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Ulrich Schreiber, Gründer des Internationalen Literaturfestivals Berlin Foto: Christophe Gateau/dpa

© dpa/Christophe Gateau

Berliner Literaturfestival : Wer regelt jetzt was?

Nach dem Abgang des ILB-Gründers Ulrich Schreiber herrscht große Unklarheit, wie es weitergeht. Die Berliner Festspiele könnten übernehmen.

Ein Kommentar von Rüdiger Schaper

Es ist das alte König-Lear-Syndrom. Räumt der Herrscher seinen Thron zu guter Zeit? Für wen macht er oder sie Platz? Und wie wird das Erreichte gesichert, wie für die Zukunft geplant?

Beim Internationalen Literaturfestival Berlin (ILB) ist nichts dergleichen geschehen. Ulrich Schreiber, der Chef und Gründer, gab kürzlich seine Demission bekannt. Es ging um Arbeitsklima und Umgangsformen, letztlich um überkommene, unsaubere Strukturen, wie so oft. Möglicherweise gab es Druck auf Schreiber aus der Politik.

Wieder einmal Klimaprobleme

Die nächste ILB-Ausgabe kommt im September - sehr wenig Zeit, einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin zu finden. Die Frage ist dabei vor allem, wer hier tätig wird, wer über die Besetzung dieser wichtigen Position entscheidet.

In einigen Kommentaren wurde der Eindruck erweckt, dies sei Sache der Kulturstaatsministerin. Claudia Roth hat sich zu dem Casus denkbar knapp geäußert. Sie habe Schreibers Abgang „mit großem Respekt zur Kenntnis genommen“. ILB-Mitarbeiter hatten sich wegen Schreibers Verhalten schriftlich an Roth gewandt.

Nur ist sie nicht unbedingt die richtige Adresse. Das ILB fand erstmals 2001 statt. Träger war und ist die Peter-Weiss-Stiftung für Kunst und Politik, gleichfalls eine Schreiber-Gründung, also eine private Initiative. Das Festival wird im Wesentlichen vom Hauptstadtkulturfonds finanziert, mit 660 000 Euro jährlich. Der ist bei der Berliner Kulturverwaltung angesiedelt.

Mehr Transparenz erforderlich

Ulrich Schreiber hat sich in den zurückliegenden beiden Jahrzehnten große Verdienste erworben. Das ILB wuchs beständig, war beliebt beim Publikum, brachte erstklassige Literaten und Literatinnen in die Stadt. Im Berliner Festivalkalender hat es einen festen Platz.

Aber im Haus der Berliner Festspiele war das ILB immer nur „zu Gast“. Schreiber wollte keine feste Einbindung in die Festspiele-Organisation, er wäre dann kein Alleinherrscher mehr gewesen, es wäre mehr Transparenz verlangt worden. So beschädigt man am Ende das eigene Werk.

Kommt das ILB jetzt zu den Festspielen? Der neue Festspiele-Intendant Matthias Pees könnte die Chance nutzen. Das Literaturfestival füllt auch sein Haus, das meist leersteht. Und das ILB verdient für die kommenden Jahre eine klare Perspektive.

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