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Brandenburg: Angst vor dem Berghain

Rapper B-Tight tritt beim Bundesvision Song Contest für Berlin an, Mellow Mark und Nina Maleika für Brandenburg

Berlin - Beinahe schüchtern sitzt B-Tight auf dem weißen Sofa in der Max-Schmeling-Halle, hinter ihm die Berlin-Fahne. Um ihn herum warten Wahlbrandenburger Mellow Mark mit Nina Maleika und 14 weitere Ländervertreter, die am heutigen Freitagabend beim 8. Bundesvision Song Contest gegeneinander antreten. Am Donnerstag stellte Stefan Raab die Teilnehmer an seinem musikalischen Bundesländerwettstreit vor, darunter Fettes-Brot-Rapper König Boris als Solo-Dance-Projekt „Der König tanzt“ für Hamburg und „The Love Bülow“ für Mecklenburg-Vorpommern.

B-Tight grinst ein kurzes „Ja“ auf die Feststellung von Stefan Raab, der seine Musik als „Hardcoremetalrap“ bezeichnet. „Du siehst so kuschelig aus, der Streetflavour ist ja weg“, sagt der TV-Moderator zum Berliner, der vor allem Rapfans und besorgten Jugendschützern ein Begriff ist. Drei seiner CDs landeten wegen harter Texte als jugendgefährdend auf dem Index. Nun rappt B-Tight über Rockbeats seiner Band B-Tight-Playaz, das Album „Drinne“ erscheint passenderweise heute. Die neue Musik sei nicht vom Index bedroht, sagt B-Tight. „Imagewandel kann man sagen. Ich bin lustiger, nehme mich noch weniger ernst.“ Aber er bleibe provokant. „Ein bisschen gestichelt, aber auf sympathische Art.“ Wieder ein breites Grinsen. „Nur singen hören werdet ihr mich nie. Das braucht kein Mensch.“

Der Contest ist eine erfolgreiche Werbeveranstaltung für deutsche, meist unbekanntere Musiker. Ein paar Stars sind auch dabei. Als die großen Favoriten „Xavas“ treten Xavier Naidoo und Kool Savas für Baden-Württemberg an. Savas lebt mittlerweile in Heidelberg, verbrachte aber den Großteil des Lebens in Kreuzberg. „Für mich ist Dabeisein nicht alles, ich will gewinnen“, sagt der Rapper. Der Contest ist bereits zum dritten Mal in Berlin. Der Friedrichshainer Tim Bendzko holte ihn mit dem Sieg im vergangenen Jahr in die Stadt. Zuvor gewannen Seeed – sie präsentieren am Abend zwei Songs aus ihrem neuen, heute erscheinenden Album – und deren Frontmann Peter Fox als Solokünstler. Damit führt Berlin die Sieger–Rangliste an.

Der gebürtige US-Amerikaner B-Tight, der eigentlich Robert Edward Davis heißt und den alle nur Bobby nennen, will mit dem Song „Drinne“ die erste Titelverteidigung schaffen. „Die Konkurrenz ist hart. Es ist aber kein Song dabei, den ich feier’“, sagt er am Mittwoch. In einem Gebäude am Kreuzberger Spreeufer dreht er bis spät nachts ein Musikvideo, am Abend zuvor war er zur Aufzeichnung bei TvTotal in Köln. Für die Liveshow am Freitag verspricht er eine Überraschung. Vielleicht ist es ja sein Kumpel und einstiger Mitbewohner Sido, mit dem er Ende der 90er Jahre das Rappen begonnen hatte. „Nach 12 Jahren HipHop wollte ich mal was anderes machen“, sagt B-Tight. Vor einem Jahr tat er sich mit drei Mitgliedern der Münchener Rockband Emil Bulls und zwei Berliner Musikern zusammen. „Man denkt, da kommt ein verkiffter HipHopper an, aber es war genau das Gegenteil“, sagt Emil-Bulls-Sänger Christoph von Freydorf. Am 19. Oktober spielen die B-Tight-Playaz im C-Club. B-Tight, aufgewachsen im Märkischen Viertel, wohnt mit seinen drei Kindern am Stadtrand. „Wenn ich Bock auf Trubel hab’, fahr ich nach Mitte, Kreuzberg, Neukölln.“ In den Sage Club, ins 40Seconds, in den Tresor. Im Berghain war er noch nie. „Ich hab’ Angst, dass ich da nicht reinkomme.“ Mit Sido hängt er immer noch rum, wenn es die Termine zulassen. „Dann ist es wie früher“.

Viel ruhiger als der Rap-Rock-Mix von B-Tight ist das Liebeslied „Bleib bei mir“ von Mellow Mark und Nina Maleika. Sie treten für Brandenburg an, das den Contest 2008 gewinnen konnte. „Ich hoffe auf ein Wunder“, sagt der Soul- und Reggaemusiker, der 2003 den Newcomer-Echo bekam. Und sich als einstiger B-Tight-Fan outet, obwohl der und Sido ihn auch mal kritisch auf die Schippe genommen hätten. Zum Contest kam er durch Zufall. Sein Manager schickte ein Demo ein, ohne sein Wissen. In den letzten Wochen tourte er auf Stimmenfang durch Brandenburg. Wie B-Tight hofft er, dass der Wettbewerb die Karriere antreibt. „Danach ging es ab wie Schmitz Katze“, sagte jedenfalls Vorjahressieger Bendzko am Donnerstag. Bis 2007 wohnte der Schlumberger im Wrangelkiez am Schlesischen Tor. Wegen Freunden zog er nach Potsdam, wo er mit Freundin und Tochter lebt. „Ich bin ein Familienmensch“, sagt er. Auf Tour nahm er sogar die Eltern im Wohnmobil mit. Nach dem Contest geht er für das Goethe-Institut nach Malaysia und Ägypten. Vielleicht ja als Überraschungssieger. Dann fände der Wettbewerb kommendes Jahr in Potsdam statt. B-Tight will das verhindern.

Karten für den Bundesvision Song Contest an der Abendkasse ab 35 Euro, Einlass 18 Uhr, Max-Schmeling-Halle, Falkplatz 1, Prenzlauer Berg. ProSieben übertragt ab 20.15 Uhr live. Den Sieger bestimmen die Zuschauer per Telefon- und SMS-Abstimmung.

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