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Nuthetal: Dicke Luft vor der Wahl

Die Lager um die Nuthetals Bürgermeisterkandidatinnen werfen sich unlauteres Verhalten vor.

Von Eva Schmid

Nuthetal - In Nuthetal brodelt es. Und das nur Tage vor der Bürgermeisterwahl am Sonntag, bei der die amtierende Bürgermeisterin Ute Hustig (Linke) gegen die von der SPD und CDU unterstützte Herausforderin Katrin Krumrey (parteilos) antritt. War der Wahlkampf bislang eher ruhig, wird nun auf den letzten Metern mit harten Bandagen gekämpft. Es werden Vorwürfe gegen Unterstützer von Hustig geäußert. Sie sollen Unterstützern von Krumrey gedroht haben im Versuch, sie mundtot zu machen. In Hustigs Lager werden diese anonym geäußerten Vorwürfe als Verleumdung bezeichnet. Hustig selbst spricht von „böswilligen Gerüchten“. Sie überlegt, strafrechtliche Konsequenzen zu ziehen.

Was ist an den Vorwürfen dran? Im Kern geht es um Wahlwerbung. Die soll den Unterstützern von Krumrey auf krude Art und Weise vermiest worden sein. So hätten einige Gewerbetreibende, die Plakate oder Flyer der Herausforderin in und an ihren Läden angebracht hätten, Ärger deswegen bekommen. Ein Beispiel: Die Inhaberin der Modeboutique „Die Zwei“ in Bergholz-Rehbrücke, Nicole Zocher, berichtet gegenüber den PNN, dass die dortige Ortsvorsteherin Annerose Hamisch-Fischer (Linke) ihre Mitarbeiterin lautstark eingeschüchtert habe, bis sie das Plakat wieder abgehängt hätte.

Ähnliches sei auch bei anderen Gewerbetreibenden vorgefallen. Das jedoch wollen diese auf Nachfrage nicht bestätigen. So erklärte ein Landschaftsgärtner aus Bergholz-Rehbrücke gegenüber den PNN, dass der Vorwurf, er sei für Krumrey-Banner an seinem Zaun von Verwaltungsmitarbeitern gemaßregelt worden, nicht stimme. Er habe das Banner von sich aus wieder abgenommen, weil er sich als Gewerbetreibender „nicht in das Politische“ einmischen wolle. „Alles andere ist herangedichtet worden.“

Überhaupt geben sich diejenigen, die dem Hustig-Lager unlautere Methoden vorwerfen, öffentlich sehr zurückhaltend. Keiner will in der Zeitung mit seinem Namen genannt werden – aus Angst vor Konsequenzen, wie es heißt. Was für Konsequenzen das sein könnten, blieb indes offen.

Im Rathaus kann man darüber nur den Kopf schütteln. An den Gerüchten sei nichts dran, betont Hustig. Und sagt, dass der Wahlkampf von Anfang an nicht sachlich abgelaufen sei.

Besonders hart umkämpftes Gebiet ist der Hauptort der Gemeinde, Bergholz-Rehbrücke. Er wächst, ist von Zuzug geprägt und mit seiner direkten Lage bei Potsdam äußerst attraktiv – für Bewohner, aber auch für Firmen. Herausforderin Krumrey, die im Ort wohnt, ist dort gut vernetzt. Sie ist die Kandidatin, die zugezogene, junge Familien anspricht. Auch die Gewerbetreibenden versucht sie von sich zu überzeugen. Immer wieder weist Krumrey auf die engen räumlichen Verhältnisse in Kitas, Hort und Schule hin. Und auch das Gewerbe könnte in Bergholz-Rehbrücke noch stärker belebt werden, so ihr Credo. Zwei Themen, die dort ankommen.

Hustig hingegen punktet in den Ortsteilen: In Saarmund, dem Ort, in dem sie lebt, will sie die Mülldeponie in der Fresdorfer Heide verhindern. Jüngst hatte sie die Mieten von etlichen Saarmundern gesichert, indem sie einen Deal mit der kommunalen Kleinmachnower Wohnungsgesellschaft Gewog in die Wege geleitet hat. Im Dauerstreit in Nudow versucht sie mit neuen Ideen im Streit zwischen Reitern und Anwohnern zu vermitteln. Sie weiß, wie sie in den ländlicheren Ortsteilen punkten kann. Vor acht Jahren holte sie dort 74,7 Prozent.

So manches indes ist in Hustigs Wahlkampf nicht ganz glatt gelaufen – die Bürgermeisterin hat sich selbst angreifbar gemacht. Da ist zum Beispiel die vermeintliche Unterstützung durch die Feuerwehr. Hustig wird von einer Listenvereinigung aus Grünen, den Bündnissen Bürger für Nuthetal, Bürger der Ortsteile Nuthetals und die für die Feuerwehr gewählte Gemeindevertreterin unterstützt. Auf ihren Wahlplakaten und ihrer Homepage indes suggeriert sie, dass die gesamte Feuerwehr hinter ihr steht. Als Feuerwehr sei man zu politischer Neutralität verpflichtet, erklärt der Chef der Nuthetaler Brandbekämpfer, Matthias Heide. „Das hätte man besser darstellen können.“ Verärgert ist Heide darüber aber nicht, „das ist meiner Meinung nach nicht Wahl entscheidend“.

Umstritten ist auch ein Facebook-Post von Hustig: Darin wirbt sie mit einer Ehrenurkunde, die ihre Mitarbeiter ihr zum Dank für acht Jahre im Amt überreicht haben. Der Haken: Die Mitarbeiter sind nicht namentlich genannt. SPD und CDU witterten Mauschelei, Wahlkampf dürfe nicht mit Mitarbeitern im öffentlichen Dienst gemacht werden, so der Vorwurf. Sie wollten von Hustig wissen, wie viele aus der Verwaltung die Danksagung unterstützt hätten. Hustig jedoch verweigerte die Aussage, löschte den Facebook-Post und kurze Zeit später auch ihr gesamtes Profil im sozialen Netzwerk. Man müsse nicht unbedingt auf Facebook sein, so ihr Kommentar dazu. Sie wolle nur noch die Tage bis Sonntag überstehen, sagte Hustig am Donnerstag.

Klar ist: Die Stimmung ist vorerst vergiftet. Es ist ein Zwist der Parteien, Linke gegen SPD und CDU. Dabei war die Arbeit im Nuthetaler Gemeindeparlament bisher meist mehr an Sachthemen orientiert, es wurde zusammengearbeitet, auch über Parteigrenzen hinweg. Jetzt aber gilt das wohl nicht mehr. Das hilft den 7651 Nuthetalern, die am Sonntag die Wahl haben, vermutlich recht wenig.

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