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Avi Avital

© Jean-Baptiste Millot/DG

Mandolinvirtuose Avi Avital: Komm, lasst uns tanzen!

Ein bunter Abend im Berliner Konzerthaus mit Avi Avital und dem New Yorker Kammerorchester „The Knights“

Kaum hat Avi Avital mit dem Plektrum die ersten Töne auf seiner Mandoline angerissen, spielen die Musiker und Musikerinnen um ihn herum wie ausgewechselt. Mit Verve nämlich und Vitalität. Und nicht so enttäuschend spannungsarm wie zuvor. Wer das Ensemble „The Knights“ bislang nur von ihren intelligent gemachten, stilistisch stets wild gemixten CDs kannte, reibt sich Augen und Ohren: Bei der brav in Schlips und Kragen gewandeten Truppe, die am Sonntag im Konzerthaus am Gendarmenmarkt antritt, handelt es sich aber tatsächlich um jene coole Formation aus New York, die sich Ende der Neunzigerjahre bei nächtlichen Sessions in der Wohnung der Brüder Eric und Colin Jacobsen zusammengefunden hat.

Drei Werke französischer Barockkomponisten eröffnen den Abend, doch wie hier Jean-Féry Rebels „Le Cahos“, Rameaus „Zoroastre“-Ouvertüre sowie die Couperin-Bearbeitungen von Thomas Adès erklingen, steht in Sachen technischer Präzision und klanglicher Plastizität weit hinter dem zurück, was man auf diesem Gebiet von den europäischen Alte-Musik-Spezialisten gewohnt ist.

Avi Avital vermag seine Energie auf das Orchester zu übertragen

Zum Glück tritt danach Avi Avital auf, mit seiner Bearbeitung von Bachs Cembalokonzert BWV 1052 für Mandoline. So auratisch ist sein Spiel dabei, so vorwärtsdrängend, so voll Leidenschaft und Lebensfreude, dass nach dem ersten Satz spontaner Applaus aufbrandet. Weil der wunderbare Virtuose seine Energie eben auch auf seine Begleiter zu übertragen weiß. Darstellendes Spiel möchte man das nennen, was Avital da macht. Weil die Töne sich seines ganzen Körpers bemächtigen, durch ihn hindurch strömen – und sein zartes Instrument sich darum mühelos gegen das Orchester behaupten kann, er zum primo ballerino wird in dieser anmutigen Interpretation.

Auch bei den Zugaben werden später Avitals Stücke die Hits sein, von flirrender Atmosphäre geprägte Tänze mit flinkfingrigen Improvisationseinlagen. Dazwischen gilt es eine Aufführung von Beethovens achter Sinfonie anzuhören, bei der Dirigent Eric Jacobsen immer dort, wo es spannend werden könnte, wo die Partitur Fragen aufwirft, bedenkenlos über die Details hinweg spielen lässt.

„The Knights“ reklamieren für sich, dass sie serious about having fun sind, also das Spaßhaben ernst nehmen. Die Entspanntheit auf der Bühne, die vielen im Saal gut gefällt, muss aber auch mit einem bestimmten Niveau an Spielkultur einhergehen, wenn man im Berliner Konzerthaus auftreten will.

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