zum Hauptinhalt
Der neue Oberlinhaus-Standort in der Sophie-Farber-Straße 5

© Andreas Klaer

Oberlinhaus in Babelsberg: Neuer Standort mit Werkstätten und Schule

Am Freitag hat das Oberlinhaus einen neuen Standort in Potsdam-Babelsberg offiziell eröffnet. Schule, Werkstätten und andere Angebote werden hier unter einem Dach vereint.

Im Musikraum der Oberlinschule läuft „Die Gedanken sind frei“ und ein Musikpädagoge spielt Gitarre. Der Teenager Joel, der hier zur Schule geht, begleitet ihn auf dem Keyboard. Passend zum Rhythmus schlägt er den Grundton des Stückes an. Das ist einfach, klingt aber harmonisch – und ist ein kleines Beispiel dafür, wie das Oberlinhaus Menschen mit Beeinträchtigungen Teilhabe ermöglicht, sei es durch Arbeit in Werkstätten oder, wie bei Joel, durch gemeinsames Musizieren.

Am Freitag hat das Oberlinhaus den neuen Standort an der Sophie-Farber Straße 5 in Babelsberg offiziell eröffnet und zu einem Tag der offenen Tür eingeladen. Gleich drei Einrichtungen werden in dem Neubau unter einem Dach vereint: der Förder- und Beschäftigungsbereich der Werkstätten, die Tagesförderung und die Oberlinschule.

„Wir wollen in diesem Haus Übergänge gestalten“, sagte Pfarrer Matthias Fichtmüller, einer der Geschäftsführer des Oberlinhauses. Gleichzeitig wird eine Trennung zwischen Wohnstätten- und Arbeitsbereich der Klientinnen und Klienten möglich: „Es ist doch angenehm, dass man nicht am selben Ort arbeitet, wo man auch lebt. Denselben Anspruch haben Menschen mit Behinderung auch“, sagt Tina Mäueler-Görke, Geschäftsführerin der Oberlin-Lebenswelten.

Tina Mäueler-Görke, Geschäftsführerin der Oberlin-Lebenswelten
Tina Mäueler-Görke, Geschäftsführerin der Oberlin-Lebenswelten

© Ottmar Winter/PNN

Gearbeitet wird vor allen Dingen im Erdgeschoss: 41 Menschen mit Beeinträchtigungen kleben, schrauben und gestalten hier in verschiedenen Werkstatt-Räumen. Der Förder- und Beschäftigungsbereich der Werkstätten richtet sich an Menschen, die stärkere Beeinträchtigungen haben als jene, die in den Werkstätten arbeiten, erklärt Bereichs-Koordinatorin Anke Hermann. Das Ziel sei, auf die Arbeit in den Werkstätten vorzubereiten, sagt sie.

Die Klienten arbeiten, genau wie in den Werkstätten, echte Aufträge von Firmen ab. In dieser Woche wurden für eine Hotelkette Grußkarten auf verpackte Schokokekse geklebt. Auch gibt es feste Arbeitszeiten, und zwar von 8 bis 15 Uhr, davon eine Stunde Pause. „Das ist aber natürlich immer abhängig von den Klientinnen und Klienten“, sagt Hermann. Zusätzlich zu den Arbeitsräumen, die eher Werkstatt-Charakter haben, gibt es den sogenannten Snoezelraum: Ein Wasserbett und Lichtspiele sorgen für ein gemütliches Ambiente, das aber vor allem therapeutischen Nutzen hat: „Es geht darum, starke Reize zu reduzieren“, erklärt Hermann.

In der ersten Etage befindet sich die Tagesförderung, ein ähnliches Angebot mit Werkstätten und Kreativräumen. Doch dieses richtet sich an Menschen, für die die Arbeit in den Werkstätten zu fordernd wäre. Hier geht es nicht darum, Aufträge zu erfüllen, sondern einer sinnvollen und den Tag strukturierenden Beschäftigung nachzugehen. „Wir wollen jedem hier mit auf den Weg geben: Du bist okay so wie du bist“, sagt Melanie Haase, die Leiterin der Tagesförderung.

In der zweiten Etage befindet sich die Oberlinschule: Vier Klassen werden hier unterrichtet, darunter eine Klasse des St. Norbert Hauses aus Michendorf. Es gibt Räume für Musik, Bewegung und Kunst sowie auch hier ein Therapiezimmer. Kleine Rückzugsräume gibt es an jedem Klassenzimmer. „Beispielsweise Kinder mit Autismus, für die zu viele Eindrücke belastend seien können, haben so die Möglichkeit, sich rasch und unkompliziert zurückziehen zu können“, erklärt Schulleiterin Katrin Rosenbaum.

Der neue Standort ist vor allen Dingen für die Oberlin-Lebenswelten eine Erleichterung: Die alten Räumlichkeiten in der Garnstraße und auf Hermannswerder seien nicht barrierefrei gewesen, kleine Stufen hätten vor allen Dingen Rollstuhlfahrenden den Alltag erschwert, sagt Melanie Haase. „Jetzt haben wir neue, helle und vor allen Dingen barrierefreie Räume“, freut sie sich.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false