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Geistloser Provokateur? So kommt Ralf König (links) in Rosa Praunheims (rechts) Film daher, findet unser Kritiker.

© Basis Film

Filmporträt: Provokateur mit Helfersyndrom

„König des Comics“: Auf der Berlinale hat Rosa von Praunheims Film über Ralf König Premiere. Dass der ein Comiczeichner mit Tiefgang ist, lässt sich dabei höchstens erahnen.

Ralf König ist nicht nur ein begnadeter Comiczeichner, er ist auch mit einer markanten, modulationsfähigen Stimme gesegnet. Deshalb hält er Lesungen ab, auf denen ein gutbürgerliches Publikum johlt und quiekt, wenn er einen sexuellen Kraftausdruck in den Raum wirft. So wie Rosa von Praunheim das Material seiner jetzt auf der Berlinale erstmals zu sehenden König-Dokumentation „König des Comics“ montiert hat, glaubt man einen geistlosen Provokateur vor sich zu haben. Jemanden, der die Verfilmung seines Comics „Der bewegte Mann“ ablehnt, weil sie sich an ein spießiges Heteropublikum richtet, der aber in seinen Lesungen eben diese Klientel bedient. Er kann auch anders. König bekennt sich zu einem Helfersyndrom, melancholischen Phasen, einer frühen Erfahrung sexueller Gewalt. Er gibt auch zu, im Zusammenhang mit den Mohammed-Karikaturen Angst vor Islamisten gehabt zu haben. Mit ihnen will er sich nicht anlegen, da ist der Papst ein bequemeres Ziel.

Künstlerische Vorbilder werden mit keinem Wort erwähnt. Dabei verehrt er Robert Crumb, dessen „Fritz the Cat“ für ihn ein Erweckungserlebnis war. Nichts davon erfährt man in dieser Dokumentation, die ihren Protagonisten fast vollständig auf sein Schwulsein reduziert. Das Ganze ist unterhaltsam und, wie immer bei Praunheim, optisch reizvoll. Nur fehlt der Tiefgang, den König ab und zu erahnen lässt.

Vorführungen auf der Berlinale: 10.2., 22.30 Uhr (CineStar 7), 15.2., 17 Uhr (International), 16.2., 22.30 Uhr (CineStar 7), 18.2., 15.30 Uhr (Colosseum 1). Am 1. März kommt der Film bundesweit ins Kino.

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