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An der Kinokasse immer eine Bank: Elyas M’Barek in der Erfolgskomödie „Ein perfektes Geheimnis“.

©  Constantin

Deutsche Kinozahlen 2019: Superhelden retten das Kinojahr

Trotz der Klagen über Netflix & Co. hat die Zahl der Besucher in 2019 wieder zugenommen. Der deutsche Film allerdings schwächelt.

Von Andreas Busche

Alle reden von der Krise des Kinos, aber die aktuellen Zahlen stimmen immerhin noch optimistisch. Der Hauptverband Deutscher Filmtheater (HDF) hat am Freitag die Besucherzahlen für 2019 verkündet: 110 Millionen Kinokarten wurden im vergangen Jahr verkauft, 15 Prozent mehr als im enttäuschenden Vorjahr. Damit nähert man sich wieder dem Stand von 2016.

Nun ist das Kino, noch dazu in Zeiten der Streaminganbieter und veränderter Seh- und Konsumgewohnheiten, keine Wachstumsbranche – und schon gar keine, in der man mit innovativen Ideen Gewinne macht. Der Erfolg hängt von wenigen Faktoren ab, schon ein einziger Flop kann die Jahresbilanz nach unten ausschlagen lassen. Die Titel, die bereits Hollywood jubilieren ließen, sind maßgeblich dafür verantwortlich, dass auch die deutsche Branche 2019 durchatmen kann: „Avengers: Endgame“, „König der Löwen“, „Die Eisprinzessin“. Selbst „Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers“ hat es in den letzten zwei Wochen noch auf den vierten Platz geschafft.

Die Kinos haben in Netflix den Feind ausgemacht

Wer das Kino einzig und allein als Wirtschaftsmotor begreift, darf sich die Hände reiben. Aber über seine gesellschaftliche Bedeutung, etwa gegenüber Netflix und Amazon (Disney + folgt im März), die die Branche – nach zuvor dem Fernsehen, VHS-Video und der DVD – als natürlichen Feind des Kinos ausgemacht hat, verraten diese Konjunkturschwankungen unterlegenen Wachstumszahlen relativ wenig. Sie belegen vielmehr, dass das Kino ökonomisch heute von einer einzigen Firma, nämlich Disney, abhängt. Die könnten mit ihrem Streamingdienst der Konkurrenz bald ihre Konditionen diktieren.

Von den deutschen Produktionen haben es 2019 immerhin zwei Filme in die Top Ten geschafft. Was das bedeutet, lässt sich je nach Blickwinkel bewerten: Der eine, „Das perfekte Geheimnis“, ist Bora Dagtekins jährliche Starkomödie, die allerdings auf einer Idee basiert, die schon in 17 weiteren Ländern erfolgreich adaptiert wurde. Der andere ist Caroline Links sehr schöne Hape-Kerkeling-Bio „Der Junge muss an die frische Luft“, die zu dem in Deutschland wirtschaftlich einzig stabilen Genre gehört, dem Kinderfilm. Insgesamt sind die Zahlen des deutschen Films leicht rückläufig, wie der HDF moniert. Immerhin hat der Verband einen Grund für die Krise auch sehr richtig erkannt. Die deutschen Kinobetreiber müssen den Filmfans wieder mehr Lust aufs Kino machen.

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