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Politik: Protestanten suchen Huber-Nachfolger Synode: Hannoversche Bischöfin Käßmann Favoritin für das Amt der EKD-Ratsvorsitzenden

Die freie Liebe war gestern, heute geht es um die „intelligente Liebe“. Auf diesen Punkt könnte man die Debatte bringen, die am Montag in Bremen im Plenum der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) geführt wurde.

Die freie Liebe war gestern, heute geht es um die „intelligente Liebe“. Auf diesen Punkt könnte man die Debatte bringen, die am Montag in Bremen im Plenum der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) geführt wurde. Auf der Tagesordnung stand nicht etwa die Paarbeziehung im Strudel der Zeiten, sondern das Schwerpunktthema „Klimawandel, Wasserwandel, Lebenswandel“. Statt des unregulierten, sozusagen freien Umgangs mit Rohstoffen und Energiequellen forderten die Kirchenparlamentarier einen grundsätzlichen Lebenswandel, der im Zeichen der „intelligenten Liebe“ stehen solle.

„Intelligente Liebe meint eine Liebe zur Schöpfung, die bereit ist, sich nicht allein in romantisierenden Gefühlen zu ergehen, sondern nachzudenken, Zusammenhänge aufzudecken und mutig und widerstandsfähig zu handeln“, heißt es im Kundgebungsentwurf, der am Mittwoch verabschiedet werden soll.

„Intelligent lieben“ könnte man auch als Motto über das inoffizielle Schwerpunktthema der Synode setzen: die Suche nach einem Nachfolger für Bischof Wolfgang Huber im Amt des EKD-Ratsvorsitzenden. Was wäre eine intelligente, eine kluge Wahl? Wer kann die Kirche am besten nach außen vertreten? Wer nach innen gestalten? In Bremen tagt das oberste evangelische Kirchenparlament zum letzten Mal in dieser Zusammensetzung. Im Mai nächsten Jahres kommt eine neue Synode zur konstituierenden Sitzung zusammen; im November wählt die neue Synode einen neuen Rat und einen neuen Ratsvorsitzenden.

Bischof Huber tritt nicht mehr an, da er die Altersgrenze von 65 Jahren erreicht hat. Im Frühjahr gibt er auch sein Amt als Berliner Landesbischof ab. „Die breite Mehrheit dieser Synode wünscht sich Margot Käßmann zur nächsten Ratsvorsitzenden“, sagt Kerstin Griese, SPD-Familienpolitikerin und Mitglied im Kirchenparlament. Käßmann vertrete sehr authentisch und engagiert den deutschen Protestantismus. Doch die 50-jährige Bischöfin der Hannoverschen Landeskirche hält sich selbst bedeckt. Sie werde auf der Synode sehr bedrängt, sich für das Spitzenamt nächstes Jahr bereitzuhalten, sagt Käßmann. Es gebe Argumente, die dafür sprächen. Andererseits, nach Krankheit und Scheidung genieße sie das Leben gerade sehr, so wie es ist, sagt sie. Die Arbeit als Bischöfin in Hannover mache ihr großen Spaß, warum sich noch ein weiteres Amt aufladen? „Ich mache es von der Synode in einem Jahr abhängig“, sagt sie schließlich. „Wenn die mich wollen, dann werde ich das wohl machen.“

Andere Personen, die ins Spiel gebracht werden, sind in der breiten Öffentlichkeit unbekannt. Zum Beispiel Bischof Frank Otfried July von der Württembergischen Landeskirche. Aber July sei bislang nicht als großer Gestalter hervorgetreten, weshalb manche Zweifel haben, ob er der Richtige an der EKD-Spitze wäre.

Andere rühmen Martin Hein, ein fundierter Theologe und Bischof der Landeskirche Kurhessen-Waldeck. Auch der Dresdner Bischof Jochen Bohl wird genannt. Andere Kirchenobere wie der beliebte Präses der rheinischen Kirche, Nikolaus Schneider, gelten mit über 60 Jahren bereits als zu alt. Die nächste Synode wird sehr viele neue Mitglieder haben, viele jetzige Synodale treten aus Altersgründen nicht mehr an.

Könnte sein, dass die Neuen nach Jahren mit Bischof Huber an der Spitze jemanden favorisieren, den man nicht aus Talkshows kennt. Das würde gegen Margot Käßmann sprechen. Klar ist, dass in den oberen Gremien der evangelischen Kirche ein Generationswechsel ansteht. Auch das innerkirchliche Klima wird also nicht dasselbe bleiben. Die evangelische Kirche hat in Deutschland 25,1 Millionen Mitglieder in 23 Landeskirchen.

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