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Felled Trees on Woldgate von David Hockney.

© © DAVID HOCKNEY / PHOTO CREDIT: RICHARD SCHMIDT

Ein Ausdruck macht Eindruck: David Hockney und ein IPad-Fries

Nordfrankreich zu Gast im Hohenloher Land: Eine Ausstellung im Museum Würth 2 in Künzelsau präsentiert jetzt erstmals in Deutschland den monumentalen iPad-Fries „A Year in Normandie“ des britischen Malers David Hockney im Kontext seiner Landschaftsmalerei.

Von
  • Heiko Klaas
  • Nicole Büsing

Während der Corona-Pandemie zog sich David Hockney weitgehend in sein Atelierhaus in der Normandie zurück. Hier entstand auch sein aus Hunderten einzelner iPad-Zeichnungen zusammengesetzter Jahreszeiten-Zyklus, der jetzt im Museum Würth 2 in Künzelsau in der Ausstellung „David Hockney – A Year in Normandie im Dialog mit der Sammlung Würth“ zu sehen ist. Das Museum nimmt die Gelegenheit, den iPad-Fries jetzt erstmals in Deutschland zeigen zu dürfen, zum Anlass, die monumentale Arbeit im Kontext der eigenen Hockney-Bestände und einiger externer Leihgaben zum Thema Landschaft zu präsentieren.

Wie im Film sieht man den Wandel der Jahreszeiten

Im großen Ausstellungsraum des 2020 eröffneten Chipperfield-Baus wird der 90 Meter lange und einen Meter hohe, auf Papierbahnen ausgedruckte Fries jetzt eindrucksvoll gezeigt. Moderne Lichttechnik bringt die intensiven Farben zum Leuchten. Das Publikum ist eingeladen, den Fries abzuschreiten und wie in einem Film den Wandel der Jahreszeiten zu erleben: von der Apfelblüte im Frühling, über satte Sommerwiesen, vorbei an buntem Herbstlaub bis hin zu schneebedeckten Hügeln im Winter. Menschen jedoch fehlen, abgesehen von den Spuren ihrer Zivilisation etwa in Form von Fachwerkhäusern, Holzstapeln oder Gartenstühlen, gänzlich.

Inspiriert zu dieser großen Harmonie ausstrahlenden Werk wurde Hockney vom weltberühmten Wandteppich von Bayeux aus dem 11. Jahrhundert, der auf rund 68 Metern Länge die Eroberung Englands durch die Normannen darstellt. Eine Reihe älterer Arbeiten Hockneys aus der Sammlung Würth, aber auch aus anderen Häusern bettet den Fries in den umfangreichen Komplex seiner Landschaftsdarstellungen ein. 

Einzelne Bilder nehmen die Sprunghaftigkeit des menschlichen Auges auf

Darunter auch die vierteilige Werkgruppe „Three Trees near Thixendale“ die noch 2021 als Leihgabe in der Gemäldegalerie der Staatlichen Museen in Berlin zu sehen war. Die auf neun synchronisierten Video-Screens gezeigte Arbeit „Woldgate Woods“, eine vom Auto aus gefilmte, multiperspektivische Kamerafahrt durch einen Winterwald, wiederum zeigt, wie sehr sich Hockney für Darstellungsformen jenseits der traditionellen Zentralperspektive interessiert. Einzelne Bilder wie das großformatige Aquarell „View from Terrace II“, eine Komposition aus unterschiedlichen Nah- und Fernsichten in Los Angeles, nehmen die Sprunghaftigkeit des menschlichen Auges auf und übersetzen diese in zeitgemäße Malerei.

„Wenn du malst, tust du es immer im Jetzt“, so David Hockney, der mit abstrakten Bildern, die sich der Realwelt komplett entziehen, nach eigener Aussage nichts anfangen kann.

Vergleicht man die Bilder dieser Ausstellung mit seinem wohl berühmtesten Gemälde, dem ikonischen „A Bigger Splash“ von 1967, so erkennt man Kontinuitäten, die Hockneys gesamtes Œuvre durchziehen. Auch „A Bigger Splash“ zeigt eine in intensiven Farben ausgeführte, menschenleere Szenerie, nämlich einen kalifornischen Swimmingpool mit einem Bungalow, einem Rasenstück und zwei Palmen im Hintergrund. Im Fokus aber steht das hochspritzende Wasser des Pools, in den offenbar Sekundenbruchteile zuvor ein Schwimmer eingetaucht ist. Solchermaßen eingefrorene Augenblicke scheinen David Hockney bis heute zu faszinieren. „Zeit“, so sagt er, „ist etwas Elastisches, und ich spiele mit dieser Idee.“

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