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Gerade in höheren Positionen mit viel Verantwortung fällt es Teilzeitkräften schwer, Grenzen zu setzen.

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Die Generation Z im Job: Arbeit ist kein Schlachthof, Frau Nahles!

Andrea Nahles glaubt, die junge Arbeitnehmergeneration sei faul. Dagegen ist sie lediglich realistisch – und sie kann sich ihre Forderungen leisten.

Ein Kommentar von Farangies Ghafoor

Wir fordern einen angemessenen Lohn, von dem wir uns eine Wohnung auch in der Großstadt mieten können. Wir wollen nach acht Stunden tatsächlich im Feierabend sein und nicht nochmal von der Chefin angerufen werden. Wir wollen unser Wochenende mit unserem Privatleben verbringen. Wir wollen keine Burnout-Generation sein, uns nicht wie viele unserer Mütter und Väter für den Job aufopfern. Das Leben ist mehr als Arbeit.

Ist das wirklich zu viel verlangt? Ja, ist es – glaubt zumindest Andrea Nahles, Chefin der Bundesagentur für Arbeit. „Arbeit ist kein Ponyhof“, lässt sie die jungen Menschen im Land wissen. In ihrer Aussage schwingt der Vorwurf mit: Die junge Arbeitnehmergeneration ist faul.

Aber sie ist gar nicht faul. Neben berechtigten Anliegen wie einer gesunden Work-Life-Balance ist die junge Arbeitnehmergeneration auch einfach nur realistisch, denn arbeiten bis zum Umfallen lohnt sich nicht mehr.

Während sich unsere Elterngeneration von ihrem Gehalt noch eine Eigentumswohnung in der Großstadt oder gar ein Haus leisten konnte, geht das heute nicht mehr. Aufgrund vergleichsweise hoher Inflationsraten und nur geringer Lohnsteigerungen haben die Deutschen heute weniger Geld im Portemonnaie als noch in den 2000ern. Warum dann also nicht mehr leben und weniger arbeiten?

Das Meinungsforschungsinstitut Civey hat vergangenes Jahr im Auftrag des „Spiegel“ mehr als 4000 junge Menschen zu Arbeitsleben, Konsum und Geld befragt. 57 Prozent der 16- bis 29-Jährigen sagen, dass ihnen ihr Privatleben wichtiger sei als die Karriere. Und das ist gut so.

Gut ist es auch, dass die Zeiten vorbei sind, in denen junge Menschen von einem unterbezahlten, befristeten Job zum nächsten liefen. Oder von unvergütetem Praktikum zu unvergütetem Praktikum springen, in der Hoffnung, dass das der Fuß in der Tür ist. Gut so, dass die Phrase „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ ausgedient hat. Sie wird auch manchen Vertreter der Älteren genervt haben.

Bis 2035 fehlen sieben Millionen Arbeitskräfte

Die Forderungen, die die Generation Z an das Arbeitsleben stellt, sind außerdem keineswegs illusorisch.

Viel mehr als die angebliche Faulheit der jungen Menschen sollte Nahles die Prognose des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung alarmieren: Dem ohnehin strapazierten deutschen Arbeitsmarkt fehlen bis 2035 sieben Millionen Arbeitskräfte.

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Das bedeutet gleichzeitig: Die junge Generation kann sich ihre Forderungen leisten. Wir haben einen Arbeitnehmermarkt und die Arbeitgeber sind im Zugzwang. Sie müssen sich bei Nachwuchskräften attraktiv machen und ihnen etwas bieten. Nahles ignoriert die Fakten.

Was sie außerdem völlig unerwähnt lässt: Wie stellt sie sich den Arbeitsmarkt der Zukunft vor? Wie soll die Generation Alpha arbeiten, wenn sie ihre Abschlüsse in der Tasche hat? Das Arbeitsleben ist kein Ponyhof, ganz richtig. Das Arbeitsleben sollte aber auch kein Schlachthof sein.

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