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KulTOUR: Ein Kunsttag in Teltow: Einmalig

Auf der Innentreppe von Teltows altem Rathaus erwartete den Besucher gestern ein handgeschriebener Zettel mit dem witzigen Hinweis: „Teltower Kunst-Sonntag – noch höher“. Also stieg man, bis ein weiterer Zettel im zweiten Stock „geschafft!

Auf der Innentreppe von Teltows altem Rathaus erwartete den Besucher gestern ein handgeschriebener Zettel mit dem witzigen Hinweis: „Teltower Kunst-Sonntag – noch höher“. Also stieg man, bis ein weiterer Zettel im zweiten Stock „geschafft!“ signalisierte. Dort öffnete sich ein ganzer Raum voller Kunst samt ihren Schöpfern, plaudernd, auf Besucher wartend. Die kamen dann auch nach der Vernissage im Stubenrauch-Saal des Rathauses gegenüber, wo sich viele neuerdings darin gefallen, die „Initiative Teltower Kunst-Sonntag“ mehr als nur zur Kenntnis zu nehmen. Selbst die Staatssekretärin im Brandenburger Kulturministerium, Ulrike Gutheil lobte, dass dieser 9. Kunst-Sonntag eine „unübersehbare Attraktivität“ hätte und wie dieses Projekt insgesamt die „regionale Lebensqualität“ gesteigert habe.

Nun, die Teilnehmer aus Litauen, Süd-Korea, Rumänien, Frankreich und anderen Ländern werden es sicherlich gern gehört haben, wie „regional“ so ein hochkarätiges Ereignis ist. Vier Standorte in der Innenstadt, gut 90 Teilnehmer mit einer kaum zu überschauenden Anzahl von Werken, was für eine Kleinigkeit! Man kann Dieter Leßnau, Initiator und Spiritus rector dieser inzwischen weit bekannten Kunstpräsentation, nur gratulieren: Nach langem Abwarten tritt die Stadt Teltow jetzt offiziell als Gastgeber und Mitfinanzierer auf, das Kunstseitige selbst, Logistik, künstlerischer Anspruch, war auch diesmal wieder ein Meisterwerk. Und das Publikum, es kam zu diesem Eintagsfest der Künste, und kam, bis zur lieben Parkplatznot. Eintritt: Drei Euro.

Wenn sich Kultur und Politik in irgendeiner Mitte treffen, sind die Offiziellen natürlich sofort dabei. Beim WIR-Projekt etwa, einer Gemeinschaftsaktion der Gruppe „Blutorangen“ und dem Teltower Familienzentrum „Philantow“, die sich das Ziel setzte, Flüchtlinge für einen gemeinsamen Traum vom Frieden der Welt zu gewinnen. So entstand per Patchwork und Quilten ein zwei mal drei Quadratmeter großer Wand-Bild-Teppich mit orientalisch-abendländischen Anmutungen und dem zweisprachigen Text „Frieden – Gemeinschaft – Zukunft“.

Das Publikum gab Beifall, die Politik fand fein beredte Worte – dafür ist sie ja da. Sonst Bilder, Schmuck, Skulpturen in Hülle und Fülle. Werke und Begegnungen. Im Neuen Rathaus samt den Fluren Akt, Porträt und Landschaft, die meisterlichen Aquarelle von Jochen Petzold im Stubenrauchsaal zum Beispiel, wo auch „WIR“ zu sehen war. Im Bürgerhaus konnte man Inge Lorenz’ „Romantische Ostsee-Fotos“ und Daniela Revinks „Letztes Einhorn“ bewundern, oder die feinsinnigen Textilbilder von Erika Klee. Der Südkoreaner Kyungouk Lee präsentiert Holzschnitte, musikalische Porträts, eine Melange aus „asiatisch“ und europäisch-abstrakt.

Neuer Partner mit dem gefühlten Prädikat „gerne“ war das Diana-Land-Hotel, auch fußläufig gut zu erreichen. Hier drängte sich die Künstlerschaft besonders. Die Werderanerin Irina Fedorova zeigte neue Ikonen, der Physiker Carl Weinert interpretierte die künstlerische Seite der Physik, Kathrin Seifert malte Prag, wie Prag eben gemalt sein will. Und im alten Rathaus? Da hatte sich jetzt auch treppentaugliches Publikum versammelt, um die kunstvollen Keramiken des Bremers Dieter Revink zu schauen, oder die naive Malerei der Peruanerin Cecilia Cornelius.

Fazit des Teltower Kunst-Sonntags: Kunsttouren gibt es viele, ein Sonntag wie dieser aber dürfte weithin einmalig sein. Respekt! Gerold Paul

Gerold Paul

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