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Tagesspiegel-Veranstaltung zu den 100 wichtigsten Köpfen der Berliner Kultur im Deutschen Theater in Berlin.

© David Heerde

„Weltoffen, divers, entspannt und neugierig“: Der Tagesspiegel ehrt die 100 wichtigsten Köpfe der Berliner Kultur

Zum Abschluss der großen Serie lud der Tagesspiegel die ausgewählten Kreativen ins DT ein. Auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth kam und sprach den Gästen Mut zu.

Premiere im Deutschen Theater – diesmal für den Tagesspiegel, der Gast und Gastgeber zugleich war. Gefeiert wurde der Abschluss der Serie „Die 100 wichtigste Köpfe der Berliner Kultur“, und die meisten Köpfe waren am Montagabend dabei. Iris Laufenberg, Intendantin des DT und eine aus der Hundertschaft, begrüßte im Rangfoyer, das zu einem Diskursraum umgestaltet worden ist. Hier finden regelmäßig Publikumsgespräche der Veranstaltungsreihe „DT Kontext“ statt.

Im Grunde war die Auswahl der „100 Köpfe“ eine unmögliche Aufgabe, gestand Tagesspiegel-Chefredakteur Lorenz Maroldt. Den „unfassbaren kulturellen und intellektuellen Reichtum Berlins“ auf eine solche Zahl zu reduzieren, verbindet Langzeitbeobachtung und Momentaufnahme. Vorgestellt wurden in der zehnteiligen Serie Persönlichkeiten aus der Musik, der Literatur, dem Theater und dem Film, der bildenden Kunst, herausragende Vertreter und Vertreterinnen aus den Bereichen Design und Kulturmanagement.

Tagesspiegel-Chefredakteur Lorenz Maroldt vor der Bühne.

© David Heerde

Die Diskussionen im Kulturressort, das die Liste zusammengestellt hat, waren ausgiebig und manchmal auch etwas schmerzhaft. Natürlich fehlen viele andere, die ebenso dazugehören, und schon vor Beginn der Veranstaltung im Deutschen Theater war klar: 2025 soll wieder gewählt werden. Weil selbst professionelle Beobachter der Kulturszene – eigentlich sind es ja vielfältige, plurale Szenen – in einem solchen Prozess des Abwägens Neues erfahren. Weil so viel Dynamik in der Kulturstadt steckt.

Claudia Roth plädierte für differenzierte Debatten

Was macht den Mythos der Kulturstadt Berlin, der Hauptstadtkultur aus? Damit beschäftigte sich Kulturstaatsministerin Claudia Roth in ihrer Festrede. Sie schlug den großen historischen Bogen von der Gründerzeit über die Weimarer Republik bis ins Heute. Berlin sei immer schon ein Sehnsuchtsort gewesen – ein Experimentierfeld neuer Kunst- und Lebensformen, eine Stadt mit all ihren „Möglichkeitsräumen“. Weltoffen, divers, entspannt und neugierig. Claudia Roth warnte vor dem Anstieg antisemitischer Übergriffe seit dem 7. Oktober. Kultur müsse gerade jetzt für differenzierte Debatten „safe spaces und brave spaces“ anbieten.

Berlin als Stadtraum und Freiraum, das Thema zieht sich im Großen und im Kleinen durch. Claudia Reinhard und Gerrit Bartels, die neue Doppelspitze im Tagesspiegel-Kulturressort, führten mit einigen der 100 Köpfe auf der Bühne kurze Interviews. Antonia Ruder, Chefin des Gallery Weekend, das gerade mit großem Erfolg seine 20. Ausgabe gefeiert hat, schätzt an Berlin die spezielle Mischung von Hedonismus und Subkultur. Es gehe ihr auch darum, junge Galerien zu fördern.

Die Musikerin Balbina kämpft für mehr Gerechtigkeit in der Streamingwelt – dort werden die Großen in einer Art bevorzugt, dass man sich Sorgen um den Nachwuchs machen muss. Auch die hochgeschätzte Jazzpianistin Julia Hülsmann kann von ihren Konzerten allein nicht leben, obwohl Berlin auch für ihre Musik ein besonderer Ort ist. RBB-Intendantin Ulrike Demmer, die sicher einen der schwierigsten Kultur- und Medienjobs in Berlin und Brandenburg hat, strahlt Pioniergeist aus.

Claudia Reinhard im Gespräch mit RBB-Intendantin Ulrike Demmer.

© David Heerde

Lisa Marei Schmidt, Leiterin des Brücke-Museums, weiß zu berichten, wie man ein Haus mit einer historischen Kunstsammlung in einen zeitgenössischen Ort umwandelt. Das Architekturteam Gonzales Haase AAS hat seinen Sitz in Berlin und kennt die Spezifika der Stadt: Man braucht hier viel Kunstlicht, die Winter sind lang, und im internationalen Maßstab gilt für Berliner Projekte immer noch: „no money“.

Gerrit Bartels im Gespräch mit Judith Haase und Pierre Jorge Gonzalez.

© David Heerde

Nur eine Handvoll Beispiele aus einer Stadt, die es versteht, sich zwischen Hype und Hybris, Ernüchterung und Euphorie, neu Ankommenden und Alteingesessenen stets neu zu finden. Das gilt auch für Medien und Qualitätsjournalismus. Der Kultur vorausgegangen waren 100 Köpfe aus der Wirtschaft und der Wissenschaft. Kopf oder Zahl, man sieht sich im nächsten Jahr!

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