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Der Prozess gegen die ehemalige KZ-Sekretärin findet vor dem Landgericht Itzehoe statt.

© Markus Schreiber/REUTERS

Nach Fluchtversuch der ehemaligen KZ-Sekretärin: 96-jährige Angeklagte in Stutthof-Prozess aus U-Haft entlassen

Das Landgericht Itzehoe hat den Haftbefehl gegen die frühere KZ-Sekretärin außer Vollzug gesetzt. Ihr wird Beihilfe zum Mord in über 11.000 Fällen vorgeworfen.

Die 96 Jahre alte Angeklagte in einem der womöglich letzten NS-Prozesse in Deutschland ist aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Die 3. Große Jugendkammer des Landgerichts Itzehoe hat den Haftbefehl außer Vollzug gesetzt, wie eine Gerichtssprecherin am Dienstag mitteilte.

Die Frau war zuvor erneut dem Gericht vorgeführt worden. Nach Prüfung der Beschwerde wurde sie unter Anordnung von Sicherheitsmaßnahmen aus der Haft entlassen.

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Das Gericht hatte am 30. September bis auf weiteres Untersuchungshaft angeordnet und damit auf den Versuch der ehemaligen Sekretärin im KZ Stutthof reagiert, sich dem Verfahren zu entziehen. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur wurde sie in die Justizvollzugsanstalt Lübeck gebracht. Dort sitzen weibliche Gefangene ein.

Wenige Stunden vor dem geplanten Prozessbeginn hatte die 96-Jährige am 30. September ihr Heim in Quickborn (Kreis Pinneberg) verlassen und war mit einen Taxi Richtung Norderstedt/Hamburg-Ochsenzoll gefahren. Nach „Bild“-Informationen war sie am Mittag zu Fuß auf der Langenhorner Chaussee in Hamburg unterwegs, als Polizisten auf sie aufmerksam wurden. Nach Angaben einer Gerichtssprecherin hatte sie wenige Tage vor Prozessbeginn in einem Brief an das Gericht erklärt, dass sie nicht kommen wolle.

Der Prozess gegen die Frau wird am 19. Oktober fortgesetzt. Für diesen Termin ist die Verlesung der Anklage geplant. Der Frau wird Beihilfe zum Mord in mehr als 11.000 Fällen vorgeworfen. Als Stenotypistin und Schreibkraft in der Kommandantur von Stutthof bei Danzig soll sie zwischen Juni 1943 und April 1945 den Verantwortlichen des Lagers bei der systematischen Tötung von Gefangenen Hilfe geleistet haben. In dem deutschen KZ und seinen Nebenlagern sowie auf den sogenannten Todesmärschen zu Kriegsende starben nach Angaben der für die Aufklärung von NS-Verbrechen zuständigen Zentralstelle in Ludwigsburg rund 65 000 Menschen. (dpa)

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