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PANDEMIE: Fragen an die WHO

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) würde die unangenehme Geschichte am liebsten hinter verschlossenen Türen abhandeln. Wolfgang Wodarg dagegen besteht auf Öffentlichkeit.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) würde die unangenehme Geschichte am liebsten hinter verschlossenen Türen abhandeln. Wolfgang Wodarg dagegen besteht auf Öffentlichkeit. Auf Betreiben des SPD-Politikers müssen sich WHO- Vertreter am 28. Januar kritischen Fragen von Europaabgeordneten zum Thema Schweinegrippe stellen. Der Gesundheits-Unterausschuss im Europarat will von den Experten wissen, warum sie im Juni vergangenen Jahres für die bislang eher harmlos verlaufene neue Influenza die höchste Pandemiestufe ausgerufen haben – und ob die daran verdienende Pharmaindustrie auf diese Entscheidung Einfluss genommen hat.

Ausschuss-Chef Wodarg ist sich dessen sicher. Der Arzt und Epidemiologe hält den Umgang mit der sogenannten Schweinegrippe für „einen der größten Medizinskandale des Jahrhunderts“. Infolge fragwürdiger Expertenempfehlungen seien „unnötigerweise Millionen gesunder Menschen dem Risiko mangelhaft getesteter Impfstoffe ausgesetzt“ worden, sagte Wodarg dem Tagesspiegel. Auf Kosten der Steuerzahler habe man der Pharmaindustrie Riesenumsätze ermöglicht und „dafür auch Körperverletzung in Kauf genommen“.

Kritik an der WHO gab es zuvor bereits von anderen Wissenschaftlern. Das Kriterium, wonach es sich bei einer Pandemie um eine Erkrankung mit hoher Sterblichkeit handeln müsse, sei einfach gestrichen worden, behauptete etwa der britische Forscher Tom Jefferson, der für die internationale Cochrane Collaboration alle Studien zum Thema Influenza auswertet. Und um eine klare Stellungnahme, was die Gründe dafür gewesen seien, drücke sich die Organisation bis heute. Das Berliner Robert-Koch-Institut (RKI) dagegen insistiert, die Pandemiedefinition der WHO sei gar nicht geändert worden. Sie beschreibe seit jeher „ein weltweites Geschehen mit einem neuen Erreger“, sagte RKI-Sprecher Günther Dettweiler dem Tagesspiegel.

Vorgesehen ist zudem, dass sich die Parlamentarische Versammlung der 47 nationalen Parlamente in einer Dringlichkeitsdebatte mit dem Thema befasst. Die Entscheidung darüber fällt das Plenum am 25. Januar. Dass der Verdacht einer gezielten Panikmache durch die Pharmalobby viele Menschen umtreibt, hat Wodarg in den vergangenen Wochen ausgiebig erfahren. Es gebe dazu Nachfragen aus ganz Europa, sagte er, „mein Telefon steht nicht mehr still“. raw

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