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Peter Plate und Ulf Sommer.

© IMAGO/Funke Foto Services/Maurizio Gambarini

Musical „Romeo & Julia – Liebe ist alles“: Neue Sicht auf das berühmteste Liebespaar der Theatergeschichte

Die Berliner Popmusiker Peter Plate und Ulf Leo Sommer haben Shakespeares „Romeo & Julia“ als Musical adaptiert – und bringen queere Perspektiven ein.

Von Sandra Luzina

Als die Plattenfirma BMG Peter Plate und Ulf Leo Sommer im November 2018 fragte, ob sie Lust hätten, die Musik zu einer Musical-Version der Serie „Ku'damm 56“ zu schreiben, haben sie nicht lange gezögert. „Das war natürlich für uns ganz toll, weil wir die Chance hatten zu beweisen, dass die Berliner sehr wohl in ein Musical gehen“, sagt Peter Plate.

Der große Erfolg des Musicals, das im November 2021 Premiere feierte, hat die beiden beflügelt. Nun sitzen sie nebeneinander auf dem Sofa im Theater des Westens – für sie eines der schönsten Theater in Berlin – und fiebern den Proben zu der neuen Musical-Produktion „Romeo und Julia – Liebe ist alles" entgegen.

Es entspinnt sich ein lebhafter Dialog, die beiden fallen sich schon mal ins Wort, sie necken und ergänzen sich. Was sie zum erfolgreichen Songschreiber-Duo macht? „Dynamik, die Reibung“, sagt Sommer und lacht. Auf die Chance, ein Musical mit eigener Handschrift zu machen, haben sie lange gewartet. Dank des Erfolgs von „Ku'damm 56“ können sie nun ihre eigenen Vorstellungen verwirklichen.

Mit Shakespeares Drama haben sie sich schon länger beschäftigt. Als ihre Freundin Maxine Kazis 2014 die Julia am Theater Kiel spielte, bat sie Plate und Sommer, zwei Lieder für sie zu schreiben. Für beide war es die erste Berührung mit Theater. „Es war eine irre Achterbahnfahrt der Gefühle“, erinnert sich Sommer an die Proben, „und danach hat uns der Stoff nicht mehr losgelassen. Das Lied „Dann fall ich“ wird nun auch in Berlin zu hören sein. „Zum einen ist ,Romeo und Julia’ Pop“, sagt Sommer.

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Es gehe vor allem um die Themen Sex, Liebe, Tod. Zum anderen handele es sich nicht um eine reine Tragödie. „Es ist ja eine irre Komödie mit widersprüchlichen Charakteren“, betont er. Bereits 2017 haben sie einen Workshop gemacht mit Schauspielern und einem Regisseur - und neue Lieder geschrieben. Sie hatten zunächst eine vereinfachte Textfassung in Auftrag gegeben, sich dann aber doch für die Schlegel-Übersetzung entschieden. „Das hat so eine Rhythmik, so eine Schönheit“, schwärmt Plate. Warum das Stück heute noch so relevant ist, liege auf der Hand: „Es geht um zwei Familien, die zerstritten sind – keiner weiß warum. Am Ende gibt es Tote“, sagt Sommer.

Plate und Sommer waren 20 Jahre ein Paar und zusammen bei der Band Rosenstolz. Auf das berühmteste Liebespaar der Weltliteratur werfen sie nun einen etwas anderen Blick. Der Untertitel des Musicals könnte auch „Hormone“ lauten, meint Plate. „Romeo und Julia wollen Sex haben. Die Amme – vom Alter her bin ich eher die Amme – ist in den Wechseljahren, deswegen geht es die ganze Zeit um Hormone!“

Nicht nur von der heterosexuellen Liebe wollen sie erzählen. Eine ihrer liebsten Figuren ist Mercutio, der für Romeo schwärmt. „Wir haben jetzt die Chance als Schwule, mal die Rolle so anzulegen, wie wir das eigentlich sehen“, sagt Plate. Und Sommer räsoniert: „Das ist ja die Frage: Welche Liebe ist wichtiger: die romantische oder die freundschaftliche Liebe? Ich habe für momentan die Antwort: Die Freundschaftsliebe ist für mich das Allerwichtigste. Das hätte ich mit 20 aber anders beantwortet.“

Neu eingeführt haben die beiden die Figur des Todesengels, der von einem Countertenor gesungen wird. „Das ist unsere Verbeugung vor Klaus Nomi“, sagt Plate. Und Sommer ergänzt: „Dieses Klassische, dieses Mystische, wenn der Countertenor singt, das ist wirklich besonders. Und dann haben wir auch richtigen Pop. Und das ist halt der Kontrast.“

Die weiblichen Figuren sind dem Duo aber auch wichtig. „Es gibt eigentlich nur zwei Frauen, die richtig laut sind: die Amme und Julia. Der Rest sind Männer. Das ist etwas, worüber wir erst mal gestolpert sind. Deswegen haben die Frauen auch mehr Lieder bekommen“, so Sommer. Bei diesem Stoff, der schon oft interpretiert wurde, darf man sich gewisse Freiheiten nehmen, findet er. „Das ist das Tolle: Wir haben wirklich alles machen dürfen – das darf man ja bei Shakespeare –, was wir immer schon machen wollten.“

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