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Meinung: „Ich schreibe lieber Bücher“

Es muss ja nicht jeder Buchsendungen machen. Das hat jetzt auch Ulrich Wickert erkannt.

Es muss ja nicht jeder Buchsendungen machen. Das hat jetzt auch Ulrich Wickert erkannt. Er gibt „Wickerts Bücher“ auf, um künftig die eigene (und sehr erfolgreiche) Produktion von Krimis um den Untersuchungsrichter Jacques Ricou und von Tadel- und Tugendbüchern wie „Gauner muss man Gauner nennen“ zu befeuern. Der frühere Moderator der „Tagesthemen“ hat für sich und den NDR entschieden, dass die Ausgabe vom 20. Mai auch die letzte sein werde. NDR-Fernsehchef Volker Herres zeigte Verständnis und Vorfreude, dass „Ulrich Wickert neue Projekte mit der ARD perspektivisch nicht ausschließt“. Wickert im Ersten geht auch ohne Buch im Arm.

Im „FAZ“-Gespräch hat der Literaturemphatiker, der kein Literaturkritiker ist, angeführt, die Vorbereitung einer solchen Sendung koste zu viel Zeit. „Zeit, die mir fehlt, um selber zu schreiben.“ Vor allem sei es schwierig, drei geeignete Gesprächspartner für „Wickerts Bücher“ zu finden. Im NDRHörfunk läuft die Sendung weiter, monatlich und mit einem Gast.

Ulrich Wickert hatte erst im August 2006 nach seinem Ende bei den „Tagesthemen“ die Buchsendung begonnen und dank eines Interviews mit Günter Grass zu dessen SS-Vergangenheit sogleich ein Ausrufezeichen gesetzt. Danach begann die Aufmerksamkeit des Publikums zu schwinden, „Wickerts Bücher“ wurde vom Donnerstag auf den Sonntagabend nach „Titel, Thesen, Temperamente“ verlegt. Auf diesem Sendeplatz konkurriert er indirekt mit Dennis Schecks „Druckfrisch“. Mitte dieses Monats wollten die Kulturchefs der ARD-Sender über beide Formate beraten. Spekulationen, das Plauderstündchen „Wickerts Bücher“ hätte dann gegen das Rezensenten-Format „Druckfrisch“ verloren, verneinte Wickert. Mit seiner Entscheidung habe er nicht einer Absetzung zuvorkommen wollen. Nach ARD-Angaben liegt die Durchschnittsquote für „Wickerts Bücher“ in diesem Jahr bei 520 000 Zuschauern, „Druckfrisch“ hat 100 000 weniger.

Die ARD will den Kampf ums Buch im Fernsehen fortsetzen, aber die Kampfeslust hat merklich nachgelassen. Es bleibt nun bei acht Ausgaben von „Druckfrisch“ und einer Büchersendung im Ersten. Ein Nachfolgeformat für „Wickerts Bücher“ ist nicht geplant. Die Literatur-ans-Herz-Legerin Elke Heidenreich und ihr ZDF werden nicht todunglücklich sein: „Lesen!“ hat einen Konkurrenten weniger und einen Gast mehr: Ulrich Wickert.

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