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Der Londoner Musiker Sampha arbeitete mit Größen wie Kendrick Lamar, Drake und Beyoncé zusammen.

© IMAGO/TT/IMAGO/Fredrik Sandberg/TT

Sampha live in Berlin: Abheben im Theater des Westens

Begleitet von einer exzellenten Band spielt der britische Songwriter Sampha ein berührendes Konzert. Dabei stehen die Songs seines Albums „Lahai“ im Zentrum.

Es zieht ihn in die Höhe. Immer wieder tauchen Vögel in den neuen Songs von Sampha auf, und sicher nicht zufällig hat der britische Musiker sich für das Cover seines aktuellen zweiten Albums „Lahai“ mit einem blau-weißen Himmel im Hintergrund fotografieren lassen.

Beim Konzert im ausverkauften Berliner Theater des Westens stellt er es live vor – und breitet, als es ums Fliegen geht, zwei Mal sanft schwingend seine Arme aus, als wolle er gleich abheben. Man würde sich nicht wundern, wenn ihm das etwa bei der extra langen Version des schwebend-schönen R’n’B-Stücks „Spirit 2.0“ auch gelänge. „Next thing I’m drifting into open sky / And I don’t feel so scared/ Dreamin’ with these open eyes/ I’m grabbin’ at the air“, singt der 35-Jährige und dichtet im Finale noch ein „We’re flying“ hinzu.

Der ganz in weiß gekleidete Musiker steht leicht erhöht im Bühnenhintergrund am E-Piano, zu seiner Rechten Percussionist Ruthven, der auch für die elektronischen Beats und Samples zuständig ist, davor Schlagzeuger Blake Cascoe, zu seiner Linken sind Pianistin Elsas und Bassistin Rosetta platziert.

Sampha stellt sie sowohl zu Beginn als auch am Ende des Konzertes mit ihren Vornamen vor und ist sichtlich begeistert von den Fertigkeiten dieser Band, die auch seinen Background-Chor bildet. Gemeinsam bewegen sie sich mit großer Eleganz und Souveränität durch die vielschichtigen genrevermischenden Songs von Sampha, der schon mit Größen wie Kendrick Lamar, Drake und Beyoncé zusammenarbeitete und mit seinem Debütalbum von 2017 sofort den Mercury Prize gewann, Englands wichtigste Popmusik-Auszeichnung.

Verletzlichkeit in der Stimme

Für das Intro des frühen Songs „Without“ kommen alle fünf zu einem am rechten Bühnenrand aufgebauten Trommel-Set zusammen und entfachen in ihrer Mitte einen mitreißend synkopierten Groove. Das Publikum – darunter einige Familienmitglieder des Londoners – hat sich da schon längst von den Theatersitzen erhoben und wippt beglückt mit. Sampha kommt während des 90-minütigen Konzerts häufig in die Mitte der Bühne, tanzt, macht freundliche Ansagen. Entsprechend warmherzig und konzentriert ist die Atmosphäre im Saal.

Einen ruhigen Höhepunkt in der Mitte der Show bilden die von Sampha solo vorgetragenen Stücke „Too Much“ und „(No One Knows Me) Like The Piano“, bei denen die betörende Mischung von Verletzlichkeit und Ausdrucksstärke seiner Stimme besonders gut zur Geltung kommt. Ähnlich wie bei seinen britischen Kollegen James Blake und Benjamine Clementine ist es kaum möglich, davon unberührt zu bleiben.

Und selbst im wildesten polyrhythmischen Inferno, das die Band später bei „Blood On Me“ entfacht, hält sie sich mühelos als Antipode im Rotlicht – Magie an einem kalten Winterabend.

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