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Kultur: Yad Vashem: Hilfe für neuen Mahnmal-Plan

Avner Shalev, Direktor der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem, hat gegenüber dem Tagesspiegel die Pläne der Bundesregierung für eine Verbindung aus Mahnmal, Museum und Forschungsstätte in Berlin begrüßt.Er kenne zwar noch nicht die Einzelheiten des zwischen dem Kulturbeauftragen Michael Naumann und dem New Yorker Architekten Peter Eisenman ausgehandelten Kompromisses, doch halte er eine Kombination "zweier sich scheinbar gegenseitig ausschließender Bestandteile" für sinnvoll.

Avner Shalev, Direktor der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem, hat gegenüber dem Tagesspiegel die Pläne der Bundesregierung für eine Verbindung aus Mahnmal, Museum und Forschungsstätte in Berlin begrüßt.Er kenne zwar noch nicht die Einzelheiten des zwischen dem Kulturbeauftragen Michael Naumann und dem New Yorker Architekten Peter Eisenman ausgehandelten Kompromisses, doch halte er eine Kombination "zweier sich scheinbar gegenseitig ausschließender Bestandteile" für sinnvoll.Shalev: "Es ist ein Mahnmal mit Elementen eines aktiven Museums.Ich bin mir dabei nicht sicher, ob das Mahnmal eher groß oder klein sein muß.Aber es muß verwirklicht werden, es muß existieren, weil es wichtig ist für die Deutschen, zu wissen, was ihnen auch selbst geschehen ist.Erziehen und Lernen sind zudem zwei Grundelemente der jüdischen Erfahrung, des jüdischen Lebens." Die Kombination "von Monument und Lernort" werde nach Shalevs Ansicht wesentlich dazu beitragen, Informationen über den Holocaust zu verbreiten."Durch Erinnern und Lernen wird es möglich sein, daß sich Deutsche und Juden einander leichter nähern können".Shalev wies darauf hin, daß auch in Yad Vashem gemeinsame Seminare mit jungen deutschen Wissenschaftlern abgehalten würden; das nächste dieser Treffen sei im März geplant.Im übrigen kündigte er an, dem neuen Jüdischen Museum und der geplanten Gedenkstätte in Berlin mit Dokumenten und Informationen auszuhelfen: "Wir verfügen über Tausende von Akten, Briefen, Interviews, Fotos, Film- und Tondokumenten, insbesondere Zeugnissen der Opfer."

Stiftung: Holocaust-Museum soll alle Opfer berücksichtigen

Die Stiftung Deutsches Holocaust-Museum in Berlin hat die Pläne der Bundesregierung begrüßt, das Holocaust-Mahnmal mit einer zentralen Dokumentationsstätte zu kombinieren.Vorstandsvorsitzender Hans-Jürgen Häßler sagte gestern auf einer Pressekonferenz, daß ein solches Museum sich mit der Täterperspektive, allen Opfern und den Ursachen eines "derart verheerenden Kulturbruchs" beschäftigen müsse.Bei einem Treffen mit dem Bundeskulturbeauftragten Michael Naumann am 11.Januar habe man enge Zusammenarbeit vereinbart, sagte Häßler.Der Schriftsteller Stefan Heym unterstrich auf der Veranstaltung die Bedeutung eines solchen Museums für die deutsche Gesellschaft.Im Blick auf die umstrittene Friedenspreis-Rede Martin Walsers sagte Heym, daß "ein Kollege" einer Stimmung Ausdruck verliehen habe, "die nicht nur an Stammtischen verbreitet ist".

Heym kritisierte zudem, daß der abstrakte Mahnmal-Entwurf Peter Eisenmans allein nicht genüge.Um die "Herzen der Menschen" zu erreichen, seien auch konkretere künstlerischere Beiträge erforderlich.Bei der Pressekonferenz wurde auch ein Brief des Schriftstellers Günter Grass an Häßler verlesen.Grass mahnt darin an, bei der neuen Planung dürften "nicht abermals die ermordeten Sinti und Roma, die Homosexuellen, die politisch verfolgten, die ermordeten russischen Kriegsgefangenen, die Polen und viele andere, kleinere Gruppen, ausgeschlossen werden".

Weiter gab Häßler bekannt, daß Lea Rosh von ihrem Sitz im Vorstand der Stiftung zurückgetreten sei.Die Vorsitzende des Mahnmal-Fördervereins habe die Verbindung von Mahnmal und Museum nicht mittragen wollen.Eine Überschneidung mit bereits vorhandenen Einrichtungen wie etwa der Berliner "Topographie des Terrors" werde es nicht geben, vielmehr ergäben sich Möglichkeiten der Zusammenarbeit und Ergänzung.Häßler kündigte an, daß man sich weiter für ein eigenes Holocaust-Museum einsetzen werde, falls sich die Vorstellungen der Stiftung im Rahmen des "Hauses der Erinnerung" nicht realisieren ließen.

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