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AFD-Anhänger demonstrieren am 3. Oktober 2023 in Berlin.

© IMAGO/Funke Foto Services

Studie sieht deutlichen Rechtsruck: 22 Prozent der jungen Menschen würden AfD wählen

Die Autoren der Studie „Jugend in Deutschland 2024“ messen eine stark gestiegene Zustimmung für die AfD – sowie eine „tiefsitzende mentale Verunsicherung“ der jungen Generation.

Eine aktuelle Jugendstudie unter Beteiligung des Sozialwissenschaftlers Klaus Hurrelmann diagnostiziert einen deutlichen Rechtsruck im jungen Teil der Bevölkerung. Demnach liegt die AfD bei den unter 30-Jährigen in der Wählergunst vorn. 22 Prozent der Befragten würden ihr derzeit bei einer Bundestagswahl ihre Stimme geben.

Im Jahr 2022 lag dieser Wert noch bei 9 Prozent, im Jahr 2023 bei 12 Prozent. Zum Vergleich: In aktuellen Umfragen für die Gesamtbevölkerung kommt die AfD auf Werte um die 18 Prozent. Die Autoren der Studie schreiben: „Ganz eindeutig ist es der AfD gelungen, sich als Protestpartei für die Ampel und als Problemlöser für die aktuellen Sorgen anzubieten.“

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Auch die Union hat an Zustimmung gewonnen und liegt mit 20 Prozent nun auf Platz zwei. Es folgen Grüne (18 Prozent), SPD (12 Prozent), FDP (8 Prozent), Linke (7 Prozent), das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW, 5 Prozent) sowie „andere Parteien“ (7 Prozent). 25 der Befragten können keine Entscheidung treffen, 10 Prozent sagen, sie würden nicht wählen.

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TikTok als Erfolgsmodell für die AfD

Als wichtigsten persönlichen Informationskanal für Nachrichten und Politik nennen 57 Prozent der Befragten die Sozialen Medien. Nachrichten-Websites und Fernsehsendungen folgen mit deutlichem Abstand auf Platz zwei (38 Prozent). Mehr als 58 Prozent der Befragten, die die AfD favorisieren, nutzen TikTok regelmäßig. „Den anderen Parteien ist dringend anzuraten, hier nachzuziehen“, schreiben die Autoren.

Die Trendstudie „Jugend in Deutschland“ ist die siebte dieser Art. Den Angaben der Autoren zufolge handelt es sich um eine repräsentative Online-Befragung, an der sich 2042 Personen im Alter von 14 bis 29 Jahren beteiligt haben. Das Institut für Demoskopie Allensbach hat an der Methodik mitgearbeitet. Die Studie wird seit 2020 in regelmäßigem Abstand wiederholt.

Die Ergebnisse zur Parteipräferenz gehen einher mit einem allgemein diagnostizierten Stimmungsumschwung. „Im Vergleich zu den früheren Studien scheint die Stimmung zu kippen“, schreiben die Autoren. 51 Prozent der Befragten beklagen Stress, 36 Prozent Erschöpfung. Acht Prozent sagen, Suizidgedanken würden sie belasten.

Die große Frage für alle Akteure in der Gesellschaft wird sein, wie sie junge Menschen für eine positive Vision im Land begeistern und sie an Veränderungsprozessen beteiligen können.

Simon Schnetzer, Herausgeber der Studie

„Unsere Studie dokumentiert eine tiefsitzende mentale Verunsicherung mit Verlust des Vertrauens in die Beeinflussbarkeit der persönlichen und gesellschaftlichen Lebensbedingungen“, sagt Simon Schnetzer, Herausgeber der Studie. 11 Prozent der Befragten sagen, sie seien aktuell wegen psychischer Störungen in Behandlung.

Diese Themen machen den Jungen am meisten Sorgen

Abgefragt wurde auch, welche Themen den jungen Menschen Sorgen bereiten. Am häufigsten bejaht wurde die Sorge vor Inflation (65 Prozent), es folgt das Thema Krieg in Europa und Nahost (60 Prozent), teurer oder knapper Wohnraum (54 Prozent), sowie die Spaltung der Gesellschaft und der Klimawandel (jeweils 49 Prozent).

Besonders stark zugenommen hat die Sorge vor einer Zunahme von Flüchtlingsströmen. Im Vorjahr bejahten die Frage danach noch 25 Prozent der jungen Menschen. In diesem Jahr sind es 41 Prozent.

Auch das Thema Umweltschutz wurde abgefragt. 45 Prozent der Befragten glauben nicht, dass gegen den Klimawandel genug getan wird, 30 Prozent denken das Gegenteil. Zu persönlichem Verzicht ist nur eine Minderheit bereit. Einmal-Plastik vermeiden würden zwar 57 Prozent der Befragten. Zu sieben weiteren abgefragten Maßnahmen ist aber jeweils nur eine Minderheit bereit. 23 Prozent sagen, sie seien bereit, konsequent auf Flugreisen zu verzichten.

Für Autor Schnetzer stellt sich die Frage, was aus den Ergebnissen konstruktiv gewonnen werden kann. „Die Aussicht auf ein gutes Leben schwindet. Die große Frage für alle Akteure in der Gesellschaft wird sein, wie sie junge Menschen für eine positive Vision im Land begeistern und sie an Veränderungsprozessen beteiligen können“, sagt er.

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