januar wird jede dritte Fahrt auf der Linie RE1 gestrichen. Brandenburgs Verkehrsminister Beermann ist verärgert über das Bahn-Chaos.

| Update:

Wegen des überlasteten Berliner Stadtbahnnetzes, witterungsbedingter Störungen und eines hohen Krankenstands beim Personal stellt die Ostdeutsche Eisenbahngesellschaft (Odeg) den erst vor einer Woche eingeführten 20-Minuten-Takt auf der Linie RE1 zwischen Magdeburg, Berlin und Frankfurt (Oder) vorerst wieder ein.

Ab Montag, 19. Dezember, bis einschließlich 1. Januar 2023 entfielen die RE1-Taktverstärker in der Hauptverkehrszeit, teilte das Unternehmen auf seiner Webseite mit. Momentan sei auf der Linie nur ein 30-Minuten-Takt möglich, sagte eine Odeg-Sprecherin dem RBB.

Von den Einschränkungen sind nach Odeg-Angaben neben dem RE1 noch weitere Linien betroffen. So ende ab Montag die Linie RE8 Nord in der Regel in Nauen und wende dort wieder in Richtung Norden, hieß es. Die Fahrten zwischen Nauen, Berlin und dem Flughafen BER entfielen. Fahrgäste sollten ab Nauen auf die Linien RB10/14 bzw. RE2 der DB Regio ausweichen.

Zudem fällt der RB33 zwischen Treuenbrietzen und Jüterbog zwischen dem 19. Dezember und dem 1. Januar 2023 durchgehend aus. In diesem Zeitraum verkehrt der RB37 nur im Zwei-Stunden-Takt. Am Wochenende entschuldigte sich das Unternehmen in einer Mitteilung auf ihrer Homepage wegen der Zugausfälle.

Zum Fahrplanwechsel am 11. Dezember hatte sich Brandenburgs Verkehrsminister Guido Beermann (CDU) noch über „die größte Fahrplanausweitung, die es je gegeben hat“ gefreut. Doch schnell zeigte sich, dass die Infrastruktur auf der Stadtbahn dafür nicht ausreicht.

Es kann nicht sein, dass durch die massiven Verspätungen und weiteren Probleme im Fernverkehr die Berliner Stadtbahn so verstopft wird, dass die Regionalzüge und damit die Pendlerinnen und Pendler darunter leiden müssen.

Guido Beermann (CDU), Verkehrsminister Brandenburg

Beermann zeigte sich verärgert über die Probleme, die sich nach dem Fahrplanwechsel auf der Berliner Stadtbahn ergeben haben. „Aktuell kann das Verkehrsangebot seitens des Infrastrukturbetreibers, der DB Netz, leider nicht zufriedenstellend umgesetzt werden“, sagte der Potsdamer Verkehrsminister am Freitag dieser Zeitung. Das Ministerium sei kurzfristig über die Probleme auf der Stadtbahn informiert worden.

Ein Hauptgrund dafür sei nach Angaben der DB Netz der einbrechende Fernverkehr aus dem Netz mit einer Pünktlichkeitsrate von nur noch 42 Prozent gewesen. „Die verspätet auf die Stadtbahn geleiteten Züge verstopfen das Netz. „Hinzu kommen die Bauarbeiten am Berliner Ostbahnhof, die noch bis zum 20. Dezember 2022 zur Sperrung von zwei Bahnsteiggleisen führen sowie zu lange andauernde Standzeiten von Zügen, die am Ostbahnhof enden“, so Beermann.

„Dazu sage ich ganz klar: Das Vorgehen der DB Netz stößt bei uns auf Unverständnis“, sagte der Minister. „Es kann nicht sein, dass durch die massiven Verspätungen und weiteren Probleme im Fernverkehr die Berliner Stadtbahn so verstopft wird, dass die Regionalzüge und damit die Pendlerinnen und Pendler darunter leiden müssen.“

Der Regionalverkehr dürfe nicht aufgrund der dramatischen Zustände beim Fernverkehr zurückgestellt werden. Man habe die Bahn aufgefordert, „kurzfristig ein neues Konzept vorzulegen, das einen planmäßigen Verkehr auf der Stadtbahn gewährleistet und auch der Wetterlage entspricht“, sagte Beermann. „Nun muss die DB Netz liefern.“

Empört zeigten sich am Freitag auch weitere Landespolitiker. Das Chaos sei „Ergebnis einer verschlafenen Politik der letzten Jahre“, sagte der Verkehrspolitiker der Brandenburger Linken, der Templiner Abgeordnete Andreas Büttner. „Mehr Züge müssen einhergehen mit einem Ausbau der Infrastruktur.“ So müsste es für die Stadtbahn Entlastung über andere Schienentrassen geben, etwa über S-Bahn-Linien.

Auch der Verkehrspolitiker der Grünen, Clemens Rostock, sagte, dass man mehr Puffer und Redundanzen in der Infrastruktur benötige. „Im Fall der Stadtbahn braucht es Alternativstrecken wie die Potsdamer Stammbahn oder elektrifizierte Ost-West-Verbindungen über die Ringbahn“, sagte Rostock. „Außerdem muss das Zugsicherungssystem ECTS konsequent ausgebaut werden, um enge Zugtaktungen managen zu können.“

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