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Atomfund in Niedersachsen: Angereichertes Uran im Garten

Ein mysteriöser Fund von angereichertem Uran beschäftigt die Behörden in Niedersachsen. Wie das Umweltministerium mitteilte, wurden 110 Gramm des Kernbrennstoffes im Garten eines Privatmannes aus Lauenförde gefunden.

Hannover - Eine am Mittwoch durchgeführte Messung in einem Labor in Hannover habe bestätigt, dass es sich bei dem Material tatsächlich um 14 Kügelchen Uran handele, wie sie in Kernreaktoren oder Wiederaufbereitungsanlagen verwendet werden, sagte Sprecherin Jutta Kremer-Heye. Die Herkunft des Materials soll in den kommenden Tagen im Karlsruher Institut für Transuran bestimmt werden. Die Staatsanwaltschaft ermittle in dem Fall.

Für die Umwelt bestehe keinerlei Gefahr, versicherte die Sprecherin. Das Uran habe einen Anreicherungsgrad von vier Prozent und sei schwach bis mittelstark strahlend. Waffenfähig sei das Uran definitiv nicht. Uran für Atomwaffen muss einen Anreicherungsgrad von 90 Prozent haben. Das Uran habe sich in einem Stahlbehälter von 15 Zentimeter Größe im Garten des Mannes befunden.

Der Besitzer des Gartens hat bei den Behörden bisher offensichtlich keine Angaben dazu gemacht. Er hatte aber bereits 1994 Informationen über die Uran-Pellets gegeben, die Polizei dann aber an andere Stellen in der Umgebung geführt, wo die Beamten nichts fanden, wie es am Donnerstag in Polizeikreisen hieß. Nach übereinstimmenden Informationen aus dem Landkreis Holzminden leidet er seit Jahrzehnten unter psychischen Problemen. In Lauenförde sei er bekannt, weil er immer wieder grundlos Mitbewohner beleidige oder bedrohe. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun wegen illegalen Besitzes von Kernbrennstoffen.

Brief an Merkel

Der Mann soll auch einen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) geschrieben haben, indem er sie über das Uran in seinem Besitz informiert, sagte Kremer-Heye. Der Brief an Merkel vom 17. Januar sei aber auf dem Dienstweg erst am 22. Februar im Umweltministerium eingetroffen. Bereits zuvor soll der Mann sich an die Polizei gewandt haben, um das Uran den Behörden zu übergeben. Damals habe er den angeblich in einem Wald befindlichen Behälter jedoch nicht wieder auffinden können.

Der Grünen-Fraktionschef im Landtag, Stefan Wenzel, forderte eine Überprüfung der Vorschriften zum Umgang mit radioaktiven Stoffen. Der Fund dokumentiere offenbar Lücken in bestehenden Kontrollsystemen. (tso/ddp/dpa)

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