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Verschwinden immer mehr: Alleen im Land Brandenburg gehörten früher zum Straßenbild, nun soll eine landesweite Konzeption die von Bäumen gesäumten Straßen besser schützen.

© picture alliance / dpa/Patrick Pleul

Bedrohte Alleen in Brandenburg: Neue Konzeption für den Erhalt grüner Straßen

Die rund 1740 Kilometer märkische Alleen sind weiter in Gefahr. Nun soll bis zum Herbst eine Alleenkonzeption zum Schutz erarbeitet werden.

Schon Theodor Fontane beschrieb sie in seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“: „Prächtige, alte Linden“ am Straßenrand. „Junge Ebereschen in roter Pracht“, „grüne Haine des Reisens“. Die 1740 Kilometer Alleen, die es in Brandenburg gibt, gehören zum Bild der Brandenburger Landschaft dazu. Doch die baumbestandenen Straßen, einst als Unfallschwerpunkte verschrien, sind in ihrem Bestand gefährdet: 2006 gab es im Land nach Angaben des Potsdamer Infrastrukturministeriums noch 2.340 Kilometer Alleen. Seitdem wurden 200 Kilometer neu angelegt, rund 600 Kilometer gingen in der Gesamtbilanz indes verloren.

Das Ministerium arbeitet deswegen zusammen mit dem Umweltministerium an einer neuen Alleenkonzeption. Sie soll bis Ende des Jahres fertiggestellt und dann dem Landtag vorgestellt werden. Bislang stehe nur einige Ziele fest: So soll eine Allee künftig mindestens 100 Meter lang sein. Auch an untergeordneten Straßen sollen Pflanzungen erfolgen.

„Ein deutlicher Fokus wird auf die aktive Alleenentwicklung in den Ortsdurchfahrten an Bundes- und Landesstraßen gelegt, um die Orte gerade in den Zeiten des Klimawandels lebenswert zu gestalten“, sagte die Sprecherin des Potsdamer Infrastrukturministeriums, Katharina Burkardt, auf Tagesspiegel-Anfrage. „Wo Bäume vorhanden und in gutem Zustand sind, sollten sie unbedingt erhalten und ergänzt werden.“

BUND-Kritik wegen Reduzierung der Ersatzpflanzungen

Die gegenwärtigen Alleen in Brandenburg würden historisch bedingt eine unausgeglichene Altersstruktur aufweisen, heißt es seitens des Landes. Ein Teil der Alleen stammt aus der Zeit vor 1914, informiert das Infrastrukturministerium. Vereinzelte Bestände würden noch aus dem 19. Jahrhundert sein, sind also mehr als 100 Jahre alt. Der größte Anteil der bestehenden Alleebäume, etwa 70 Prozent, wurde in den 1930er-Jahren gepflanzt. Danach gibt es laut Ministerium erst wieder seit 1990 nennenswerte Neupflanzungen.

Ab 2024 sollen nun in einer Periode von fünf Jahren 20.000 Bäume als Alleen und Baumreihen an Straßen aller Kategorien gepflanzt werden. Die Hälfte dieser Bäume soll innerorts, die andere Hälfte außerorts gepflanzt werden. Auch die deutsche Alleenstraße, die ebenfalls durch Brandenburg verläuft, werde gezielt mit neuen Alleen und Baumreihen versehen. So wurden etwa zum 30-jährigen Jubiläum der Alleenstraße an der B 246 bei Bad Belzig mehr als 300 neue Bäume gepflanzt.

Dem Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland (BUND) reichen diese Eckpunkte freilich nicht. Der Verband warnt vor weiterem Alleenverlust in Brandenburg. Nach der geltenden Alleenkonzeption sollen jährlich 5000 Alleebäume an Bundes- und Landesstraßen gepflanzt werden. In der neuen Alleenkonzeption werden in den kommenden fünf Jahren insgesamt 20.000 Nachpflanzungen vorgesehen, also jährlich nur noch 4000 Alleebaumpflanzungen. „Ich kann nicht verstehen, warum die Reduzierung der jährlichen Ersatzpflanzungen ein Beitrag zum Erhalt der Alleebaumbestände sein soll“, sagte der Landesvorsitzende des BUND, der frühere Landtagsabgeordnete Carsten Preuß.

Einseitige Baumreihen sind bislang nicht geschützt

Weiterhin sollten bei einem Ersatz für Alleebäume in Zukunft auch einseitige Baumreihen gepflanzt werden. Dadurch lasse sich Pflanzdefizit ebenfalls reduzieren. Allerdings bildeten die Baumreihen keine grünen Tunnel wie die Alleen: Sie seien nicht durch die Naturschutzgesetze geschützt. „In Landkreisen ohne Baumschutzverordnung wären daher die Ersatzpflanzungen nicht gesichert“, sagte BUND-Vertreter Preuß. „Daher fordern wir, durch eine landesweite Verordnung auch Baumreihen unter Schutz zu stellen.“

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