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Der neue HKW-Intendant:  Bonaventure Soh Bejeng Ndikung

© dpa / Annette Riedl

Haus der Kulturen der Welt: Wiedereröffnung mit großen Worten

Am Wochenende startet im HKW die neue Intendanz. Dabei soll das Gemeinschaftsgefühl im Vordergrund stehen.

Ein Kommentar von Rüdiger Schaper

Bei der Vorstellung des Programms vor ein paar Wochen war die Stimmung schon auf Party programmiert, feierte eine internationale Kuratorentruppe sich selbst und den neuen Intendanten Bonaventure Soh Bejeng Ndikung. Am kommenden Wochenende öffnet das Haus der Kulturen der Welt Berlin nun seine Türen mit einer „Choreografie der Konvivialität“. Gemeinschaft steht im Vordergrund, genauer: „eine Aktivierung der Archive unserer Körper und die zentrale Rolle des Körperlichen als Ort des Diskurses und der sozialen Transformation.“

Veränderung des Horizonts

Das HKW wurde 1989 in der ehemaligen Kongresshalle gegründet, in kluger Vorausschau auf eine sich bald dramatisch verändernde Welt. Russland zählte damals zu den Ländern mit Zukunft, war ein Sympathieträger. Und wie die Welt sich auch drehte, das HKW entwickelte sich zu einer Erfolgsgeschichte. Was man am besten daran erkennt, wie sich globale Perspektiven in anderen Institutionen hierzulande und vor allem auch in Berliner Institutionen durchgesetzt haben.

Kolonialismus im Schloss

An der Technischen Universität gibt es in dieser Woche eine internationale Konferenz zum Thema „Kameruns verstecktes Kulturerbe in Deutschland - das Unsichtbare sichtbar machen.“ Federführend ist dabei die Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy, die mit ihrem Team eine Bestandsaufnahme der kolonialzeitlichen kamerunischen Objekte in deutschen Museen unternommen hat. Die beispielhafte Recherche betrifft vierzig Museen und Archive. 

Auch da zeigt sich erheblicher Nachholbedarf: Das Humboldt Forum widmet sich, in eigener Sache, dem Komplex „Der Kaiser, das Berliner Schloss und der deutsche Kolonialismus“, während sich das immer schon aktionsreiche Maxim Gorki Theater in einem umfangreichen Programm mit „Gezi - Ten Years After“ beschäftigt. Es wird erinnert an den Aufstand der Zivilgesellschaft gegen das jüngst wiedergewählte Erdoğan-Regime erinnert. Und an das Erstarken autoritärer Mächte weltweit.

Wohin man schaut, geht es im Kulturbetrieb um neue Horizonte und die Korrektur der alten. Es ist eine erhebliche Politisierung festzustellen in fast allen Bereichen. Die Diskurse reißen nicht ab, berühren und befördern einander. Manchmal vernebeln sie auch, schon sprachlich. Können sie etwas bewirken? Das wäre auch einmal eine wichtige Frage.

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