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Bundespräsident Frank Walter Steinmeier in seinem provisorischen Büro in Espelkamp.

© imago/Noah Wedel

Bevölkerung nimmt große Kluft zur Politik wahr: Nur die Hälfte der Deutschen ist zufrieden mit Bundespräsident Steinmeier

Die meisten Menschen in Deutschland fühlen sich einer Umfrage zufolge „eher nicht“ von ihren politischen Repräsentanten beachtet. Eine Politikwissenschaftlerin identifiziert eine „Gesprächsstörung“.

Um das Verhältnis zwischen Bürgern und Politik steht es offenbar schlecht. Die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland beklagt eine stark gewachsene Distanz zu ihren politischen Repräsentanten, wie aus einer repräsentativen Umfrage des WDR durch das Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap hervorgeht.

Demnach sind die meisten Menschen der Ansicht, dass Politiker sich „eher nicht“ darum kümmern, „was einfache Leute denken“. Auch gehen sie davon aus, dass ihre Repräsentanten sich „eher nicht“ um einen engen Kontakt zu ihnen bemühen.

Die Erhebung, die der WDR anlässlich des dreitägigen Besuchs von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in der ostwestfälischen Stadt Espelkamp in Auftrag gab, offenbart eine breit verbreitete Skepsis der wahlberechtigten Bevölkerung gegenüber der Politik.

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Das deutsche Staatsoberhaupt ist selbst nur mit allenfalls mittelmäßigen Umfragewerten konfrontiert: Der Erhebung zufolge sind nur 56 Prozent der Wahlberechtigten in Deutschland mit der Arbeit des Bundespräsidenten zufrieden oder sehr zufrieden.

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Als weniger oder gar nicht zufrieden äußerten sich demnach 33 Prozent – das bedeutet einen Anstieg um 11 Prozentpunkte. In diesem Jahrtausend hatten den WDR-Angaben zufolge nur die früheren Bundespräsidenten Johannes Rau und Christian Wulff zeitweise schwächere Werte.

Angesprochen auf das zerrüttete Verhältnis verwies Bundespräsident Steinmeier auf einen „Nachholbedarf“ politischer Funktionsträger. Das sei „Aufgabe all derjenigen, die politische Verantwortung tragen, auch des Bundespräsidenten“, sagte er in Espelkamp.

CDU-Chef Friedrich Merz und Kanzler Olaf Scholz bei einer Bundestagssitzung im Oktober 2023.
CDU-Chef Friedrich Merz und Kanzler Olaf Scholz bei einer Bundestagssitzung im Oktober 2023.

© Imago/Photothek/Florian Gaertner

Die Zufriedenheitswerte des Bundespräsidenten korrellieren mit den weiteren Ergebnissen der WDR-Umfrage. So stimmten demnach 79 Prozent der Befragten der Aussage „Die Politiker bemühen sich um einen engen Kontakt zur Bevölkerung“ eher nicht zu, 17 Prozent gaben eine tendenzielle Zustimmung an.

Noch größer ist der Erhebung zufolge der Anteil derjenigen, die eine Entkopplung von Bürgen und Politik empfinden. Die Aussage „Die Politiker kümmern sich darum, was einfache Leute denken“ fand nur bei 12 Prozent Zustimmung, wohingegen 83 Prozent eher nicht zustimmten.

Gesellschaftliche Polarisierung – und zugleich Einigkeit

Der WDR betont, dass diese Ansichten „mit nur leichten Schwankungen in allen abgefragten sozialen Gruppen“ zutage getreten seien – und nennt hierzu Männer wie Frauen, jüngere und ältere Erwachsene, Ost- und Westdeutsche, Menschen mit niedrigem und hohem Schulabschluss sowie Gering- und Besserverdienende.

Auch mit Blick auf die Parteipräferenzen wird der Umfrage zufolge die benannte Distanz gruppenübergreifend wahrgenommen. Demnach ist diese Ansicht bei Wählerinnen und Wählern der AfD und des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW) mit 94- und 95-prozentiger Zustimmung besonders hoch, wobei auch Anhängerinnen und Anhänger der Ampelparteien auf Werte von 66 bis 69 Prozent kommen.

Die Politikwissenschaftlerin Kristina Weissenbach von der Universität Duisburg-Essen bescheinigte dem Prozess zwischen Bürgern und Politik eine „Gesprächsstörung“. Die daraus folgenden Vertrauensverluste führten zu einer deutlichen Lagerbildung in der Bevölkerung, sagte sie dem WDR.

An der Umfrage nahmen der WDR-Mitteilung zufolge 1288 wahlberechtigte Menschen im Zeitraum vom 4. bis 6. März telefonisch oder online teil. (cst)

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