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Wird die Ausbaustufe der ATACMS-Raketen für die Ukraine zum „Gamechanger“?

© dpa/Uncredited

Ukraine-Invasion, Tag 793: Selbst US-Offizielle sind trotz des neuen Waffenpakets zurückhaltend

USA arbeiten wohl schon an nächsten Waffenhilfen, Ukraine muss Abrams-Panzer abziehen, Russland will Zug mit westlichen Waffen bomardiert haben. Der Überblick am Abend.

Das 60 Milliarden Dollar schwere US-Paket ist nach monatelangem politischen Tauziehen in der Ukraine angekommen. Darunter auch potenzielle „Gamechanger“ wie die ATACMS-Raketen mit bis zu 300 Kilometern Reichweite. Ist die neue Waffenhilfe für Kiew ein Grund für Optimismus? Offizielle der US-Regierung sind da eher zurückhaltend.

„Das unmittelbare Ziel ist, dass die Ukraine das Momentum zurückerhält und sich das Blatt auf dem Schlachtfeld wendet“, sagt ein US-Offizieller der Zeitung „Politico“. „Danach erst kann das Ziel sein, dass die Ukraine ihr verlorenes Territorium zurückerobert.“ Es sei eine Menge notwendig, um monatelange Verluste umzukehren – vor allem, weil Russland derzeit ein klares Übergewicht an Soldaten und Waffen habe.

„Wird die Ukraine das bekommen, was sie zum Sieg benötigt? Letztlich ja“, sagt der US-Offizielle. „Aber das ist keine Garantie dafür, dass sie tatsächlich gewinnt. Militäroperationen sind viel komplizierter.“ Es komme auch darauf an, mit welcher Taktik die Ukrainer vorgingen – und wie es nach schwierigen Monaten um die Moral bestellt sei.

Ein demokratischer US-Abgeordneter stellt dem Bericht zufolge sogar infrage, dass die Ukraine jemals genug Waffenhilfe von den USA bekommen könnte – oder ob es immer nur dazu reicht, die Niederlage gegen Russland abzuwenden.

Die US-Regierung geht laut „Politico“ davon aus, dass das 60-Milliarden-Paket für die Ukraine bis zum Ende dieser Präsidentschaft von Joe Biden ausreicht – also bis zum Ende dieses Jahres. Und dann hängt alles davon ab, ob Biden das Rennen gegen seinen Herausforderer Donald Trump macht. Eine Wahl Trumps könnte den Krieg in der Ukraine unter den gegebenen Vorzeichen womöglich entscheiden.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick:

  • Die Ukraine muss die US-amerikanischen Abrams-Panzer wegen Drohnenattacken von der Front abziehen. Fünf der 31 Panzer sollen zuletzt zerstört worden sein. Der US-Vizegeneralstabschef Christopher Grady erklärte der Nachrichtenagentur AP, die USA würden mit den Ukrainern daran arbeiten, eine neue Taktik zu entwickeln. Mehr dazu hier.
  • Der frühere britische Verteidigungsminister Ben Wallace hat eine Lieferung deutscher Marschflugkörper vom Typ Taurus an die Ukraine gefordert. Bundeskanzler Olaf Scholz müsse sich entscheiden, ob er wolle, dass die Ukraine den Krieg gewinne oder nicht, sagte Wallace im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur mit Blick auf das erneute Nein des Kanzlers zu einer möglichen Taurus-Lieferung. Mehr dazu hier.
  • Russland hat eigenen Angaben zufolge einen Zug mit von westlichen Ländern gelieferten Waffen in der Ukraine bombardiert. Die russischen Streitkräfte hätten am Donnerstag mit Raketen und Artillerie „westliche Waffen und Militärausrüstung“ getroffen, die in der Region Donezk im Osten der Ukraine per Zug transportiert worden seien, erklärte das Verteidigungsministerium in Moskau am Freitag. Mehr dazu im Newsblog.
  • Die Behörden der ukrainischen Hauptstadt Kiew haben wegen der möglichen Gefahr eines russischen Raketenschlags die eilige Evakuierung zweier Krankenhäuser angeordnet. „Das steht in Verbindung mit einem Video, das massenhaft in Internetmedien verbreitet wird, in dem faktisch ein feindlicher Angriff auf diese medizinischen Einrichtungen angekündigt wird“, teilte die Stadtverwaltung am Freitag mit. 
  • Die US-Regierung plant einem Bericht zufolge ein neues milliardenschweres Militärhilfepaket für die Ukraine. Das Portal „Politico“ berichtete am Donnerstag (Ortszeit), dass die USA nach der Freigabe neuer Mittel durch den US-Kongress ein sechs Milliarden US-Dollar (5,6 Milliarden Euro) schweres Paket zusammengeschnürt hätten.
  • Die Ukraine braucht nach Angaben ihres Botschafters in Deutschland, Olexij Makejew, sieben neue Patriot-Luftabwehrsysteme, um russische Angriffe abzuwehren. Er lobt, dass Deutschland ein davon zur Verfügung gestellt habe. Die Regierung in Kiew hoffe, dass bei der heutigen Schalte im sogenannten Rammstein-Format der Ukraine-Unterstützerländer weitere Staaten Zusagen machen, sagt Makejew.
  • Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat die europäischen Verbündeten erneut aufgerufen, ihr Engagement zur Stärkung der ukrainischen Luftverteidigung zu erhöhen. „Es geht darum, dass wir auch weiterhin das Erforderliche tun“, sagte Scholz am Freitag anlässlich eines Treffens mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Berlin. 
  • Die Ukraine hat von Russland die Leichen von 140 getöteten Soldaten zurückerhalten. Die Soldaten hätten in den Gebieten Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson gekämpft, teilte der für Kriegsgefangenenbelange zuständige Koordinationsstab am Freitag bei Telegram mit.
  • Anlässlich des 38. Jahrestages der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj vor der Gefahr eines Atomunglücks am russisch besetzten Atomkraftwerk Saporischschja gewarnt. „Seit nunmehr 785 Tagen halten russische Terroristen das Kraftwerk Saporischschja als Geisel“, schrieb Selenskyj am Freitag im Onlinedienst X. 
  • In der Ukraine sind zwei Männer wegen mutmaßlicher Weitergabe von militärischen Informationen an Russland festgenommen worden. Die beiden Verdächtigen hätten sich als private Handwerker ausgegeben und seien so in der nordöstlichen Region Charkiw herumgereist, erklärte der ukrainische Inlandsgeheimdienst SBU am Freitag.
  • Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu erhebt Vorwürfe gegen die Nato und die USA. Die westliche Allianz habe die Bedrohungslage für Russland verstärkt, weil sie näher an die Grenzen des Landes herangerückt sei, erklärt Schoigu laut der Nachrichtenagentur Tass.

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