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Swaantje Güntzels „Discounter Still Life II“ ist eine Fotografie nach dem Gemälde „Großes Prunkstillleben mit Früchten und Geflügel“ von Abraham Hendrickz van Beijeren von 1651. Hier ein Ausschnitt.

© Swaantje Güntzel / VG Bild-Kunst, Bonn, 2023; Foto: Henriette Pogoda

Wege aus der Plastikkrise: Die Macht der Bilder bei drängenden Problemen

Ende Juni werden in den Uferhallen im Rahmen einer Ausstellung Exitstrategien aus der Plastikkrise diskutiert. Mit auf dem Podium: Konzeptkünstlerin Swaantje Güntzel.

Eine Kolumne von Birgit Rieger

„Am 2. Dezember 2021 um 12.04 Uhr aß ich ein Joghurt und warf den Plastikbecher in den Ofotfjord (Norwegen).“ So lautet die Beschriftung zu einer Bilderserie der Künstlerin Swaantje Güntzel. Im roten Kleid steht sie da, die Täterin, Haare hochgesteckt, Rückenansicht, es erinnert an Caspar David Friedrichs „Wanderer über dem Nebelmeer“.

Den Erdbeerjoghurtbecher hält sie in der Hand. Ein paar Bilder weiter liegt er dann im Fjord. Sauerei. Eine Sauerei, die wir zwar inzwischen versuchen zu minimieren, indem wir weniger Plastik verwenden. Aber gelöst ist das Problem der Plastikverschmutzung ja längst nicht. Und auch wer nicht am Fjord noch am Meer wohnt, ist betroffen. Darüber diskutieren nicht nur Wissenschaftler und Politiker, auch Künstlerinnen wie Swaantje Güntzel machen darauf aufmerksam.

Weintrauben im Plastikpack

In ihrem Bild „Discounter Stillleben“, das derzeit in Berlin in der Ausstellung „Zur Nachahmung empfohlen“ in den Uferhallen ausgestellt ist, hat Swaantje Güntzel ein Arrangement fotografiert, das an ein klassisches holländisches Stillleben erinnert. Allerdings stecken die Weintrauben in einer Plastikbox. Und das Huhn am Haken ist eingeschweißt.

Ende Juni gibt es im Rahmen der Ausstellung eine Diskussion zu Wegen aus der Plastikkrise (29. Juni, 19.30 Uhr, Uferhallen, Uferstraße 8). Neben Swaantje Güntzel sitzen unter anderem Axel Borchmann, Referent für Meeresschutz beim Bundesministerium für Umwelt, oder der Philosophieprofessor Oliver Schlaudt auf dem Podium.

Anruf in Hamburg. Wie sieht die Künstlerin ihre Rolle im Kreise der Expert:innen aus Politik und Wissenschaft? „Ich sah mich als Künstlerin nie in einer aktivistischen oder didaktischen Rolle“, sagt Güntzel. Dies als Bevormundung abzulehnen, sei viel zu leicht. „In meiner Kunst spiegle ich die Welt, wie wir sie erschaffen haben. Ich zeige unser entfremdetes Verhältnis zur Natur. Die Bilder setzen sich hoffentlich im Kopf fest, werden zu einem Resonanzraum“, sagt die Künstlerin.

Mit der Natur beschäftigt sich die Hamburgerin seit 20 Jahren, mit Plastik fast ebenso lange. Neuestes Thema: Weltraumschrott. Den untersucht sie in Zusammenarbeit mit der ESA. In Bezug auf die Plastikverschmutzung sehe sie sich ebenso wie Forschende oder Politikerinnen am Wissenstransfer beteiligt, sagt Güntzel.

Sehr zu empfehlen ist übrigens auch ihre Arbeit mit Plastikmüll, den Albatrosse verschluckt haben.

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