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Grundschulen in Brandenburg: Benotung im Fach Deutsch sorgt für Verwirrung

Neuer Ärger an Brandenburger Grundschulen: Nach dem Ü7-Chaos sorgt nun die Benotung im Fach Deutsch für Verwirrung.

Potsdam - Nach der Verunsicherung wegen veränderten Aufnahmebedingungen für die siebten Klassen gibt es kurz vor den Winterferien neuen Ärger an Brandenburger Grundschulen – wieder, weil das Bildungsministerium erst kurzfristig über eine wichtige Änderung informiert habe, beklagen Eltern und auch Lehrerverbände. Diesmal geht es um die Benotung im Fach Deutsch in den dritten und vierten Klassen. Gut eine Woche vor der Ausgabe der Halbjahreszeugnisse am Freitag erließ das Ministerium eine neue Vorschrift für die Benotung.

Bisher setzt sich die Deutschnote auf dem Zeugnis aus der Beschreibung von drei Kompetenzen zusammen, nun sind es fünf. Brandenburg setze damit Vorgaben der Kultusministerkonferenz um, die im neuen Rahmenlehrplan zum Schuljahr 2017/18 bereits verankert wurden. Deswegen würden die Zeugnisse nun entsprechend angepasst, erklärt Ministeriumssprecher Ralph Kotsch auf PNN-Anfrage. Bereits bei den Beratungen sei über die geplante Änderung der Zeugnisse informiert worden. Mit den Verwaltungsvorschriften seien die bekannten Zeugnisformulare formal in Kraft gesetzt worden. Die Lehrer sollen nun die Kategorien Sprechen und Zuhören, Schreiben und Rechtschreibung, Lesen und Lesefertigkeiten nutzen, mit Texten und Medien umgehen sowie Sprachwissen und Sprachbewusstsein zur Bewertung heranziehen. „Dass diese Regelung nun wenige Tage vor der Zeugnisausgabe als verbindlich erklärt wurde, hat niemand voraussehen können“, sagte der Präsident des Brandenburgischen Pädagogen-Verbandes (BPV), Hartmut Stäker. Nach Ansicht seines Verbandes können keine Schule rechtskonforme Zeugnisse für die Klassen drei und vier ausgeben, Stäker rechnet mit Klagen von Eltern gegen die Zensuren. Das Halbjahreszeugnis der vierten Klasse ist für diejenigen Schüler entscheidend, die sich für die Aufnahme an einer Leistungs- und Begabungsklasse bewerben. Auch der Landeschef der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Günther Fuchs, zeigte sich empört. Die neue Regelung sei „Unfug“. Viele Lehrer seien verunsichert, wie sie die Leistungen für das abgelaufene Schulhalbjahr nachträglich neu bewerten sollen.

Auch die späte Information des Ministeriums über Änderungen bei der Aufnahme an Gesamtschulen sorgt weiter für Ärger. Wie die PNN berichteten sollen Schulen Grundschüler an Gesamtschulen nach dem Wohnortprinzip aufnehmen, Neigungen sollen keine große Rolle mehr spielen. „Natürlich hätte das Ministerium die Schulen und auch die Eltern schneller informieren können und sollen“, sagte die bildungspolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion, Marie Luise von Halem, am Donnerstag. Das eigentliche Problem sei aber ein anderes: „Die Eltern sind nervös, weil sie wissen, dass mit der Entscheidung über die weiterführende Schule die Würfel zur Bildungskarriere ihrer Kinder fallen. Diese frühe Selektion verbaut vielen Kindern ihre Zukunft.“ Das Sinnvollste wäre aus ihrer Sicht, statt der Aufgliederung in verschiedene weiterführende Schulen alle Kinder länger gemeinsam lernen zu lassen. Um die Anspannung von Eltern und Kindern abzumildern, solle man aber zumindest eine enge Kooperation aller Oberschulen mit einer gymnasialen Oberstufe einfordern, so von Halem.
Alexander Otto, Leiter der Gesamtschule in Teltow, will zunächst das kommende Schuljahr abwarten, um zu sehen, wie sich die Schülerzahlen entwickeln. Erst danach könnte man die neue Vorschrift des Ministeriums realistisch einschätzen. (mit Eva Schmid und Manfred Rey/dpa)

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