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Dieses Foto einer Live-Übertragung zeigt Alexej Nawalny, Oppositionspolitiker aus Russland, während einer Anhörung vor dem Obersten Gerichtshof.

© dpa/Alexander Zemlianichenko

Update

Sorge um Alexej Nawalny wächst: Weiterhin kein Lebenszeichen von inhaftiertem Kremlkritiker

Nawalnys Team soll noch immer keine Verbindung zu dem russischen Oppositionspolitiker haben. Zuvor sei ihm in seiner Zelle schlecht geworden. Die US-Regierung zeigt sich besorgt.

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Das Team des inhaftierten Kremlgegners Alexej Nawalny hat nach eigenen Angaben weiter kein Lebenszeichen von dem gesundheitlich angeschlagenen 47-Jährigen. Es gebe immer noch keine Nachricht, sagte Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch am Samstag der Deutschen Presse-Agentur.

Auch die US-Regierung hat sich „tief besorgt“ um den inhaftierten russischen Oppositionellen Alexej Nawalny gezeigt, der seit Tagen nicht mehr von seinen Unterstützern kontaktiert werden kann. „Wir sind tief besorgt über diese Berichte“, sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats im Weißen Haus, John Kirby, am Montag während einer Reise in der US-Präsidentenmaschine Air Force One. Er bekräftigte, dass die US-Regierung die „sofortige“ Freilassung Nawalnys verlange.

Die US-Botschaft in Moskau werde sich um Informationen zum Verbleib Nawalnys bemühen, sagte Kirby.

Nawalny ist in einem Straflager inhaftiert

Der Anwalt von Nawalny versucht demnach seit fünf Tagen, Kontakt mit ihm aufzunehmen. Er sei aber nicht zu seinem Mandanten vorgelassen worden, der im Straflager rund 260 Kilometer östlich von Moskau inhaftiert ist. Nawalnys Team hatte am Freitag Alarm geschlagen, nachdem der Oppositionelle nicht wie sonst bei Gerichtsverhandlungen per Video zugeschaltet wurde.

Mitarbeiter des Strafvollzugs hatten das Scheitern einer Video-Schalte mit fehlendem Strom erklärt, wie Nawalnys Team mitteilte. Die Sorgen um Nawalny seien besonders groß, weil ihm in der vergangenen Woche in seiner Zelle schlecht geworden sei, teilte Jarmysch im Nachrichtendienst X (vormals Twitter) mit. Seit einer Woche würden auch Briefe von Nawalny oder an ihn nicht zugestellt.

Unabhängig verifizieren ließen sich die Angaben zunächst nicht.

Neue Vorwürfe gegen Nawalny

Russland hatte zuletzt neue Beschuldigungen gegen Nawalny vorgebracht. Die Behörden würden ihm Vandalismus vorwerfen, was eine weitere Haftstrafe von drei Jahren mit sich bringen könnte, erklärte Nawalny vor einer Woche in Onlinediensten mit Verweis auf einen Brief von Russlands Ermittlungsbehörde, den er im Gefängnis erhalten habe. „Sie leiten wirklich alle drei Monate ein neues Strafverfahren gegen mich ein“, spottete er.

Nawalny verbüßt bereits eine Haftstrafe, unter anderem wegen „Extremismus“. Vor seiner Inhaftierung hatte er landesweite Proteste in Russland initiiert. Nach einer Vergiftung im Sommer 2020 und einem anschließenden mehrmonatigen Krankenhausaufenthalt in Berlin war Nawalny im Januar 2021 bei seiner Rückkehr nach Russland verhaftet worden. Seither kommuniziert er mit der Außenwelt im Wesentlichen über Botschaften, die er über seine Anwälte in Online-Netzwerken verbreiten lässt.

Im August wurde seine ursprünglich neunjährige Haftstrafe auf 19 Jahre erhöht. Ein Gericht ordnete zudem Nawalnys Überführung in eine Strafkolonie mit schärferen Haftbedingungen an. Er wird häufig in Einzelhaft gebracht, wo er bisher mindestens 266 Tage verbracht hat.

Seit Beginn der russischen Militäroffensive in der Ukraine hat der Kreml sein Vorgehen gegen Nawalny, dessen Vertraute und allgemein Oppositionspolitiker noch einmal verschärft. Drei von Nawalnys Anwälten wurden im Oktober festgenommen. Die meisten bekannten Aktivisten und Oppositionellen haben inzwischen Russland verlassen oder sitzen im Gefängnis. Tausende Russen wurden wegen Protesten gegen die russische Offensive in Gewahrsam genommen, mit einer Geldstrafe belegt oder ins Gefängnis gesteckt. (Tsp, AFP)

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