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Gegen Ende seines Lebens war Picasso beliebtes Sujet bei Paparazzi und Regenbogenpresse - er war zum ersten Medienstar der modernen Kunst geworden.

© © RMN-Grand Palais (Musée national Picasso-Paris)/Adrien Didierjean

Großer Meister und Macho: Picassos Ruf ist fünfzig Jahre nach seinem Tod nicht mehr unangefochten

Sonderausstellungen weltweit suchen im Jubiläumsjahr nach neuen Zugängen zu seinem Werk. Diskutiert wird auch, ob Kunst und Künstler zu trennen sind.

Ein Kommentar von Katrin Sohns

Picasso ist in aller Munde. Am kommenden Samstag jährt sich der Todestag des spanischen Künstlers zum fünfzigsten Mal. Zahlreiche Sonderausstellungen weltweit widmen sich dem Erbe des Malers und Bildhauers. In Spanien alleine sind zur Feier dieses Jubiläums sechzehn Ausstellungen angesetzt. Im Rahmen des Programms „Picasso Celebration 1973–2023“ sind weltweit mehr als fünfzig Ausstellungen zu sehen. Die Liste dieser Ausstellungen ist lang und inspirierend.

Gefeiert wird Picasso als zentrale Person der Moderne, als Genie, für seine lebenslange, überbordende Kreativität, seine Experimentierfreude. Barcelona widmet sich Picassos früher Schaffensphase, Madrid fokussiert sich auf die Phase der Loslösung von seinem Elternhaus. Die Fondation Beyeler zeigt eine konzentrierte Auswahl von späten Gemälden. Wieder andere Häuser nehmen die Werke derer Künstler und Künstlerinnen in den Blick, die von Picasso beeinflusst wurden – wie Jean-Michel Basquiat, Miquel Barceló, Julian Schnabel oder Nan Goldin.

Aber zu diesem Jubiläum ist ein weiteres Narrativ hinzugekommen. Bilder von seinen jungen Geliebten wirken nach Harvey Weinstein und #metoo anders auf uns. Die lustvoll inszenierten Fotografien mit immer wechselnden Frauen nähren den Wunsch in uns, mehr über eben diese Frauen zu erfahren. Und so sind Ausstellungen hinzugekommen, die diese Aspekte in den Fokus rücken. Das Brooklyn Museum stellt die Frage nach den Verbindungslinien zwischen Maskulinität, Kreativität und unserem Begriff des „Genies“. Das Musée de Montmartre in Paris widmet sich dem Leben von Fernande Olivier, einer fortschrittlichen Frau, die als professionelles Modell und als Partnerin des jungen Picasso weltweit bekannt wurde. Die Ausstellung erzählt auch ein Stück Emanzipationsgeschichte zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Picasso war und ist nicht leicht einzuordnen. Immer wieder hat er sich neu erfunden, Grenzen eingerissen, neue gesteckt. Fünfzig Jahre nach dem Tod des Künstlers ist sein Ruf nicht unangefochten. „Picasso Celebration 1973–2023“ führt in diesem Sinne auch nicht mehr die eine große Ausstellung auf. Vielmehr sind es viele fragende Zugänge, die dem komplexen Erbe gerecht werden wollen.

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