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Die Junge Deutsche Philharmonie am 19. März 2024 in der Berliner Philharmonie. 

© Frederike van der Straeten 

Junge Deutsche Philharmonie in Berlin: Heiße Herzen

Durch Inbrunst und Professionalität begeistert die Junge Deutsche Philharmonie beim Berlin-Gastspiel, gemeinsam mit Dirigent John Storgards und Geigerin Leila Josefowicz.

Zum Warmwerden dürfen sie gleich richtig schön Krach machen. Bela Bartoks Ballettmusik „Der wunderbare Mandarin“ steht am Anfang des Berlin-Gastspiels der Jungen Deutschen Philharmonie: musikalischer Expressionismus von 1926, wild, wirbelnd, wütend. Damals ein Skandal, heute ein Vergnügen - vor allem, wenn die Partitur auf solchem Niveau gespielt wird, hochkonzentriert, intensiv, technisch beeindruckend.

Dirigent John Storgards muss dieses Nachwuchsprofi-Ensemble, das sich aus Studierenden deutscher Hochschulen rekrutiert, nur in die richtigen Bahnen lenken, also zu angemessener Scharfkantigkeit der Konturen, zu tänzerischem Elan und präzisem Powerplay. Fantastisch frisch wirkt Bartoks fast 100 Jahre altes Stück am Dienstag in der Philharmonie, relevant, berstend vor Energie, immer noch aufregend avantgardistisch.

Die Geigerin Leila Josefowicz spielte Pintschers Violinkonzert zusammen mit der Jungen Deutschen Philharmonie am 19. März 2024 in der Berliner Philharmonie.

© Frederike van der Straeten

Ein schärferer Kontrast als Matthias Pintschers Violinkonzert von 2011 lässt sich da kaum denken: Ganz zart und sensibel geht es hier zu, maximal introvertiert. Die Solistin Leila Josefowicz tastet vorsichtig den Klangraum ab, vorzugsweise in höchsten Lagen, dazu streicht ein sanfter Lufthauch durchs Orchester. Erwartbargibt es kurz nach der Hälfte der Aufführungzeit eine emotionale Aufwallung, dann sinkt das akustische Geschehen wieder zurück in die ungreifbare Schwebe, ins Verkapselt-Elfenbeinturmhafte. Vielen im Saal gefällt das.

Nach der Pause folgt ein weiteres Meisterwerk des frühen 20. Jahrhunderts: Die zweite Sinfonie von Jean Sibelius, rätselhaft wie alle großen sinfonischen Werke des Finnen. John Storgards fokussiert sich hier ganz auf die Streicher, die in der Tat auch das Ohr verführen, traumschön klingen, samtig, romantisch, inbrünstig. Eckig stechen die Holzbläser heraus, die überpräsente Paukle sorgt für Störfeuer - doch das unausgewogene Klangbild macht die Aufführung nur noch spannender. Große Begeisterung in der leider nur mäßig gefüllten Philharmonie.

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