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TOPSHOT - An anti riot Police officer stands meters away from ballot boxes used during the presidential elections at the state headquarters of Independent National Electoral Commission (INEC) in Yola on February 26, 2023 the day after Nigeria's presidential and general election. (Photo by PIUS UTOMI EKPEI / AFP)

© AFP/PIUS UTOMI EKPEI

Pannen und Proteste in Nigeria: Afrikas größte Demokratie kämpft gegen das Wahlchaos

Die Präsidentschaftswahl in Nigeria wird von einer Pannenserie begleitet. Das heizt die Stimmung im Land weiter auf. Ein Kandidat zeigt sich dennoch hoffnungsvoll.

Die Menschen schreien wild durcheinander, manche heben die Faust, alle sind aufgebracht. „Wir wollen wählen!“, rufen sie verärgert. Auf den Straßen Nigerias, das zeigen Videos aus dem westafrikanischen Land in den Sozialen Medien, entlädt sich gerade viel Frust.

Der Grund: Es gibt massive Komplikationen bei der Präsidenten- und Parlamentswahl, die am Samstag begonnen hat. In den nördlichen Bundesstaaten Borno und Niger musste die Wahl wegen Angriffen von Islamisten-Milizen verschoben werden.

In anderen Landesteilen blieben Wahllokale geschlossen, weil die Vertreterinnen und Vertreter der Wahlbehörde INEC einfach nicht auftauchten. Auch fehlten Stimmzettel, oder es ging die Tinte aus, mit der die Wählerinnen und Wählern ihren Fingerabdruck auf die Wahlzettel machen können.

An anderer Stelle gab es technische Probleme bei der elektronischen Überprüfung der persönlichen Daten vieler Bürgerinnen und Bürger. Am Sonntag öffneten deshalb einige Wahllokale erneut.

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Mehr als 90 Millionen Wahlberechtigte gibt es in Nigeria, das insgesamt mehr als 220 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner zählt. Die Abstimmung ist das größte demokratische Ereignis in Afrika – mit überregionaler Symbolkraft. 400.000 Sicherheitskräfte sind im Einsatz, um den Verlauf abzusichern. Zum Teil wurden die Soldaten und Polizisten von Bürgerinnen und Bürgern mit Applaus begrüßt.

Die Auslieferung der Wahlunterlagen ist in vielen Landesteilen ein problem.

© AFP/MICHELE SPATARI

Seit Samstagnachmittag kursieren in den Sozialen Medien erste Ergebnisse aus einzelnen Bezirken. Anhänger der drei aussichtsreichsten Parteien überziehen sich bereits gegenseitig mit Vorwürfen des Wahlbetrugs. Damit setzt sich die aufgeheizte Stimmung aus dem Wahlkampf fort. Noch nie war eine Wahl in Nigeria so mit Spannung erwartet worden wie dieses Jahr.

Die Wahl war in meinem Abstimmungslokal reibungslos. Mich erreichen aber Berichte über Verzögerungen im ganzen Land bei der Auslieferung der Wahlmaterialien.

Peter Obi, Präsidentschaftskandidat

Seit Nigeria im Jahr 1999 die Militärdiktatur überwunden hat und zur Demokratie zurückgekehrt ist, dominieren Sozialdemokraten und Konservative das Zweiparteiensystem. Viele im Land geben ihnen die Schuld an den vielen Krisen Nigerias – von der endlosen islamistischen Gewalt im Norden bis hin zu Kriminalität und Korruption.

Zum ersten Mal hat nun jedoch ein Außenseiterkandidat die Chance, das Zweiparteiensystem im Land aufzubrechen. Der 61-Jährige Peter Obi von der kleinen „Labour Party“ gilt in einigen Umfragen als Favorit vor dem 70-jährigen Bola Tinubu der regierenden Sozialdemokraten und dem 76 Jahre alten Konservativen Atiku Abubakar.

„Die Wahl war in meinem Abstimmungslokal reibungslos“, twitterte Obi nach der Stimmabgabe in seiner Heimatstadt Agulu im Süden Nigerias. „Mich erreichen aber Berichte über Verzögerungen im ganzen Land bei der Auslieferung der Wahlmaterialien.“ Er hoffe, dass sich der Wahlvorgang insgesamt verbessere, schrieb Obi weiter.

Dass die Wahl überhaupt stattfindet, kann jedoch bereits als Erfolg gewertet werden. So war vor fünf Jahren die Abstimmung zur nigerianischen Nationalversammlung nur wenige Stunden vor Öffnung der Wahllokale verschoben worden, da das Militär wegen Angriffen islamistischer Milizen nicht mehr für einen sicheren Ablauf sorgen konnte. Mit einem Ergebnis der aktuellen Abstimmung wird am Dienstag gerechnet.

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